Interview Kuno Sommer: «Die Übernahme ist ein Riesenschritt für Berna Biotech»


Die Impfstoff-Spezialistin Berna Biotech übernimmt die holländische Rhein Biotech. Damit wird sie die Nummer eins in diesem Geschäft – und sie will weiter wachsen, wie CEO Kuno Sommer im Gespräch sagt.

Von Markus Schär


(Foto: Keystone)
Moneycab: Herr Sommer, Verwaltungsratspräsident Peter Giger sagt, mit der Übernahme von Rhein Biotech schreibe Berna Biotech Geschichte. Ist das nicht eine Fusion wie jede andere?
Kuno Sommer: Doch, aber Sie müssen sehen, was für einen historischen Schritt diese Übernahme in unserer kleinen Welt bedeutet. Wir begannen ja Ende 2000 in einer Turnaround-Situation, gingen letztes Jahr an die Börse und kaufen jetzt ein Unternehmen, das die Hälfte unserer Marktkapitalisierung wert ist. Das ist ein Riesenschritt für uns, aber natürlich in der Welt von Big Pharma nur ein Kommafehler.


Sie klagten ja bisher, Berna sei zu klein. Erreichen Sie jetzt mit Rhein Biotech zusammen die kritische Masse?
Nein, dieses Ziel wird nie zu erreichen sein. In einem dermassen von der Innovation getriebenen Geschäft wie unserem ist Grösse ein Thema.

Dass Sie als künftige Nummer eins unter den Impfstoff-Entwicklern die Branchenkonsolidierung vorantreiben wollen, heisst also, dass Sie schon die nächsten Akquisitionen im Auge haben?
Wir haben jetzt den Startschuss für die Konsolidierung gegeben. Aber wir müssen zuerst die Akquisition von Rhein Biotech abschliessen und verdauen; das wird uns sicher bis Ende Jahr beanspruchen. Aber die Öffnung muss anhalten. Wir sagten ja von Anfang an, wir brauchten unsere Ressourcen, über die wir vor allem dank des Börsengangs verfügen, um unsere Wachstumsstory voranzutreiben. Dabei gehen wir in jeder Hinsicht an die Grenze unserer Möglichkeiten.

Es gibt ja derzeit viele unterbewertete Biotech-Firmen, die einen Käufer suchen.
Ja, aber nicht viele passen zu uns. Der Zusammenschluss mit Rhein Biotech ist eine Traumpaarung, weil das Unternehmen profitabel und zu uns völlig komplementär ist. Alle anderen müssen wir sehr viel genauer anschauen. Wir werden also keine Dummheiten machen.

Sie sagten, Sie hätten auch die Stärken und Schwächen von Berna genau angeschaut. Wo sehen Sie noch Schwächen?
Da war bisher zentral, dass uns die kritische Masse fehlte. Ausserdem waren wir auf Europa und auf private Märkte ausgerichtet; zu vielen Märkten, die uns bisher verschlossen waren, bekommen wir jetzt aber dank Rhein Biotech den Zutritt. Und daneben stiessen wir mit unserer High-Cost-Produktion an Grenzen: Jetzt können wir unsere Anlagen voll auslasten und die Low-Cost-Produktionskultur von Rhein Biotech einführen.

Kann das nicht bedeuten, dass Sie die Produktion aus der Schweiz auslagern?
Nein, wir bauen ja gegenwärtig zwei Fabriken mit einer hoch spezialisierten Produktion. Die sind und bleiben da. Aber natürlich schauen wir künftig bei jeder Investition, dass sie Sinn macht. Deshalb kann Korea, wo Rhein Biotech produziert, durchaus eine Alternative sein.

Ist die Übernahme eigentlich schon geritzt? Immerhin brauchen Sie bei Rhein Biotech die Zustimmung von 75 Prozent der Aktionäre.
Das Management der Firma steht voll hinter uns, und es kontrolliert 20 Prozent der Stimmen. Jeder andere Interessent müsste ein unfreundliches Angebot machen, also mehr bieten als wir. Mehr Geld zu zahlen, macht aber ökonomisch für niemanden Sinn.

Und Ihre eigenen Aktionäre, die noch einer Kapitalerhöhung zustimmen müssen, haben Sie im Griff?
Nein, natürlich nicht, aber wir genossen bisher immer ihr Vertrauen. Wir setzen ja einfach um, was wir von Anfang an angekündigt haben.

Bevor Sie mit der Medienkonferenz begannen, konsultierten Sie noch den Börsenticker. Sind Sie zufrieden mit der Reaktion des Marktes?
Ja, er sollte verstanden haben, was wir wollen. Wir erklärten die Übernahme am Morgen an einer Sales Conference, und immerhin steht mit UBS Warburg ein Kraftapparat hinter uns. Jetzt liegt es an uns zu zeigen, dass wir mit diesem Zusammenschluss Wert schaffen.

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