Finanzkrise: US-Regierung will Banken von faulen Krediten befreien

Ringen mit der Finanzkrise strebt die US- Regierung ein riesiges Rettungspaket an. Dabei solle die Finanzbranche von notleidenden Vermögenswerten befreit werden, sagte US-Finanzminister Henry Paulson am Freitag. Derzeit «würgen sie den Kreditfluss ab, der lebenswichtig für unsere Wirtschaft ist». Man rede in diesem Zusammenhang von «hunderten von Milliarden Dollar». «Um das Vertrauen in unsere Märkte und unsere Finanzinstitutionen wiederherzustellen, müssen wir das grundlegende Problem angehen, um Wachstum und Wohlstand zu fördern», sagte er. Er hoffe nun auf die baldige Verabschiedung entsprechender Gesetze durch den US-Kongress.


Systemische Risiken in den Kapitalmärkten angehen
In Washington hatte sich Paulson am Donnerstagabend kurzfristig mit US-Notenbankchef Ben Bernanke, Vertretern des US-Kongresses und der Präsidentin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, getroffen, um über das Vorgehen zu beraten. «Wir beschäftigen uns mit einem Ansatz, die systemischen Risiken in den Kapitalmärkten anzugehen», sagte Paulson nach den Treffen in Washington. «Wir sprachen über eine umfassende Herangehensweise, die per Gesetz das Problem der nicht-liquiden Vermögenswerte in den Bilanzen bewältigen soll.»


Tempo ist entscheidend
Bernanke beschrieb die Gespräche im Kongress als «sehr, sehr positiv». Pelosi sagte: «Wir hoffen, sehr schnell voranzukommen. Tempo ist entscheidend.» Die Vertreter beider Parteien wollten sich anhören, «was die Regierung zu sagen hat». Dabei hofften sie, «dass wir zusammenarbeiten können». Zur Überwindung der Finanzkrise würden «alle Optionen» in Betracht gezogen, sagte die Sprecherin des US-Finanzministeriums, Brookly McLaughlin. Dazu zählten Gesetzesmassnahmen und Regierungsanordnungen. Die Beratungen mit den Vertretern des Kongresses sollten «über das Wochenende» fortgesetzt werden, um einen «Weg nach vorne aufzuzeigen».


Staatsfonds Resolution Trust Corporation (RTC)
Die US-Regierung will sich offenbar an dem Staatsfonds Resolution Trust Corporation (RTC) orientieren, der 1989 zur Sanierung zahlreicher Spar- und Darlehenskassen eingerichtet wurde und insgesamt 394 Mrd USD verwaltete. In einer vom Staat organisierten Zweckgesellschaft könnten demnach riskante Papiere und «faule Kredite» gebündelt werden, die den Unternehmen derzeit massive Probleme bereiten. Eine solche Lösung würde den Banken wieder einen normalen Geschäftsbetrieb ermöglichen. Auch müssten nicht mehr wie bisher Rettungsaktionen für einzelne Banken gestartet werden.


Kursfeuerwerk
An der Börse in Tokio lösten die Rettungspläne einen Kurssprung um 3,76% auf 11 920,86 Punkte aus. Auch in Hongkong sprangen die Kurse nach oben. In New York zog der Dow-Jones-Index am Vorabend um 3,86% auf 11 019,69 Punkte an. Die Schweizer Börse startete ebenfalls mit einem Kursfeuerwerk. Einen Ansturm gab es insbesondere auf Bank- und Versicherungsaktien.

Rettungsplan könnte auch Morgan Stanley helfen
Der Rettungsplan könnte auch der um ihre Zukunft ringenden US-Investmentbank Morgan Stanley helfen. Das Traditionshaus verhandelt derzeit laut Medien einerseits mit dem viertgrössten US- Finanzkonzern Wachovia über eine Fusion. Parallel versuche die Bank aber weiter, ihre Unabhängigkeit zu retten – womöglich mit Kapital von Chinas Staatsfonds CIC.


Verschärftes Vorgehen gegen Spekulanten
Die US-Justiz geht unterdessen wegen der Börsenturbulenzen verschärft gegen Spekulanten vor. Der New Yorker Generalstaatsanwalt Andrew Cuomo kündigte umfassende Ermittlungen zu böswillig gestreuten Gerüchten und illegalen Praktiken bei Börsenwetten auf fallende Kurse an. Die britische Finanzaufsicht (FSA) verbot am Donnerstag Leerverkäufe auf Finanztitel. (awp/mc/gh/20)

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