Felix Suhner, Seerose Meisterschwanden: «Ein Hotel mit weniger als 50 Zimmern bringt langfristig zu wenig Rentabilität»

Von Helmuth Fuchs


Moneycab: Herr Suhner, die Seerose befindet sich an schönster Lage direkt am Hallwilersee aber abseits der Tourismusströme. Wie locken Sie die Gäste in die weitgehend unbekannte Region?


Die Seerose ist in der Region Aargau und Basel sehr bekannt als Ausflugsziel mit den schönsten Terrassen direkt am See. Wir hatten also bereits vor dem Erweiterungsbau Elements im Sommer eine hohe Frequenz von Erholung suchenden Gästen. Mit einem Tag der offenen Türe, verschiedenen Eröffnungsfesten und einem grossen Medienecho zur Eröffnung des Hotel Seerose Elements wurden auch die potentiellen Seminar- und Business-Kunden auf uns aufmerksam. Und schliesslich landeten wir mit dem Restaurant Samui-Thai einen tollen Erfolg, der sich auch überregional herumgesprochen hat.


«Ein Wachstum kommt durchaus in Frage. Die Ansprüche an ein neues Haus sind aber sehr hoch. »
Felix Suhner, Unternehmer & Hoteldirektor, Seerose Meisterschwanden


Mit dem «Seerose Elements» haben Sie die Themen Feuer, Erde, Wasser und Luft architektonisch konsequent umgesetzt. Wie sind Sie auf das Thema «Element» und wie ist es zur Zusammenarbeit mit Lian Maria Bauer gekommen?


Nach Reisen in die Trendstädte war für meine Frau und mich eines klar: Wir bauen ein Designhotel, das nicht kühle Zurückhaltung, sondern Lebensfreude, Ferienstimmung und Wärme ausstrahlt. Feng Shui Aspekte wollten wir ebenfalls integrieren und da waren wir bei den Elementen. Durch eine Zeitschrift auf Lian-Maria Bauer aufmerksam geworden, gab ich ihr kurzerhand einen Telefonanruf. Die Chemie stimmte von Anfang an und so kam es zur Zusammenarbeit.


Das «Seerose Elements» ist eine luxuriöse Oase am Hallwilersee. Wie viel hat Sie der Neubau gekostet und wie lässt sich eine solche Investition amortisieren?


Der Neubau kostete mit der gesamten Erweiterung der Infrastruktur, einer grossen Produktionsküche, Lingerie, Mitarbeiter-Restaurant und einem gesamten Bauvolumen von 16’000 m3 die Summe von CHF 12 Millionen Franken. Es sind hauptsächlich drei Punkte notwendig für ein erfolgreiches Investment: Erstens muss die Höhe des Investments im Verhältnis zu dem zu generierenden Umsatz stehen. Zweitens müssen die Schulden konsequent und möglichst schnell auf ein tiefes Niveau zurückbezahlt werden und drittens ist dazu eine hohe Rentabilität des Betriebes notwendig. Wir haben das Glück und das Können, dass wir alle drei Punkte bereits in den ersten beiden Betriebsjahren erreichen werden.


Das Aargauer Seeland ist keine Touristengegend mit ausgesprochener saisonaler Ausrichtung. Welche Schwerpunkte setzen Sie in den verschiedenen Jahreszeiten und wie verteilen sich die Gäste über das Jahr?


Wir generieren in den sechs Sommermonaten zwei Drittel unseres Gesamtumsatzes. Die vielen Aussensitzplätze tragen ihren Teil dazu bei. Ebenso ist das Bankettgeschäft im Sommer viel stärker als im Winter, denken Sie da nur einmal an die vielen Hochzeiten. Als Ausgleich zur starken Sommer- und Wochenendlastigkeit konnten wir mit dem Seminargeschäft einen Gegenpol schaffen, der uns unter der Woche und über das ganze Jahr über verteilt eine gute Auslastung bringt.


Wie würden Sie den typischen Gast in der Seerose charakterisieren, was sucht er in Ihrem Hause?


Klaus Kobjoll prägte einmal den Begriff «eierlegende Wollmilchsau». Dies widerspiegelt die Idee des Hotels Seerose Classic & Elements sehr gut. Wir sprechen alle Menschen in jeglicher Lebenslage an. Allerdings sind unsere Angebote klar segmentiert und jeder Gast findet für seine momentane Stimmung bzw. seine momentane Aufgabe das richtige Angebot. Ob als Seminargast im speziell eingerichteten Plenum oder Gruppenraum, als Honeymooner im Zimmer mit Himmelbett, als Ausflügler für ein Glacé direkt am See, als Geburtstagskind beim Genuss des kreativen 5-Gang Menu im Restaurant Seerose oder auf der Palmenterrasse, als Thailand-Fan im Restaurant Samui-Thai oder als Weinliebhaber im Weinkeller Solaia beim Studium der preisgekrönten Weinkarte.


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Zu Ihrer Hotelgruppe gehören noch das «Bad Bubendorf» in Bubendorf und das «Mürset» in Aarau. Da bieten sich gewisse Skaleneffekte an. Was können Sie für die drei Häuser gemeinsam verwirklichen und wo sollen die Hotels eigenständig bleiben?


Wir legen einen grossen Wert auf die strategische Unternehmensführung. Gerade in diesem Bereich der Jahreszielplanung, des Qualitätsmanagements und des Erfahrungsaustausches können wir viel voneinander lernen und profitieren. Auch unser Know-how im Bereich der Unterhaltsarbeiten, Investitionen und im Umgang mit den Banken bringt uns grosse Kostenersparnisse ein. Skaleneffekte bieten sich zudem in der Bündelung der Kräfte beim gemeinsamen Einkauf und teilweise auch im Austausch von Mitarbeitern. Weitgehend eigenständig bleiben die Häuser in der operativen Betriebsführung.


