EZB pumpt erneut massiv Liquidität in Finanzmärkte

Angesichts der jüngsten Spannungen stellte die Europäische Zentralbank (EZB) den Banken zur Deckung ihres Liquiditätsbedarfs am Freitag kurzfristig erneut massiv Geld zur Verfügung. Die Währungshüter pumpten 61,05 Milliarden Euro in den Markt. Das frische Geld wurde für drei Tage bereitgestellt. Dies war bereits die zweite Massnahme. Am Donnerstag hatten die Währungshüter für einen Tag 94,8 Milliarden Euro an zusätzlicher Liquidität bereitgestellt.


Zusätzliche Liquidität auch von der Bank of Japan
Auch die Bank of Japan (BoJ), die Fed und andere Notenbanken stellten inzwischen zusätzliche Liquidität bereit. Grund für die Finanzspritzen der Währungshüter ist ein Geldengpass infolge der Turbulenzen an den Finanzmärkten im Zusammenhang mit der Krise auf dem US-Markt für zweitrangige Hypothekenkredite (subprime mortages). Der Tender am Donnerstag war der erste Schnelltender nach dem 11. September 2001, den die EZB mit der Lage am Geldmarkt begründet hat. Normalerweise dienen Schnelltender lediglich der Feinsteuerung des Geldmarktes und haben ein wesentlich geringeres Volumen.


Verstärkte Aufmerksamkeit der Liquiditätsversorgung
«Die G7-Zentralbanken werden der Liquiditätsversorgung weiterhin verstärkte Aufmerksamkeit zukommen lassen müssen und Bereitschaft zeigen, bei Engpässen prompt zu reagieren», betonte Chefstratege Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank in einer Studie. Es werde zunehmend deutlich, dass die von den Vereinigten Staaten ausgehende Krise längst «sehr weite Kreise» gezogen habe. Die Krise sei nicht auf amerikanische Hypothekenkredite an Schuldner mit niedriger Bonität begrenzt, sondern eine Krise am US-Immobilienmarkt. Es sei auch eine Hypothekenbankkrise und ansatzweise bereits eine Hedge-Fonds Krise.


Unruhe am Geldmarkt
Die EZB nimmt nach Einschätzung des Bankhauses HSBC Trinkaus & Brukhardt ihre Rolle bei der Liquiditätsversorgung der Banken ernst. Dies zeige das jüngste Eingreifen. Die Unruhe am Geldmarkt werde durch mehrere Faktoren bestimmt. Aufgrund der Preisverwerfungen in verschiedenen Anlageklassen sei die Bonitäts- und Liquiditätseinschätzung der Kontrahenten zuletzt deutlich aufwendiger geworden. Viele Banken seien entsprechend zurückhaltender, im Geldmarkt Liquidität zur Verfügung zu stellen. Zudem könnten Klauseln in Verbriefungstransaktionen Sponsor-Banken dazu zwingen, Liquidität zur Verfügung zu stellen. Die Liquiditätsaufnahme werde zudem dadurch erschwert, dass der Markt im August saisonbedingt ruhiger sei. (awp/mc/ab)

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