Grösster DAX-Verlust seit 11.9.2001 – «Panikstimmung»

Der Leitindex schloss auf dem niedrigsten Stand seit März 2007. Auf seinem Tagestief bei 6.762,77 Punkten hatte der Leitindex mehr als 66 Milliarden Euro Marktkapitalisierung eingebüsst. Der MDAX gab 5,80 Prozent auf 7.940,51 Zähler ab. Der TecDAX fiel sogar um 8,46 Prozent auf 725,32 Punkte.


«Hier herrscht die nackte Panik – wir sehen den klassischen Crash», sagte ein Händler. Zwar übertreibe der Markt mit den Verlusten – allerdings könne derzeit nicht eingeschätzt werden, wann der Boden erreicht sei und der DAX zu einer Erholung ansetzen werde. LBBW-Stratege Uwe Streich sieht neben den länger bekannten Problemen im handelsfreien US-Feiertag einen möglichen Grund für den Verkaufsdruck: «Die US-Anleger können am heutigen Tag nach den Verlusten in Asien nicht auf ihrem Heimatmarkt reagieren und verkaufen möglicherweise ihre Papiere in Europa», sagte der Experte. Ein anderer Marktteilnehmer fügte an, dass sich keine Erklärung durchgesetzt habe, was die Unsicherheit noch verstärke.


Finanzwerte standen besonders unter Druck. So stürzten Hypo Real Estate (HRE) am DAX-Ende um 18,46 Prozent auf 17,98 Euro ab. Postbank verloren 7,93 Prozent auf 52,48 Euro, für Commerzbank-Aktien ging es um 10,06 Prozent auf 18,96 Euro nach unten. Deutsche Bank gaben 7,31 Prozent auf 72,69 Euro ab. Händler verwiesen neben dem Gesamtmarkttrend auf die negativen Nachrichten von der WestLB über einen Verlust von einer Milliarde Euro für das Jahr 2007. Der angekündigte Verlust sei ein weiterer Beweis dafür, dass die aktuelle Skepsis gegenüber Finanztiteln gerechtfertigt sei. Zudem senkte die Deutsche Bank ihre Einstufung für die Commerzbank von «Buy» auf «Hold» und reduzierte das Kursziel von 33,00 auf 25,50 Euro. In Anbetracht einer steigenden Rezessionswahrscheinlichkeit seien die Gewinne deutscher Kreditinstitute gefährdet, hiess es.


Ihr Kursziel für Aareal-Bank senkte die Deutsche Bank aus diesem Grund von 41,00 auf 32,40 Euro, bestätigte sie allerdings mit «Buy». Die Papiere sanken im MDAX um 6,38 Prozent auf 23,03 Euro. IKB verloren weitere 7,22 Prozent auf 5,01 Euro. Der Verkauf der IKB-Anteile durch die KfW gestaltet sich schwierig, wie die «Financial Times Deutschland» aus Finanzkreisen berichtete. Potenzielle Bieter seien im aktuellen Marktumfeld extrem zurückhaltend, zitierte die Zeitung einen Investmentbanker.


Für Allianz-Aktien ging es um 9,99 Prozent auf 119,88 Euro nach unten. Börsianer zeigten sich weiter besorgt über die Belastungen für die Tochter Dresdner Bank aus der Kreditmarktkrise. Titel von Deutsche Börse verbilligten sich um 10,18 Prozent auf 103,88 Euro.


Siemens-Aktien sackten um 8,51 Prozent auf 84,17 Euro ab. Laut «WirtschaftsWoche» halten inzwischen Aufsichtsratsmitglieder des Industriekonzerns selbst eine Strafe in Höhe von bis zu vier Milliarden Euro nicht mehr für ausgeschlossen. Bislang überwog laut internen Quellen bei Siemens die Hoffnung, mit der Zahlung von einer Milliarde Euro davonzukommen. «Vier Milliarden wären allerdings schon eine Enttäuschung im Vergleich zu den Schätzungen und dürften für anhaltenden Druck auf das Papier sorgen», sagte ein Analyst. Zuletzt wurde zudem bekannt, dass der Aufsichtsrat wegen der Schmiergeldaffäre für eine Verschiebung der Entlastung von grossen Teilen der Konzernführung gestimmt hat.


MAN verloren mit 4,83 Prozent auf 82,04 Euro weniger als der Markt. Händler verwiesen auf Berichte, denen zufolge Scania-Chef Leif Östling auf der Hauptversammlung am 5. Mai seinen Rücktritt bekanntgeben wird, obwohl der Vertrag des 62-Jährigen erst im März 2009 endet. Hintergrund sei der zunehmend aussichtslose Kampf Östlings gegen eine Allianz mit den Scania-Grossgesellschaftern Volkswagen (VW) und MAN, berichtete die «WirtschaftsWoche». VW waren mit minus 1,05 Prozent auf 148,43 Euro noch bester Wert im DAX.


Infineon drehten nach zwischenzeitlichen Kursgewinnen ins Minus und büssten 3,72 Prozent auf 6,47 Euro ein, gehörten damit aber noch zu den besten Werten im Leitindex. Marktteilnehmer verwiesen auf die Hoffnung auf weiter steigende Speicherchippreise. Im TecDAX präsentierten sich erneut die Titel des Solarsektors besonders schwach. Centrotherm verloren als Schlusslicht 19,77 Prozent auf 34,50 Euro und damit auf einem Rekordtief. Papiere des Schwergewichts Q-Cells ragten mit einem Abschlag von 16,48 Prozent auf 55,49 Euro heraus. (awp/mc/ps)

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