Gasstreit lässt Ölpreise um mehr als zwei Dollar steigen

Ein Barrel (159 Liter) leichtes US-Öl kostete am ersten Handelstag des Jahres in New York 63,60 Dollar und damit 2,56 Dollar mehr als zum Jahresabschluss am Freitag. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kletterte in London zum Vortag um 2,82 Dollar auf 63,60 Dollar. Es herrsche Furcht davor, dass Russland Erdgas als politisches Instrument nutze, sagten Händler.

Konflikt illustriere die Schwäche des weltweiten Energiesystems
Experten rechnen mit weiter steigenden Ölpreisen, sollte es nochmals zu Versorgungsengpässen des Gaslieferanten Gazprom für europäische Kunden kommen. Der Konflikt illustriere die Schwäche des weltweiten Energiesystems, sagte Edward Meir, Analyst bei Man Financial. Ein Grossteil des Energieangebots komme aus Ländern mit einem unsicheren politischen System. Dies mache die Energiepolitik unvorhersehbar. Nachdem das vom Kreml kontrollierte Unternehmen seine Gaslieferungen an die Ukraine am Neujahrstag eingestellt hatte, hatten mehrere Länder über einen Rückgang der durch die Pipelines gelieferten Gasmenge geklagt. Nach Angaben von Gazprom pumpt die Ukraine illegal Gas aus der Transitleitung ab.

EU als Geisel zu nehmen, ist nicht der richtige Weg
EU-Energiekommissar Andris Piebalgs hat Russland davor gewarnt, die Europäische Union als Geisel im Gasstreit mit der Ukraine zu nehmen. Stattdessen müssten Russen und Ukrainer sich am Verhandlungstisch über den künftigen Preis für russisches Erdgas einigen. Piebalgs bestätigte in Brüssel vor Journalisten den Erhalt eines Briefs aus Moskau. Darin fordere die russische Seite die Europäer auf, Druck auf die Ukraine auszuüben. «Ich denke, die EU als Geisel zu nehmen, ist nicht der richtige Weg», sagte Piebalgs. Der ehemalige Energieberater des US-Präsidenten George W. Bush, Matthew Simmons, hat unterdessen für die kommenden Jahre vor einem dramatischen Anstieg des Ölpreises gewarnt.

Matthew Simmons rechnet mit Ölpreis von 200 bis 250 Dollar je Fass
«Wir müssen in den kommenden Jahren mit einem Ölpreis von 200 bis 250 Dollar je Fass rechnen», sagte er dem Wirtschaftsmagazin «Capital» (Januarausgabe). Öl werde knapp und es würden immer weniger neue Felder geortet. «2005 wurden so wenige neue Quellen entdeckt wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr.» Bis 2012 werde das weltweite tägliche Fördervolumen von aktuell 75 Millionen auf 65 Millionen sinken, erwartet Simmons. Zugleich ziehe die Nachfrage rapide an. Simmons leitet heute die 1974 von ihm gegründete Energieinvestmentbank Simmons & Co.

(awp/mc/hfu)

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