Hypothekenkrise schürt Angst vor Platzen der ABN Amro-Übernahme

Einem Zeitungsbericht zufolge könnten mit Fortis einer der potenziellen Käufer der niederländischen Grossbank ABN Amro bei der Finanzierung des rund 70 Milliarden Euro teuren Kaufs Probleme bekommen. Zudem gab es das inzwischen dementierte Gerücht, dass die britische Bank Barclays ihre Offerte zurückzieht. An der Börse sank der Wert ABN Amros am Freitagvormittag zeitweise um mehr als elf Prozent oder rund sieben Milliarden Euro, konnte sich aber bis zum frühen Nachmittag wieder erholen.


Mehrere Übernahme-Interessenten
An der ABN Amro ist zum einem die britische Grossbank Barclays wie auch das Trio Royal Bank of Scotland (RBS) , Fortis und Banco Santander Central Hispano (SCH) interessiert, wobei das Konsortium die Übernahme grösstenteils bar zahlen will. Die dafür notwendigen Mittel wollen die drei Banken über Kapitalerhöhungen sowie Kredite beschaffen.


Zehn Milliarden Euro an Fremdmitteln für die Übernahme
Allein Fortis will rund zehn Milliarden Euro an Fremdmitteln für die Übernahme aufnehmen. Wegen des von der Krise am US-Immobilienmarkt ausgelösten Liquiditätsengpasses an den Finanzmärkten sind diese jetzt teuerer geworden. Da die Furcht vor Ausfällen gestiegen ist, sinkt die Bereitschaft der Banken, Kredite auszugeben. Damit steigen die Kosten für Darlehen.


Ausgabe von Anleihen könnte sich verzögern
Fortis-Finanzvorstand Gilbert Mittler sagte der Zeitung «Het Financieele Dagblad» (Freitag), dass sich die Ausgabe von Anleihen für zwei Milliarden Euro wegen der aktuellen Krise an den Kapitalmärkten verzögern könnte. Er betonte jedoch auch, dass die Finanzierung einer möglichen ABN Amro-Übernahme nicht in Frage stehe. Eine Sprecherin ergänzte, dass Fortis sich die zehn Milliarden Euro bereits bei anderen Banken gesichert habe. Diese Kreditlinie ermögliche dem Konzern eine hohe Flexibilität bei der Refinanzierung der Transaktion.


Sehr nervöse Märkte
Die Märkte seien derzeit sehr nervös, so dass sich jede Nachricht deutlich durchschlägt, sagte ein Händler in Amsterdam. Der Kurs der ABN Amro-Aktie lag gegen 12.15 Uhr 5,4 Prozent im Minus bei 33,19 Euro und damit rund 2,40 Euro unter der Barkomponente der Offerte des Konsortiums um RBS. Die drei Banken um RBS bieten 35,60 Euro in bar sowie 0,296 RBS-Papiere.


Barclays halten an ihrem Gebot fest
Die britische Grossbank Barclays, die weniger als das Konsortium und grösstenteils in eigenen Aktien bietet, beteuerte am Freitag, an ihrem Gebot festhalten zu wollen. Ein Sprecher der Bank bezeichnete die Spekulationen als «skrupellos». Die Barclays-Aktie fiel am Freitag um 5,13 Prozent auf 647 Pence. (awp/mc/ab)

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