IHAG Kommentar: Versöhnlicher Abschluss eines turbulenten Jahres

Der DAX-30-Index kletterte seit Ende September bis Redaktionsschluss dieses Berichts Mitte Dezember um 13 % (Gesamtjahr +18 %). Auch die Börsen in Übersee notierten freundlich (NASDAQ +11 % und S&P 500 +8 % im Q4). Selbst das ewige Sorgenkind Japan schaffte es mit einer guten Performance in die Schlagzeilen (Nikkei +10 % im Q4). Die Jahresbilanz für Japan ist aber ernüchternd (-2 %), was letztlich auch die Probleme der Demographie- und Schuldenentwicklung im Land der aufgehenden Sonne widerspiegelt. 


Mageres Gesamtjahr an der Schweizer Börse
Aufs Gesamtjahr bezogen fiel auch die Ausbeute an der Schweizer Börse (SMI 0 % im Jahr 2010; +4 % im Q4) mager aus, wobei dies vor allem auf das starke Gewicht von unpopulären Sektoren (Banken und Pharma) im Index zurückzuführen ist. Die gute Stimmung wurde nur im November vorübergehend getrübt. In dieser Zeit fiel die umstrittene Entscheidung der US-Notenbank (FED), die Geldschleusen zur Stimulierung der Wirtschaft erneut zu öffnen. Wenig später mussten die EU und der internationale Währungsfonds Irland mit einer kräftigen Finanzspritze unter die Arme greifen. Danach erholten sich die Märkte aber wieder. Vor allem der Automobil- (Q4 +17 %) und der Rohstoffsektor (Q4 +14 %) profitierten von der anhaltenden Konjunkturerholung und vom grossen Hunger der Schwellenländer nach Luxusgütern und Rohstoffen. Dank anziehendem Ölpreis (Q4 +8 %, fürs Jahr +5 %) erlebte auch der Energiesektor eine Renaissance.


Enormer Anstieg der Renditen für Staatsanleihen
Die schuldengeplagte europäische Peripherie entkoppelte sich im Jahresverlauf zusehends von Kerneuropa. Dies führte nicht nur dazu, dass die (negative) Entwicklung der «PIIGS»-Börsen dem allgemeinen positiven Trend diametral entgegenlief, sondern auch zu einem enormen Anstieg der Renditen für Staatsanleihen dieser Länder. Auch anderswo stiegen die Renditen zehnjähriger Papiere signifikant an (USA von 2.5 % auf 3.5 %, CH von 1.4 % auf 1.9 % und DE von 2.3 % auf 3 %). Die Krise hinterliess weitere Spuren im EUR, er fiel gegenüber dem CHF auf ein neues Rekordtief (-5 % im Q4). Der «Greenback» hingegen vermochte gegenüber wichtigen Währungen leicht zuzulegen (Q4 +2 %). Die Skepsis gegenüber den Erfolgsaussichten der zahlreichen geld- und fiskalpolitischen Massnahmen zeigt sich letztlich auch in der ungebrochenen Beliebtheit von Edelmetall (Gold +6 %, Silber +32 % im Q4). Eine Prognose für die kommenden 12 Monate zu stellen, erscheint angesichts der Erwartung volatiler Märkte schwierig. Dennoch erwarten wir dank moderater Unternehmensbewertungen und Gewinnprognosen höhere Kursnotierungen über diesen Zeithorizont.


Wirtschaftserholung in Europa und den USA wird sich fortsetzen
Vieles spricht dafür, dass sich die Wirtschaftserholung in Europa und den USA fortsetzen wird, wenn sie auch unter dem Potenzialwachstum bleiben dürfte. Unklar bleibt die Auswirkung der Sparprogramme in Europa. Die kurzfristigen Zinsen sollten vorerst (noch) tief bleiben, denn die Gefahr von Deflation wird von den Notenbanken weiterhin als grösser eingestuft als die Gefahr der späteren Inflation, wenn die riesige Geldmenge ihren Weg von den Finanzmärkten in die Realwirtschaft findet. Inflation entwickelt sich eher für gewisse Schwellenländer zum Problem. Wegen der vielen Stolpersteine auf dem Weg zu höheren Aktienkursen favorisieren wir einen beweglichen, aktiven Investitionsstil, der der Titelselektion und der Aktienquote gleichermassen viel Bedeutung zumisst. Denn mit einer kurzfristigen Korrektur muss jetzt, wo die impliziten Volatilitäten wieder tief sind und die Stimmung gut ist, immer gerechnet werden.


Technologiesektor weiterhin interessant
Auf Titelebene setzen wir unter anderem weiterhin auf den Technologiesektor und bewährte Unternehmen aus der Industrie mit einem soliden Ertragspfeiler in boomenden Schwellenländern. Darüber hinaus sehen wir Aufholpotenzial für gewisse Titel, die 2010 zurückgeblieben sind. Bei Staatsanleihen raten wir weiterhin zur Zurückhaltung. Hier sind Risiken weiterer Bonitätsherabstufungen und von Restrukturierungen (auch unter Investorenbeteiligung) omnipräsent. Rosiger sehen die Aussichten für Unternehmensanleihen und Edelmetalle aus. Im Währungsgefüge sehen wir den EUR wegen der Schuldenkrise weiter unter Druck, obwohl er aufgrund der Kaufkraftparität als unterbewertet, z.B. gegenüber dem CHF, gilt. Sollte sich die Erholung der US-Wirtschaft weiter beschleunigen, würden wir steigende Dollarkurse erwarten. (IHAG/mc/hfu)

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