Gate Gourmet: Euro-Anleihe als Knackpunkt im Verkaufsprozess


Im November will Gate Gourmet eine Anleihe über 400 Millionen Euro begeben. Misslingt die Emission, könnte die Übernahme der Swissair-Tochter durch die Texas Pacific Group scheitern.

Von Andreas Kälin und Daniel Zulauf

Im vergangenen März hat die Swissair-Gruppe angekündigt, dass sie ihr Catering-Unternehmen Gate Gourmet an die Texas Pacific Group verkaufe. Noch ist die Transaktion nicht besiegelt. Das Closing, mit dem Gate Gourmet an den US-Finanzinvestor übergeht, soll Mitte Dezember erfolgen, erklärt Martin Müller, Executive Vice President von Gate Gourmet, auf Anfrage.

Verkaufsabschluss im Dezember?Da sich die Swissair-Gruppe in Nachlassstundung befindet, muss der Gate-Gourmet-Verkauf richterlich bewilligt werden, in diesem Fall von je einem Richter in der Schweiz, der USA und der Niederlande. Noch nicht alle haben ihre Zustimmung zum Verkauf gegeben. Gefahr für die Transaktion droht aber von anderer Seite.

Anleihensemission geplant(Foto: Keystone)
Gate Gourmet will eine hochverzinsliche Anleihe über 400 Millionen Euro begeben. Federführend bei der Emission sind Credit Suisse First Boston und Schroder Salomon Smith Barney. Das Geld soll Texas Pacific zur Finanzierung der Gate-Gourmet-Übernahme dienen: Die Finanzgruppe will ein Leveraged buyout bewerkstelligen. Das bedeutet, ein Teil des kolportierten Verkaufspreises von 1,08 Milliarden Franken wird Gate Gourmet aufgebürdet. Wie Martin Müller von Gate Gourmet bestätigt, soll die Anleihe im November aufgelegt werden. Allerdings ist das Umfeld für solche High-Yield-Bonds derzeit denkbar ungünstig – wie Texas Pacific selbst erfahren hat.

Schlechte Erfahrung mit Burger KingIm Juli hatte die britische Diageo angekündigt, dass sie die Schnellimbisskette Burger King für 2,26 Milliarden Dollar an ein Konsortium mit Texas Pacific, Bain Capital und Goldman Sachs Capital verkaufe. Auch in diesem Fall handelt es sich um ein Leveraged buyout: Nach den Plänen der Käufer sollte die Übernahme grossenteils über eine hochverzinsliche Anleihe von 1,6 Milliarden Dollar finanziert werden. Doch die federführenden Banken Salomon Smith Barney und JP Morgan Chase haben dem Vernehmen nach Probleme, das Geld zu beschaffen. Gemäss involvierten Kreisen bleibt noch Zeit, um die Finanzierung sicherzustellen. Aber die ganze Transaktion gilt als gefährdet.

Ungünstiges Umfeld(Foto: PD)
Leveraged buyouts sind derzeit schwierig zu bewerkstelligen. Denn im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld fällt es Übernahmeobjekten wie Burger King und auch Gate Gourmet schwerer, die auf sie überwälzten Schulden und die Zinslast zu tragen. Bei Burger King haben sich die Befürchtungen im Markt noch verstärkt, weil der Geschäftsverlauf der Imbisskette unter den Erwartungen geblieben sei, heisst es aus Bankenkreisen. Gate Gourmet hat dagegen ihr Budget übertroffen – mindestens im ersten Quartal 2002, wie aus dem Juni-Bericht hervorgeht. Gut sind die Resultate dennoch nicht: In den ersten drei Jahresmonaten gab es mit einem Umsatz von 642 Millionen Franken einen Betriebsverlust (Ebit) von 18 Millionen Franken. Müller bestätigt, dass der Umsatz von Gate Gourmet 2002 «nicht mehr» das letztjährige Niveau von 3,3 Milliarden Franken erreichen werde.

«Unmöglich»Der Londoner Corporate-Finance-Spezialist Kensey Green umschreibt die Stimmung im Markt für Unternehmensanleihen als «unmöglich»; sogar eine solide Firma wie die deutsche Heidelberg Cement musste den Versuch zur Emission einer Anleihe kürzlich aufgeben. Noch viel schwieriger zu platzieren sind High-Yield-Bonds: «Der Primärmarkt für hochverzinsliche Anleihen wird durch die vielen gefallenen Engel konkurrenziert, die mit einer normalen Verzinsung auf den Markt gekommen sind und jetzt das Renditeniveau von Junk-Bonds aufweisen», weiss Green, der für die Bank Nomura dieses Marktsegment nur noch als aufmerksamer Beobachter verfolgt.

Ängstliche Fondsmanager
Gemäss Green sind «die europäischen Fondsmanager derzeit sehr ängstlich, sie wollen sich die Finger nicht mit neuen hochverzinslichen Anleihen verbrennen». Über die geplante Emission eines High-Yield-Bonds durch Gate Gourmet ist ihm zwar nichts bekannt. Aber er glaubt, dass der Airline-Caterer eine Bank suchen muss, die die Finanzierung zuerst über einen Kredit sicherstellt und diesen später, wenn sich die Marktstimmung gebessert hat, als Anleihe auflegt. Nach Greens Meinung sind die Chancen für eine direkte Anleihensemission «gering». Doch auch den Kredit-Umweg hält er für schwer begehbar.

Texas Pacific weiter zuversichtlichTrotzdem geben sich Texas Pacific Group und Gate Gourmet zuversichtlich. Der Verkaufsabschluss sei nach wie vor gegen Ende des vierten Quartals zu erwarten, bekräftigt Owen Blicksilver, der Sprecher der amerikanischen Finanzgruppe. Zur Anleihensemission will er sich nicht äussern. Er bestätigt nur, dass das Closing noch von der Erfüllung diverser üblicher Bedingungen abhänge.


Die Nummer zwei der Welt 
Bei Gate Gourmet wird mit der grossen Kelle angerichtet: Das Unternehmen, das noch Teil der SAirGroup ist, gilt mit rund 24 Prozent Marktanteil als das zweitgrösste Airline-Catering-Unternehmen der Welt. Grösser ist nur noch Sky Chef (Marktanteil von 34 Prozent). Bei Gate Gourmet wird in 45 Küchen in 33 Ländern auf sechs Kontinenten jeden Tag für 800’000 Passagiere gekocht. Im Jahr essen damit rund 300 Millionen Fluggäste, was aus den Küchen von Gate Gourmet kommt. Der Hauptsitz des Unternehmens, das weltweit noch knapp 25’000 Angestellte beschäftigt, liegt in Glattbrugg.

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