Bei aller Euphorie über die kommende FIFA-WM 2022 in Katar und dem damit einhergehenden Bauboom: auch beim Musterschüler am Golf, der für die erste arabische Fusball-WM 68 Mrd. Dollar investieren und ab 2011 Hochgeschwindigkeitszüge durch die Wüste fahren lassen will, lohnt ein kritischer Blick. Credit Suisse-Analystin Jacqueline Madu hat die Wachstumsprognose für 2011 von 17,5% auf 16,7% herunter korrigiert. Begründung: obwohl Doha die Öl- und Gasproduktion 2010 um 23,8% steigern konnte und obwohl der Aktienindex um 24% zulegte, verzögerten sich zahlreiche Bauprojekte. Permanente Not an Mann und Material ist am Persischen Golf der Normalzustand geworden.
Davon können die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) ein Lied singen. Zwar profitiert das Scheichtum Abu Dhabi, wo 9 Prozent der globalen Erdölreserven lagern, von steigenden Notierungen für das schwarze Gold, die auf 100 Dollar pro Fass zusteuern. Doch ist das Emirat Dubai noch nicht über den (Schulden-)berg. Allein 18 Mrd. Dollar werden 2011 fällig. Ausserdem fehlt den Emiraten bis heute ein Insolvenzrecht, das es streitenden Parteien gestattet, die Fortführung eines in Schieflage geratenen Unternehmens zu vereinbaren, ohne dass der säumige Firmenchef gleich ins Gefängnis wandert. Standard Chartered-Senior Economist Philippe Dauba-Pantanacce in Dubai glaubt, dass der Immobilienmarkt in Dubai erst Ende 2011 seinen Boden findet. Die Märkte in Dubai und Abu Dhabi verloren im 2010 9,37% respektive 1,21%. Die Analysten der Citigroup rechnen mit 4% Wachstum in den VAE im 2011.
Der Oman setzt auf seine altbewährten Industriezweige Erdöl, Tourismus und Handel. Um das südliche Sultanat ist es in den letzten Jahren still geworden. Der Golfstaat hat diskret seine Fühler in Richtung Teheran ausgestreckt. Nicht nur vermittelten die Omani im September bei der Befreiung der amerikanischen Touristin Sarah Shourd, die nach einem illegalem Grenzübertritt 13 Monate in iranischer Haft verbrachte. Auch haben beide Länder neben Sicherheitsabkommen eine Iran-Oman Joint Economic Cooperation Commission gegründet. Mutiert der Hafen von Muskat nach der vierten UN-Sanktionsrunde gegen Teheran zu Irans Tor zur Welt? Die Analysten der Citigroup sehen fünf Prozent Zuwachs der Omanischen Volkswirtschaft im neuen Jahr.