Georges Braque: Der Violinspieler








Weitere Bilder von Georges Braque aus der Sammlung Bührle.

Braque, der erst 1906 als Nachzügler zum Fauvismus kam und nur achtzehn Monate an dieser Bewegung teilnahm, steht seit 1908 mit Picasso in der vordersten Linie des Kubismus. Die Farbe wird der Verstärkung des Plastischen geopfert. Die traditionelle Perspektive, die es dem Künstler nicht erlaubt, die Dinge voll in Besitz zu nehmen ? um es mit Braque zu formulieren ?, wird aufgegeben. Das Bild erhält seine Eigengesetzlichkeit, die Cézannes Werk vorbereitet hatte und mit der Gedächtnisausstellung des Künstlers von 1909 erneut in das Bewusstsein der jungen Künstler trat. Von den ersten kubistischen Bildern Braques aus L?Estaque von 1908 ? noch 1906/07 Schauplatz seiner fauvistischen Bilder ?, die Vauxcelles in der Ausstellung der Unabhängigen von 1909 «bizarreries cubiques» nannte, führt die Entwicklung mit der Stereometrisierung der Binnenform zum analytischen Kubismus, der in seiner letzten Phase von 1911 eine wachsende Schwächung der Gegenstandsaussage zuliebe des «rhythmisch Geordneten» (Georg Schmidt) erfährt.


Georges Braque (1882?1963), L’Homme au violon, 1912, Öl auf Leinwand (ovale), 100 x 73 cm


Der «Violinspieler» von 1911 ist ein repräsentatives Werk dieser Stilstufe: das hiermit erstmals auftretende Oval, das nur durch völlige Harmonie der Komposition in der Schwebe gehalten werden kann, Unterordnung des Gegenstandes, der sich hier nur noch in Kopf, Hand und rudimentären Andeutungen der Geige ahnen lässt, unter ein mehr flächenhaft lineares Ordnungsprinzip, das sich in seiner konischen Verjüngung nach oben von dem Element des Geigengriffbrettes mit den Saiten herzuleiten scheint, äusserste Beschränkung der Farbe auf Grau, Braun und Schwarz und schliesslich die mit diesem Stil auftauchenden Schablonen-Buchstaben als gegenständliche Ordnungselemente.


Biografisches:
Lehre als Dekorationsmaler in Le Havre. Seit 1900 Malstudien in Paris. 1905/06 fauvistische Periode. Einfluss von Cézanne. 1908 in Estaque. Kubistische Bilder (analytischer Kubismus). Freundschaft mit Picasso. 1911/12 Übergang zum synthetischen Kubismus. Im Weltkrieg schwer verwundet. In den dreißiger Jahren auch als Plastiker tätig. 1948 Großer Preis der Biennale. 1953 Deckendekoration für die Salle Henri II im Louvre.











Sammlung Bührle , Zollikerstrasse 172
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Sonntag, 14 – 17 Uhr

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