Guy Dubois, CEO gategroup
von Christa Spoerle
Herr Dubois, was hat sich für gategroup und für Sie persönlich seit dem going- public im Frühjahr verändert?
Für gategroup: Eine höhere Liquidität für alle Aktionäre, die vor dem Börsengang beteiligt waren. 60% dieser Aktionäre haben inzwischen ihre Anteile abgestossen, 40% sind noch an Bord. Nach der Kotierung berichten Analysten regelmässig über unsere Aktien , was mehr Orientierungshilfe sowie grösseren Einblick und Transparenz für unsere Aktionäre, Angestellten, Kunden und Lieferanten bedeutet. Dadurch ist es auch einfacher geworden, Top-Leute einzustellen und zu halten. Zudem hat sich der Aktienkurs seit dem Börsengang verdreifacht (von 10 auf gut 30 CHF pro Aktie).
Für mich: Da hat sich wenig geändert. Nach wie vor führe ich das Unternehmen und sein talentiertes Management, um Menschen auf Reisen zu versorgen an 24 Stunden pro Tag und 365 Tagen im Jahr in über 30 Ländern.
Sie haben einmal gesagt, das zweite und dritte Quartal seien für das Jahresergebnis entscheidend, wie sieht das im laufenden Jahr aus? Welchen Einfluss hatte die Schweinegrippe?
Wir werden am 18. März unser Ergebnis bekanntgeben, vorher dürfen wir die Ergebnisse nicht kommentieren. Nur soviel: Das zweite und das dritte Quartal entsprachen unseren Erwartungen. Der Einfluss der Schweinegrippe blieb gering und beschränkte sich im zweiten Halbjahr auf einige Länder in Asien und Lateinamerika. Deshalb gibt es zu unserer Prognose, 2009 eine Ebitda-Marge von 7% zu schaffen, nichts hinzuzufügen.
Die Ratingagentur Moody`s hat im Juli den Ausblick auf allen Ratings der Gategroup-Tochtergesellschaft Gate Gourmet Borrower LLC auf «negative» von bisher «neutral» gesenkt. Dies betrifft auch das «B2» Corporate Family Rating, wie gehen Sie damit um?
Die Senkung des Rating-Ausblicks von Moody’s für Gate Gourmet war eine direkte Folge der verschlechterten Aussichten der Luftfahrtindustrie, also unserem grössten Kundensegment, aber nicht aufgrund einer verschlechterten Performance der Gesellschaft selbst. Zudem wurde nur die Schuldensituation von Gate Gourmet und nicht die Situation der gategroup Holding beurteilt. Der Moody’s – Bericht erwähnt, dass die Gate Gourmet über ausreichende Liquidität verfügt und weiter, dass die geographische Diversifikation der Gesellschaft die negativen Effekte aus der zyklischen Schwäche der Luftfahrtindustrie abschwächt.
«Immerhin können wir sagen, dass 90% des letztjährigen Umsatzes für 2010 durch langfristige Verträge abgesichert sind und etwa 75% für 2011»
Seit dem going public reihen sich News über Vertragsabschlüsse nahezu nahtlos aneinander. War das früher schon so und was bedeutet das für den Ausblick der gategroup in den kommenden Jahren?
Das global umfassende Portfolio von gategroup mit 11 Firmenmarken, die Komplettlösungen für Firmen anbieten, die Menschen auf Reisen dienen, gilt als sehr attraktiv. Kunden reagieren sehr positive auf die Qualität, Verlässlichkeit und wettbewerbsfähigen Preise unserer Produkte und Dienste. Dass wir in jüngster Zeit so viele neue Kontrakte melden konnte, verdanken wir aber auch dem glücklichen Zusammentreffen von Vetragsverlängerungen von bereits bestehenden Vereinbarungen und neu eingefädelten Deals innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums. Immerhin können wir sagen, dass 90% des letztjährigen Umsatzes für 2010 durch langfristige Verträge abgesichert sind und etwa 75% für 2011. gategroup ist also in einer guten Ausgangslage, um von einem Konjunkturaufschwung zu profitieren. Diesen erwarte ich aber erst Ende 2010 oder anfangs 2011.
Ausgerechnet die Lufthansa-Tochter Swiss hat den Vertrag mit Ihnen vorzeitig um weitere 2 Jahre verlängert. Könnte die Zusammenarbeit auch auf andere Länder als die Schweiz ausgeweitet werden?
Gate Gourmet kann auf eine lange und erfolgreiche Geschichte ihrer Zusammenarbeit mit Swiss und deren Vorgängerin zurückblicken, von der sie ja abstammt. Sicher sind wir stolz darauf, Swiss auf ihrer Heimbasis zu beliefern und würden uns über jede weitere Destination freuen. Aber wir gewinnen oder verlieren Kontrakte nicht aufgrund nostalgischer Argumente, sondern nur aufgrund der Wettbewerbsfähigkeit von Waren und Dienstleistungen, die wir anbieten und die gategroup einen angemessenen Gewinn einbringen. Das ist es, was auch im Geschäft mit SWISS zählt.
Würden Sie denn auch über einen abgesprungenen Kunden berichten oder ist das bisher nicht der Fall?
Aber sicher, wenn es sich dabei um eine aus Sicht der Investoren relevante Kontraktgrösse von mindestens 100 Mio CHF handelt.. Aber nur Ereignisse, die für die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und deren Vertriebsorganisation entscheidend sind, rechtfertigen eine Pressemitteilung, nicht das Auf und Ab im täglichen Geschäft.
