Finanzbranche einig über Rettung für Hypo Real

Damit wird ihr Teil der Bürgschaft im Volumen von 8,5 Milliarden Euro für Notfall-Kredite an den angeschlagenen Immobilienfinanzierer nicht nur von den Privatbanken getragen, sondern auch von Versicherern sowie öffentlich-rechtlichen Instituten und Genossenschaftsbanken. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa beteiligen sich die privaten Banken nunmehr mit 4,5 Milliarden Euro an dem Bürgschaftsrahmen. Zunächst wollten sie nur 3 Milliarden Euro der Kreditgarantien übernehmen. Landesbanken sowie Sparkassen steuern zusammen 1,6 Milliarden Euro bei, die Versicherungswirtschaft schultert weitere 1,4 Milliarden Euro. Der Anteil der Genossenschaftsbanken soll sich auf 0,6 Milliarden Euro belaufen und die Bürgschaftssumme der Förderbanken auf 0,4 Milliarden Euro. Eine offizielle Bestätigung dafür gab es bis Freitagnachmittag nicht.


Weitaus grösserer Teil der Ausfallgarantie beim Bund
Damit bleibt es unterm Strich bei einem Engagement der deutschen Finanzindustrie von insgesamt 8,5 Milliarden Euro, wie es das am vergangenen Wochenende vereinbarte Rettungspaket von Banken, Bundesregierung, Bundesbank sowie Finanzaufsicht BaFin vorsah. Der weitaus grössere Teil der Ausfallgarantie entfällt mit rund 26,5 Milliarden Euro auf den Bund und damit den Steuerzahler. Die Garantie wird aber erst fällig, sollten tatsächlich Verluste anfallen. Im Gegenzug stehen ein erheblicher Umbau der HRE sowie eine massive Vermögensverwertung an.


Auch Druck von EZB und Bundesregierung
Wie aus Verhandlungskreisen verlautete, hätten auch der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sowie die Bundesregierung «Druck gemacht». Damit solle ein Beitrag zur Beruhigung der Märkte geleistet werden, hiess es. Am frühen Freitagmorgen sei dann nach gut zwölfstündigen Verhandlungen eine Einigung der Finanzbranche gelungen. Das Rettungspaket für die HRE-Gruppe sorgte auch an der Börse für Erleichterung: Die Papiere des DAX-Konzerns stiegen in der Spitze um rund 60 Prozent auf zeitweise fast 8,50 Euro.


Ohne Einigung Insolvenz spätestens Montagmorgen
Am Vorabend hatte ein Bericht von «Welt Online» für Alarmstimmung gesorgt, demzufolge die Verhandlungen in der Nacht zum Freitag unter Zeitdruck standen. Ohne eine Einigung der Finanzbranche hätte eine Insolvenz spätestens am Montagmorgen gedroht, hiess es. Bundesregierung, Bundesbank und ein Pool aus mehreren Banken hatten mit Finanzhilfen von rund 35 Milliarden Euro die Hypo Real Estate am vergangenen Wochenende praktisch in letzter Minute vor dem Aus bewahrt. Für die Notfall-Kredite wird ein entsprechender Bürgschaftsrahmen bereitgestellt.


Hintergrund
Die Versicherungen waren zu den Gesprächen geladen, weil viele von ihnen stark in Pfandbriefen engagiert sind. Diese Wertpapiere werden unter anderem von der Hypo-Real-Estate-Tochter Depfa herausgegeben und weltweit gehandelt. An den Verhandlungen der Finanzbranche in Frankfurt hatten Bundesbank-Präsident Axel Weber, der oberste Bankenaufseher Jochen Sanio sowie Spitzen-Vertreter von Banken und Versicherungen teilgenommen. Die Hypo Real Estate war vor allem durch ihre Tochter Depfa in Bedrängnis geraten, die sie vor rund einem Jahr übernommen hatte. Die Depfa hatte an den angespannten Geldmärkten nicht mehr ausreichend kurzfristige Kredite erhalten und hätte den gesamten DAX-Konzern in den Abgrund reissen können. (awp/mc/gh/26)

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