Hansueli Loosli, CEO Coop

von Christa Spoerle


Herr Loosli , Coop konnte 2009 in einem leicht rückläufigem Umfeld den Umsatz um 2,1% steigern, was ist Ihr Erfolgsrezept?


Wir haben eine geschickte Qualitäts- und Preispolitik betrieben. Mit dem «grössten Preisabschlag aller Zeiten» zu Beginn des vergangen Jahres haben wir unsere Strategie «Beste Qualität zu den besten Preisen» konsequent weiter verfolgt. Die Rohstoffpreise, insbesondere bei den Frischprodukten, lagen tief. Es ist uns gelungen deutlich mehr Menge im Vergleich zu Vorjahr abzusetzen. Mehr Menge setzt man mit einem attraktiven Sortiment, top Preisen, mit geschickter Verkaufsplanung und gezielten Aktionen ab. Ausserdem gefällt unser attraktives Ladenkonzept, das schon in weiten Teilen der Schweiz umgesetzt ist. Wir hatten auf alle Fälle steigende Kundenfrequenzen.


Sie haben kürzlich angekündigt, dass Coop 2010 bei stabilen Preisen um 1% wachsen will. Die neueste Studie der Credit Suisse erwartet aber einen Rückgang der Detailhandelsumsätze 2010 um 0,5% , was macht Sie so optimistisch?


Wir sind sehr gut positioniert. Mit unserem Preislagenaufbau haben wir für alle Kundinnen und Kunden etwas. Sie finden bei Coop das vielfältigste Markensortiment. Wir bieten Marken mit Mehrwerten, das breiteste und qualitativ hochstehenste  Bio-Sortiment in der Schweiz und unsere Fleisch-, Fisch- und Käsebedienungstheken sind beliebt.  Und unser Eigenmarkensortiment wird laufend überarbeitet und den neusten Bedürfnissen unserer Kundschaft angepasst.


Die Warengruppe Gesundheit, Schönheit, Körperpflege war der Überflieger der letzten Jahre. Kann sie das so bleiben?


In der schnelllebigen Welt will es sich unsere Kundschaft auch in Zukunft gut gehen lassen. Der Trend hin zu Wellness und Gesundheit wird weiter an Bedeutung hinzugewinnen. Wir haben darauf eine umfassende Antwort. Zusammen mit unserer Fachstelle für Ernährung, werden unsere Eigenmarken, hinsichtlich Salz- und Zuckergehalt optimiert. Die Linie Weight Watchers wird zurzeit hinsichtlich Genuss und Kulinarik vollständig überarbeitet. Wir unterstützen aber auch Anlässe wie «Schweiz bewegt» oder «Fit for future»


In welchen Bereichen orten Sie harzigere Absatzbedingungen?


Marktbedingt sicher im Möbelbereich, preisbedingt sicher weiterhin in der Unterhaltungselektronik.


«Der Internethandel läuft gut. Die Zahlen von coop@home zeigen das eindrücklich. Im vergangenen Jahr hat unser Internet-Supermarkt 22,4 % mehr Umsatz erzielt als im Vorjahr. Sicher wird er auch im laufenden Jahr wieder kräftig zulegen.»


Werden Convinience Stores und Internethandel weiter an Bedeutung gewinnen?


Mit Betty Bossi sind wir Marktleader und wir beobachten, dass der Trend zur  Verpflegung mit Convenience-Produkten anhaltend ist. Das hat mit der Zunahme des Ausserhauskonsum zu tun. Unsere Kundinnen möchten sich möglichst rasch aber auch mit frischen und gesunden Produkten ernähren


Der Internethandel läuft gut. Die Zahlen von coop@home zeigen das eindrücklich. Im vergangenen Jahr hat unser Internet-Supermarkt 22,4 % mehr Umsatz erzielt als im Vorjahr. Sicher wird er auch im laufenden Jahr wieder kräftig zulegen. Es ist aber klar zu sagen, dass das Online-Geschäft eine gute und attraktive Ergänzung zu unseren rund 800 Coop Supermärkten ist. Für den Gesamtumsatz wird es aber nie matchentscheidend sein.. Mit den Supermärkten setzen wir heute über 11 Milliarden Franken um, mit coop@home 67 Millionen.


Welche Rolle spielen die Slow Food Produkte?


Slow Food ist eine unserer Kompetenzmarken. Es handelt sich um ein kleines aber feines Sortiment. Unsere Kundinnen und Kunden schätzen es,  Nischenprodukte bei uns zu finden. Produkte die nach einer herkömmlichen Art hergestellt werden und alte Traditionen aufrecht erhalten. Die Nachfrage besteht; der im vergangenen November eingeführte Slow Food Emmentaler ist heute bereits ausverkauft. Wir unterstützen in der Schweiz 19 Förderkreise, sogenannte Presidi, und auch im laufenden Jahr kommen wieder attraktive Produkte hinzu.


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Jetzt sind die neuen Akteure und deren Strategien im Lebensmitteldetailhandel in der Schweiz mehr oder weniger bekannt, geht erst jetzt der Kampf um Marktanteile in die heisse  Phase?


