Frans Hals: Portrait eines Mannes

Der Name des Dargestellten hat sich in der Vergangenheit verloren; keine Inschrift, kein Wappen, keine andersartige Überlieferung verrät ihn. Auch ist sein Alter nicht leicht zu bestimmen; durchaus ungewiss ist, ob er «jung» war, wie die Literatur über das Bild gelegentlich angibt. Der Mann fasst mit der Rechten (weisse Manschette) an die Knopfreihe (?) seines schwarzen Gewandes; die Linke ist wohl in die Hüfte gestemmt zu denken, im Grunde jedoch nicht


  Portrait eines Mannes. Um 1660-1666. Öl auf Leinwand. 70 x 58.5 cm

zu erkennen. Vom offenen weissen Leinenkragen hangen die Troddeln der Schnur herab, mit der man den Kragen vorn zusammenziehen konnte. (Dass der Kragen offen ist, gibt dem Bild einen auffallenden Zug von Ungezwungenheit.) Die Haare wallen herab und tief in die Stirn. Das breite, fleischige Gesicht ist aus merklich verschiedenen Hälften zusammengefügt. Ein fester, leuchtenderBlick trifft den Betrachter aus der beschatteten Seite, während das rechte Auge abgleitend beiseiteblickt. Ein Ausdruck heiterer, ja spöttischer Überlegenheit liegt auf dem Gesicht, bedingt vor allem von dem schiefen Mund. Die gute Laune, die dieser Mann ausstrahlt, ist als ein Ausnahmezustand des Gemüts in der Bildnismalerei nicht das Geläufige. Aber er ist Hals Bildnissen so eigen, dass man ihn mehr dem Maler als seinen Auftraggebern beilegen darf.

Wenn eine Geste mehr als als nur eine Geste ist
Hals führte das Lächeln oder Lachen als Zeichen bürgerlichen Selbstgefühls in die holländische Bildnismalerei ein. Auch malerisch befreite er sich von Überlieferungen: Struppig wie Rembrandt die Rohrfeder über das Papier, so führte Hals den Pinsel Strich um Strich über die Leinwand; die Formen werden nicht in fliessenden Übergängen modelliert, sondern durch neben- und übereinandergesetzte Flächen suggeriert. Das war die Technik der Ölskizze, aus der Historienmalerei auf die grossen Formate der Bildnismalerei übertragen. Was dort Durchgangsstufe war, blieb hier das Ergebnis. Ganz tonig ist die Malerei, auf Schwarz, Ockerbraungelb und Weiss gestimmt. Ein wenig Hellrot setzt Akzente im Gesicht und auf der Hand. Das Entstehungsdatum ergibt sich aus dem Vergleich mit eng verwandten und datierten Bildnissen.





Biografisches zu Frans Hals
1581 wurde sein Bruder Dirck in Haarlem getauft ? damals war die Familie also dort. Sein Lehrer war Karel van Mander in Haarlem (um 1600-1603). 1610 wurde er in Haarlem Mitglied der Malerzunft. Er hatte zahlreiche Schüler und Nachahmer. Mit Ausnahme einer Reise nach Antwerpen 1616 blieb er in Haarlem ansässig. Er malte Bildnisse und umfangreiche Gruppenbildnisse.







Sammlung E.G. Bührle Zürich:
van Gogh – echt falsch
Die Sammlung Bührle zeigt im gediegenen Ambiente der Villa an der Zollikerstrasse die Geschichte eines falschen van Goghs. Neben der Fälschung sind aber auch Originale van Goghs zu sehen. Weiter…
Ausstellung bis 27.2.06







Sammlung Bührle, Zollikerstrasse 172 
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr

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