Nach drei Hotels, wollen Sie noch weiter wachsen und wie müssten weitere Objekte aussehen, damit Sie sich eine Erweiterung der Gruppe überlegen?


Ein Wachstum kommt durchaus in Frage. Die Ansprüche an ein neues Haus sind aber sehr hoch. So ist die Lage ausserordentlich wichtig und der Betrieb muss ein Umsatz- bzw. Ausbaupotential für einen Umsatz von mindestens 5 Mio. CHF aufweisen. Ein Hotel mit weniger als 50 Zimmern bringt langfristig gesehen eine zu geringe Rentabilität.


Da der Hallwilersee nicht zu den typischen Tourismusdestinationen zählt, wie viel Unterstützung bekommen Sie von Schweiz Tourismus und wie bewerben Sie die Seerose?


Wir haben die Möglichkeit bei Aktionen von Schweiz Tourismus mitzumachen. Zudem gibt es den Verein «Seetal Tourismus», der ebenfalls einige Aktionen geplant und umgesetzt hat, um das Seetal bekannter zu machen. Sonst ist der Kanton Aargau als Industriekanton aber touristisches Niemandsland. Unsere Schwerpunkte bei den Werbeausgaben für die Seerose haben wir im Bereich Public Relation und im Coorporate design gelegt. Zudem inserieren wir gezielt nach unseren verschiedenen Zielgruppen in ausgesuchten Zeitschriften.


Ihr Umweltengagement wurde Ende des letzten Jahres mit ISO 14001 zertifiziert. Was bedeutet die Zertifizierung für die Seerose und für Ihre Gäste?


Wir sind inmitten eines Naturschutzgebietes direkt am Hallwilersee gelegen. Die Natur ist unser Kapital, zu dem wir Sorge tragen wollen. Deshalb engagieren wir uns auch stark dafür. So sind zum Beispiel unsere klimatisierten Hotelzimmer mit Seewasser anstatt mit Kältekompressoren gekühlt. Die ISO 14001 Zertifizierung soll zu unserem Image als fortschrittlich geführtem, ethisch handelndem Gastronomieunternehmen beitragen.


Da Ihr Vater die Seerose 1977 erwarb, war Ihr Weg schon zu einem gewissen Grade vorgezeichnet. Wenn Sie die Seerose nicht besässen, welches Hotel würden Sie sonst gerne führen?


Wichtig ist die verantwortliche Person, der Besitzer oder Verwaltungsrat hinter einem Hotel. Diese Person muss «Drive» haben und die Chemie muss auch noch stimmen. Wenn ich also Hoteldirektor wäre, wäre dies in einem Hotel, wo diese Voraussetzungen stimmen würden.


Sie haben zwei Wünsche frei, wie sehen die aus?


Ein weiterhin harmonisches und glückliches Familienleben und ein langes, zufriedenes Leben.



Der Gesprächspartner:

Felix Suhner (40) führt seit 1994 das Hotel-Restaurant Seerose am Hallwilersee. Dank seiner langjährigen Erfahrung in der Hotellerie sowie seiner kontinuierlichen Weiterbildung gelingt ihm dies sehr erfolgreich. Unter seiner Leitung wurde das Hotel um den viel versprechenden Neubau «Elements» erweitert und im Mai 2003 eröffnet.


Seine Grundausbildung begann Suhner mit der dreijährigen Kantonalen Handelsschule in Baden und einer anschliessenden Kochlehre im Badrutt?s Palace Hotel, St. Moritz. Darauf besuchte er die Hotelfachschule in Luzern und eignete sich vertieftes Know-how im Hotelmanagement an, welches er schon an seinen ersten Arbeitsstellen in Cully, Zermatt, Davos und Arosa erfolgreich umsetzen konnte. Als Hotelierssohn aufgewachsen, war ihm stets besonders wichtig, zunächst in einem Fremdbetrieb – in seinem Fall das Hotel Martinshof in Zuchwil – als Geschäftsführer Erfahrungen zu sammeln. Im Jahre 1994 holte ihn sein Vater ins Hotel-Restaurant Seerose.


Im Oktober desselben Jahres, gerade 30 Jahre alt geworden, übernahm Felix Suhner die Geschäftsleitung und ist seit 1997 zudem Eigentümer und Verwaltungsrats-Präsident der Seerose. In den letzten Jahren gelang es ihm, zwei weitere Betriebe in die Firmengruppe zu integrieren: Einerseits das Restaurant Mürset in Aarau, ebenfalls ein traditionsreiches Haus im Aarauer Schachen, andererseits das Basellandschaftliche Hotel Bad Bubendorf. Gemeinsam mit Roland Tischhauser, einem Freund aus der Zeit der Hotelfachschule in Luzern, konnte er letzteren 1999 durch ein Management Buyout übernehmen. Neben seiner beruflichen Karriere absolvierte Felix Suhner bereits diverse Kurse bei der GSBA in Horgen.


Die gesamte von Felix Suhner geführte Unternehmensgruppe beschäftigt rund 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bildet an allen Standorten Lehrlinge in den vier Berufszweigen Küche, Service, Hauswirtschaft und Réception aus.


Felix Suhner ist verheiratet und wurde im März 2003 zum ersten Mal Vater. Seine Frau Rhéane Suhner hilft seit fünf Jahren im Hotel Seerose mit und ist für das Marketing zuständig. Grosse Hobbys des Hotelierpaares sind Bordeauxweine sowie kulinarische Weiterbildungsreisen im Ausland.

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