Mit den deutschen Anbietern  spielen zwei Harddiscounter auf dem Schweizer Markt mit. Diese versuchen sich neben Denner, Landi und uns ebenfalls im Nahversorgungsbereich zu etablieren. Das fordert uns als Vollsortimenter insbesondere im Bereiche der kleineren und mittleren Filialen. Ich bin überzeugt, mit unserer Preispolitik der letzten Jahre sind wir gut aufgestellt. Und bei Prix Garantie lassen wir uns mit der Tiefstpreisgarantie nicht unterbieten.


Haben Sie denn noch Spielraum für weitere Preissenkungen?


Seit Jahren steigern wir unsere Stundenproduktivität, wir verhandeln gut mit unseren Lieferanten und wir haben Einkaufgemeinschaften mit andern europäischen Unternehmen im Detailhandel gebildet. Wir erarbeiten uns Jahr für Jahr neuen Spielraum für Preissenkungen .Diesen Weg werden wir auch in Zukunft beschreiten. Es ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die Preisentwicklung in einem hohen Masse natürlich auch von der Rohstoffpreisentwicklung abhängig ist.


«Mit den deutschen Anbietern  spielen zwei Harddiscounter auf dem Schweizer Markt mit. Ich bin überzeugt, mit unserer Preispolitik der letzten Jahre sind wir gut aufgestellt. Und bei Prix Garantie lassen wir uns mit der Tiefstpreisgarantie nicht unterbieten.»


Wie sieht Ihr Investitionsbudget für 2010 aus? Wird die Flächenexpansion weitergehen?


Sicher werden wir auch im laufenden Jahr investieren. In der Nordwestschweiz beispielsweise, in Oberwil, werden wir im Mai den ersten Megastore im Raum Basel eröffnen. Andere Projekte, noch nicht spruchreife, sind in der Pipeline. Oder bei Bau&Hobby  werden wir an verschiedenen Standorten kleine Formate eröffnen. Im Baumaktbereich sind wir Marktleader und diese Position möchten wir weiter ausbauen.


Welche Auswirkungen erwarten Sie von den Liberalisierungsbemühungen im Lebensmittelhandel?


Mit der vollständigen Liberalisierung des Käsemarktes beispielsweise, haben alle Marktteilnehmer neue Chancen erhalten. Als Detailhändlerin konnten wir unser Sortiment mit ausländischen Spezialitäten erweitern. Wir wissen, dass dies dem Absatz der Schweizerkäse nicht geschadet hat. Und die Schweizer Käseproduzenten können heute grosse Mengen ohne Handelshemmnisse ins Ausland exportieren.


Wie soll das internationale Engagement von Coop in den nächsten Jahren ausgebaut werden auch ausserhalb der bestehenden Partnerschaften? Welche Regionen haben Sie im Auge?


Im Ausland sind wir primär im Bereich des Gastronomie-Grosshandels tätig, mit der transGourmet Holding S.E. Wir halten eine 50 % Beteiligung neben unserem Partner REWE Group. Geografisch erstreckt sich das Geschäftgebiet von der Schweiz, Frankreich über Deutschland hin in die osteuropäische Staaten, Polen, Rumänien und Russland. Der osteuropäischen Wirtschaftraum ist interessant er wird nach durchschrittener Talsohle sicher wieder überdurchschnittliche Wachstumsraten aufweisen.


Was wollen Sie bis zu Ihrem Rücktritt als CEO im Laufe des 2011 bei Coop noch bewegen?


Wir haben viele Projekte in Erarbeitung oder Umsetzung die mich sicher weiterhin fordern werden. Zudem will ich einen wesentlichen Beitrag für die Suche meiner Nachfolgerin oder meines Nachfolgers leisten.


Herr Loosli, besten Dank für das Interview.





Zur Person: 
Seit 1997 leitet Hansueli Loosli , Jahrgang 1955, als Vorsitzender der Geschäftsleitung Coop. Nach einer «Kindheit im Volg-Laden» und einer Lehre bei Volg, die er parallel zur Handelsschule abschloss, erwarb er das Eidgenössische Buchhalterdiplom und absolvierte anschliessend noch einen Controller-Lehrgang sowie diverse Ausbildungskurse , so dass St. Galler Executive Management Programm.  Nach verschiedenen beruflichen Stationen in Buchhaltung und Controlling wechselte er 1982 zu Mövenpick, wo er Produktion und Handel betreute. Darauf wechselte er als Geschäftsführer zur Waro. 1992 wurde Loosli in die Direktion von Coop berufen und musste  Coop Zürich sanieren.  Hansueli Loosli ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Kinder.


Zum Unternehmen:
Coop ist hinter Migros die Nummer zwei im Schweizer Detailhandel. Zum 1. Januar 2001 fusionierten die regionalen Coop Genossenschaften und Coop Schweiz in ein Unternehmen, das heute in fünf Verkaufsregionen gegliedert ist. 2008 stieg der Marktanteil von 15,7 auf 17,2 Prozent. Mit einem Nettoumsatz  von 18,3 Mrd  CHF erwirtschafteten die rund 54 000 Mitarbeiter einen Gewinn von 390 Mio CHF.  2009 konnte der Umsatz um 2,1% auf 18,7 Mrd CHF. gesteigert werden.

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