HRE belastet Deutschland mit Milliardenverlust

Allein im dritten Quartal machte der verstaatlichte Konzern vor allem durch Wertberichtigungen auf Immobilienkredite ein Minus von 574 Millionen Euro und rechnet auch im vierten Quartal mit roten Zahlen. «Das Ergebnis der ersten neun Monate des Jahres ist nicht zufriedenstellend», sagte Wieandt. Geschuldet sei es neben der besonderen Lage der HRE auch den schwierigen Marktbedingungen. Die Belastungen durch die Finanzkrise hätten den gewerblichen Immobilienmarkt besonders getroffen.


1,9 Milliarden Euro für mögliche Kreditausfälle
Durch die Wirtschaftskrise stehen weltweit viele gewerbliche Immobilien wie Bürogebäude leer und verlieren dadurch an Wert. Bis Ende September musste sich die HRE mit fast 1,9 Milliarden Euro für mögliche Kreditausfälle wappnen. Mit der Rückkehr in die schwarzen Zahlen rechnet die HRE weiterhin frühestens im Jahr 2012. Bis dahin muss der Bund der Immobilienbank weiter unter die Arme greifen, um sie vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Eine weitere Kapitalunterstützung sei Voraussetzung für die Fortführung des Konzerns, erklärte die HRE.


Neuausrichtung kommt voran
Die Neuausrichtung mache aber gute Fortschritte, sagte Wieandt, der seit gut einem Jahr an der Spitze der HRE steht. Sein Ziel ist es, den Konzern zu einer kleineren Spezialbank für Immobilien- und Staatsfinanzierung zu schrumpfen. Teil des Sanierungskurses ist ein deutlicher Stellenabbau. In diesem Jahr verringerte sich die Zahl der Mitarbeiter bereits um mehr als 300 auf zuletzt 1480 Beschäftigte.


Kapitalhilfen und Staatsgarantien von 100 Milliarden Euro
Vor gut einem Jahr stand die HRE kurz vor dem Kollaps und musste vom Bund und anderen Banken gerettet werden. Eine Pleite des Konzerns hätte damals aus Sicht der Bundesregierung katastrophale Folgen für den Finanzplatz Deutschland und möglicherweise auch die weltweiten Märkte gehabt. Inzwischen hat die HRE Kapitalhilfen und Staatsgarantien von mehr als 100 Milliarden Euro erhalten. Für dieses und die kommenden Jahr geht die HRE weiter von einem Kapitalbedarf von 10 Milliarden Euro aus, von denen sie einen Teil bereits erhalten hat.


Vollverstaatlichung
Um die Sanierung voranzutreiben, hatte der Bund die HRE im Oktober zu 100 Prozent in seinen Besitz gebracht. Den letzten Aktionären des Konzerns zahlte er eine Abfindung für ihre Anteile und setzte sie vor die Tür. Sie sehen darin eine Enteignung und kämpfen vor Gericht gegen die Verstaatlichung. An diesem Donnerstag (12. November) wird sich das Landgericht München nach Angaben der Anwältin Daniela Bergdolt erstmals mit der Anfechtungsklage eines Aktionärs befassen. Darin geht es um die Kapitalerhöhung bei der HRE, mit der der Bund sich auf der Hauptversammlung im Juni die Mehrheit an der Bank beschafft und damit die vollständige Verstaatlichung ermöglicht hatte.


Schadenersatzklagen
Daneben sind am Landgericht München mehr als 50 Schadenersatzklagen ehemaliger Aktionäre anhängig, mit denen sie eine Entschädigung für die Kursverluste mit ihren Aktien erreichen wollen. (awp/mc/ps/18)

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