Finanzbranche: Fachkräftemangel trotz Wirtschaftskrise

Insgesamt wurden für die Untersuchung, die zum dritten Mal in Folge erhoben worden ist, über 4.800 Personal- und Finanzmanager in 21 Ländern zu Trends auf dem Arbeitsmarkt für das Finanz- und Rechnungswesen befragt.


Lage am Fachkräftemarkt bleibt angespannt
Ungeachtet der ökonomischen Flaute haben viele Arbeitgeber im Finanz- und Rechnungswesen nach wie vor Schwierigkeiten, passende Bewerber für offene Stellen zu finden. Mehr als jeder zweite der am Global Financial Employment Monitor teilnehmenden Schweizer Finanz- und Personalmanager konstatiert weiterhin keine Entspannung auf dem Fachkräftemarkt. Besonders in der Buchhaltung sowie im Controlling und in der Finanz- und Unternehmensanalyse beobachten sie einen gravierenden Mangel an qualifizierten Kandidaten ? speziell in den Senior-Positionen wie Haupt- und Finanzbuchhalter, Senior Analyst, Senior Controller oder Finance Manager.


Gedämpfte Krisenstimmung
Die Auswirkungen der weltweiten Rezession machen sich im Schweizer Finanz- und Rechnungswesen bisher nur verhalten bemerkbar. So haben 34 Prozent der Befragten des Global Financial Employment Monitor noch keine Konsequenzen der angespannten wirtschaftlichen Situation an ihrem Arbeitsplatz bemerken müssen. Kam es jedoch zu Sparmassnahmen wie Einstellungsstopps oder dem Umverteilen von Aufgaben, leiden besonders die verbliebenen Mitarbeiter. 37 Prozent von ihnen beklagen grössere Arbeitspensen und 29 Prozent mehr Stress als in der Hochkonjunktur. Ein knappes Viertel der Studienteilnehmer moniert zudem vermehrte Überstunden sowie jeder Fünfte eine schlechtere Arbeitsmoral unter den Kollegen (Mehrfachnennungen möglich).


Die Qual der Wahl
Der Mangel an qualifizierten Bewerbern wirkt sich auch auf die Dauer des Rekrutierungsprozesses aus. Durchschnittlich 9,1 Wochen benötigen Schweizer Firmen für die Besetzung einer offenen Fachposition; wollen sie eine vakante Managementstelle besetzen, suchen sie sogar 11,5 Wochen nach dem passenden Kandidaten. Im Vergleich zum letzten Jahr benötigen die Unternehmen damit gut zwei Wochen länger für die Einstellung neuer Mitarbeiter.
Dabei wertschätzen die Unternehmen bei der Rekrutierung nach wie vor die gleichen Qualifikationen. So sollen die Bewerber über ein möglichst grosses Branchenwissen sowie über Kenntnisse im Bereich Compliance verfügen. Auf den weiteren Plätzen der Wunschliste rangieren schliesslich das Verständnis für internationale Märkte und ein juristisch geprägter Hintergrund des Kandidaten.


Keine Angst vor mangelnder Loyalität
Aufgrund der angespannten Wirtschaftslage schrecken viele Angestellte nach Einschätzung ihrer Vorgesetzten derzeit vor einem Jobwechsel zurück: 66 Prozent der Schweizer Manager glauben auf keinen Fall, dass sie Leistungsträger an die Konkurrenz verlieren könnten, weitere 28 Prozent sind lediglich leicht besorgt über mögliche Abwanderungspläne von Top-Performern. Damit spielt die Wirtschaftskrise den Unternehmen zumindest in diesem Punkt in die Hände, da letztes Jahr nur 58 Prozent der Personalentscheider fest auf die Treue der Mitarbeiter zum Arbeitgeber bauten. 
«Der immer noch vorhandene Fachkräftemangel zeigt die Bedeutung des Finanz- und Rechnungswesens für die Unternehmen», erläutert Sven Hennige, Managing Director Central Europe bei Robert Half International, die Ergebnisse der Studie. «Auch die längeren Entscheidungsprozesse bei Neueinstellungen spiegeln den grossen Bedarf an speziellen Kenntnissen wider, über die nur wenige Kandidaten verfügen. Und da Fehlbesetzungen teuer sind, prüfen die Personalverantwortlichen trotz der angespannten Lage die Kandidaten auf Herz und Nieren.» (robert half/mc/ps) 

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