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In welchen Regionen sehen Sie die grössten Wachstumschancen?
In Asien und dem Mittleren Osten.
Sie haben einmal gesagt «Wenn die instutionellen Anleger unser Geschäftsmodell besser verstehen, wird auch der Aktienkurs steigen», wie würden Sie denn ihr spezielles Geschäftsmodell umschreiben?
Unser Geschäftsmodell beruht zu 2/3 auf variablen und nur 1/3 fixen Kosten, auf dem Abschluss langfristiger Verträge und unserer Fähigkeit zyklische Schwankungen durch die Kontraktstruktur auszugleichen. Dazu gehören fixe verrechnete Kosten und eine Abwicklungsgebühr pro Flugzeug und sowie pro Anzahl bestellter Mahlzeiten . Wichtig ist auch unsere Präsenz an allen wichtigen Hubs mit dem Hub-Carrier als Hauptkunden. Ausserdem sind wir in der Lage sowohl grosse Liniengesellschaften als auch auf Bordverkauf setzende Billiganbieter zu bedienen und den jeweiligen Kunden über das Cross-Selling unserer Marken alle Wünsche zu erfüllen.
Wo sehen Sie die wichtigsten Unterschiede zu Ihrem Hauptkonkurrenten LSG Sky Chefs?
gategroup is ein unabhängiger Anbieter und Partner für alle Fluggesellschaften. LSG ist Tochter der Deutschen Lufthansa.
«Es ist unser Ziel, die Nummer 1 oder zumindest eine starke Nummer 2 in allen Geschäftszweigen, die wir betreiben, zu werden.»
Im Hauptmarkt Ihres Konkurrenten ? in Deutschland – wie sehen Sie da die Wachstumschancen? Wollen Sie Ihren Standort beim wichtigsten Hub Frankfurt ausbauen?
Wir sind sehr zufrieden mit unserem Geschäft in Deutschland, sowohl in Bezug auf die Grösse als auch die Breite der Kundenbasis. Aber wegen der Zyklizität unseres Geschäfts beurteilen wir unsere Standorte regelmässig neu, um unsere Operationsbasis immer optimal zu halten.
Was werden die wichtigsten Trends in der Airline-Industrie in den kommenden Jahren sein?
Wir rechnen mit einer Konsolidierung im Fluggeschäft aufgrund ökonomischer Notwendigkeit. Der Marktanteil der Billiganbieter dürfte aber zunehmen und künftig die meisten Fluggäste transportieren. Zusatzeinkünfte aus Produktverkäufen und Dienstleistungen werden bei den Fluggesellschaften zunehmend eine grössere Rolle spielen. Und der CO2 Bilanz wird aufgrund möglicher Forderungen nach mehr Klimaschutz grössere Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Stellen Sie sich denn manchmal vor, die Nummer 1 im Airline-Catering Markt zu werden ?
Es ist wie gesagt unser Ziel, die Nummer 1 oder zumindest eine starke Nummer 2 in allen Geschäftszweigen, die wir betreiben, zu werden. Das heisst aber nicht, dass wir immer auch die Grössten sein müssten. Unser wichtigstes Ziel ist es, unsere Kunden auf allen wichtigsten Hubs innovativ und kostengünstig zu bedienen, dabei aber gleichzeitig einen adäquaten Ertrag für unsere Aktionäre zu erwirtschaften.
Herr Dubois, herzlichen Dank für das Interview.
Zur Person:
Guy Dubois ist seit September 2008 CEO von gategroup. Davor hat er verschiedene Führungsfunktionen innerhalb der Gruppe wahrgenommen, unter anderem als CFO. Seit 2007 ist Guy Dubois zudem Mitglied des Verwaltungsrates von gategroup. Dubois besitzt einen Universitätsabschluss in «Financial Services an Accountancy» der Limburg Business School in Diepenbeck, Belgien. Bevor er sich 2003 der gategroup anschloss, arbeitete Dubois in leitenden Positionen bei Roche, so der Roche Vitamins Inc., New Jersey, und Roche’s Vitamins Asia Pacific in Singapur, gehörte dem CERN Team in Genf an und arbeitete für IBM in Schweden.
Zum Unternehmen:
Die Catering- und Logistikgesellschaft gategroup Holding AG ist die Dachgesellschaft der ehemaligen Swissair Tochter Gate Gourmet wie auch der Marken deSter, eGate Solutions, Elan, Gate Aviation, Gate Gourmet, Gate Safe, Harmony, Performa, potmstudios, Pourshins and Supplair. Die Geschäftsaktivitäten sind in die Bereiche Gastronomie und Hotellerie, Bereitstellung- und Versorgungslogistik und on board Dienstleistungen unterteilt. gategroup ist mit mehr als 130 Standorten in über 30 Ländern präsent und hat ihren Hauptsitz in Zürich. Das Unternehmen hat 2008 bei einem Umsatz von 2,9 Mrd CHF einen operativen Gewinn von 154 Mio CHF erwirtschaftet. Gategroup beschäftigte Ende 2008 insgesamt 22’254 Personen. Zu den bekanntesten Kunden der Gategroup zählen die Swiss, British Airways, United Airlines oder auch Air Berlin und Easy Jet.. Die Aktien sind seit dem 12. Mai 2009 an der SIX Swiss Exchange kotiert.