Feintool: Umsatzeinbruch und rote Zahlen

Im Vorjahr wurde noch ein Betriebsgewinn von 18,4 Mio CHF erzielt. Der Reinverlust belief sich auf 46,8 (VJ Gewinn 9,2) Mio CHF, wie die Gesellschaft am Freitag mitteilte. Feintool sei im ersten Halbjahr «massiv» von der globalen Krise in der Automobilindustrie getroffen worden. Ausserdem wurde der EBIT mit ausserordentlichen Aufwendungen in der Höhe von 30,9 Mio CHF belastet. Bei Feintool erzielten die zu schliessende Mühlemann AG sowie die US-Gesellschaften Betriebsverluste, zudem hat die Gruppe eine Goodwill-Abschreibung vornehmen müssen.


Gewinnerwartungen verfehlt
Damit hat Feintool die Erwartungen der ZKB-Analysten (AWP-Konsens) mit dem Umsatz übertroffen, dagegen mit dem Ergebnis deutlich verfehlt. Diese hatten mit einem Umsatz von 196,1 Mio CHF, einem EBIT adjustiert von -14,1 Mio CHF und einem Verlust von 16,4 Mio CHF gerechnet.


Auftragseingang mehr als halbiert
Sowohl der Auftragseingang als auch der Auftragsbestand seien durch viele kleinere Abrufbestellungen der Kunden im Komponentengeschäft negativ beeinflusst worden, schreibt Feintool weiter. Aber auch die seit Jahresbeginn rückläufige Investitionstätigkeit der Kunden im Technologie- und Systemgeschäft bekamen die Lysser zu spüren. Der Auftragseingang ging im ersten Halbjahr um 55,8% auf 136,0 (308,0) Mio CHF und der Auftragsbestand um 39,2% auf 151,8 (249,5) Mio CHF zurück.


«Drastisch gesunkene» Investitionsfreudigkeit
Im Segment Fineblanking/Forming (Anteil am Gesamtumsatz von 64%) sank der Umsatz um 30,9% auf 130,6 (189,0) Mio CHF und der EBIT verringerte sich vor allem wegen der schwierigen Situation in den USA auf -15,2 (+18,1) Mio CHF. Der Auftragseingang reduzierte sich stark auf 87,9 (201,3) Mio CHF, was zu einem Auftragsbestand von 107,6 (169,5) Mio CHF führte. Während der Werkzeugbau «erfreulicherweise gut» ausgelastet war, drückten vor allem die «drastisch gesunkene» Investitionsfreudigkeit und die rückläufige Kundendienstnachfrage auf das Geschäft.


Sämtliche Automation-Bereiche unter Druck
In der Automation (Umsatzanteil von 27%) nahm der Umsatz auf 54,9 (70,2) Mio CHF ab. Der EBIT blieb mit 1,8 (4,5) Mio CHF im «schwarzen Bereich». Allerdings liegen der Auftragseingang mit -48,9% auf 38,5 Mio CHF und der Auftragsbestand mit -41,8% auf 36,7 Mio CHF klar unter Vorjahr. Alle drei Geschäftsbereiche (Automation Systems, Automation Components und Fastening Systems) hätten unter dem wirtschaftlichen Abschwung gelitten.


Rückstellungen
Im Segment Plastic/Metal Components (Umsatzanteil 9%) sank der Umsatz auf 17,8 (32,6) Mio CHF. Der EBIT lag mit 24,1 im negativen Bereich. Darin kommen Schliessungskosten, Wertberichtigungen und Rückstellungen für vertraglich noch zu erfüllenden Aufträge der Mühlemann AG zum Tragen. Das Segment wird bis Ende März 2010 aufgelöst und das Stammhaus der Mühlemann AG in Biberist auf diesen Zeitpunkt geschlossen.


Kurzfristig pessimstischer Ausblick
Im zweiten Halbjahr sei nur mit einigen unbedeutenden ausserordentlichen Posten zu rechnen, verspricht Feintool. Umsatz und Ergebnisse werden jedoch für das laufende Geschäftsjahr 2008/09 bedeutend unter den Rekordvorjahrswerten ausfallen. Die Visibilität sei nach wie vor schwierig. Während die Abwrackprämie in Deutschland sich vorübergehend positiv auf die Teilfertigung in Europa ausgewirkt hat, werden die Probleme bei GM oder Chrysler das zweite Halbjahr negativ beeinflussen.


Besserung mittelfristig in Sicht
Es gebe aber Anzeichen für eine mittelfristige Besserung. Alles deute in der Automobilindustrie darauf hin, dass eine Verschiebung hin zu Modellen mit weniger CO2-Ausstoss stattfinde. Feintool sei derzeit dabei, Werkzeuge zur Serienproduktion von leichteren und kostengünstigeren Funktionskomponenten für innovative Achtgang-Automatikgetriebe sowie Doppelkupplungsschaltgetriebe zu konstruieren. Dies sollte innert Jahresfrist Arbeit im Werkzeugbau und mittelfristig in der Teilefertigung generieren, hofft das Unternehmen. Auch seien mittelfristig vor allem in den Bric-Staaten mit hohen Zuwachsraten bei den Autoverkäufen zu rechnen.


Mittelzufluss
Weiter habe man aus dem Verkauf von eigenen Aktien an bestehende Hauptaktionäre und der Ausübung von Kaderoptionen neue Mittel in der Höhe von rund 10 Mio CHF erhalten. (awp/mc/ps/05)

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