Glarner Kantonalbank schreibt rote Zahlen

Die faulen Kredite zu Tage brachte eine Analyse, welche die Glarner Regierung eingefordert hatte. Die externen Fachleute bezifferten die Verluste als weit höher als zunächst angenommen. Im Jahresbericht 2007 war noch mit Abschreibungen von 17 Mio CHF gerechnet worden.


CEO-Rücktritt im März – Kritik an Bankrat
Die GLKB scheiterte letztes Jahr mit der geplanten Übernahme der Bank Linth. Der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Bernt Arpagaus, stellte daraufhin anfangs März dieses Jahres seinen Job zur Verfügung und wurde freigestellt. Auch der Bankrat geriet in die Kritik. Das Kantonsparlament verweigerte dem Vizepräsidenten des strategischen Führungsgremiums die Wahl zum Präsidenten und berief Martin Leutenegger in das Amt. Zudem stellte der Landrat die Genehmigung der Jahresabschlusses zurück.


Mangelnde Corporate Governance
Leutenegger erklärte am Donnerstag der Nachrichtenagentur SDA, rund 40 Prozent der Geschäftskredite, die abgeschrieben werden mussten, seien ausserhalb des Stammgebietes gewährt worden. Die Schwierigkeiten eingebrockt hat offenbar massgeblich der ehemalige CEO. Die externen Berater beanstandeten mangelnde Corporate Governance und den dominanten Führungsstil des Chefs.


Stille Reserven von 15 Mio. Franken aufgelöst
Zur Finanzierung der Wertberichtigungen mussten stille Reserven in der Höhe von 15 Mio CHF aufgelöst werden. Die missglückte Expansion wird auch im Jahresabschluss zu roten Zahlen führen. Die Bank rechnet 2008 mit einem negativen Ergebnis.


Neuausrichtung beschlossen
Das Desaster hat Konsequenzen. Risikopolitik und Risikomanagement werden überprüft, und künftig konzentriert man sich auf das Geschäft im Kanton und in den direkt angrenzenden Gebieten zwischen Zürichsee und Walensee. Die Eidg. Bankenkommission (EBK) und die Glarner Regierung unterstützen die Neuausrichtung. Der Bankrat wird Ende August die neue Risikopolitik verabschieden. Mit der Behebung der Mängel wurde eine Task-Force unter der Leitung von CEO David Becher beauftragt.


Operatives Geschäft: Bruttogewinn um 15,5 % gesunken
Das Ergebnis des operativen Geschäfts liege im Rahmen der Abschlüsse vergleichbarer Institute, kommentiert die GLKB. Die Betriebserträge sanken gegenüber der Vorjahresperiode um 4,6% auf 33 Mio CHF, der Bruttogewinn verminderte sich um 15,5% auf 15,5 Mio CHF. Die Bilanzsummme sank um 1,2% auf 3,182 Mrd CHF.


Erfolg im Zinsgeschäft leicht erhöht
Im Kommissionsgeschäft wurden 5,9 Mio CHF oder 10,9% weniger erwirtschaftet. Dank Absicherungsgeschäften hat der Erfolg des Zinsgeschäftes um 0,2 Mio auf 26,2 Mio CHF gesteigert werden können. Das Handelsgeschäft brachte noch 0,5 Mio CHF ein, 0,9 Mio CHF weniger als im 1. Halbjahr 2007.


EBK-Mindestanforderungen erfüllt
Der Deckungsgrad mit Eigenmitteln wird mit 127% ausgewiesen. Damit würden die Mindestanforderungen der EBK vollumfänglich erfüllt. Doch solle der Deckungsgrad «substantiell und rasch» verbessert werden, wie Leutenegger unterstrich.  (awp/mc/pg/19)

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