IWF beschliesst Reform zugunsten der Schwellenländer

Es handle sich um die grösste Verschiebung im Machtgefüge der 187 Mitglieder starken Organisation zugunsten der Schwellen- und Entwicklungsländer, um deren wachsende Rolle in der globalen Wirtschaft anzuerkennen. Im Zentrum der Reform steht eine Verschiebung der Stimmgewichte im Fonds von gut sechs Prozent in Richtung der aufstrebenden Schwellenländer. Trotz des Umbaus behalten die Europäer eine wichtige Position im Fonds, wenn man ihre Stimmen und Sitze zusammenzählt.


Schweiz-Anteil sinkt auf 1,21 Prozent 
Die zehn einflussreichsten Länder mit den entsprechenden Stimmgewichten im Fonds sind nun die USA, Japan, China, Deutschland, Grossbritannien, Frankreich, Italien, Russland, Indien und Brasilien. China prescht von Platz sechs vor und überholt Deutschland, Grossbritannien und Frankreich. Das Gewicht der Schweiz sinkt von 1,45 auf 1,21%. Damit fällt die Schweiz von Platz 17 auf 19 zurück. Die von der Schweiz angeführte Stimmrechtsgruppe hat indes nicht an Gewicht eingebüsst, wie Alexander Karrer, Leiter der Abteilung Internationale Finanzfragen im Finanzdepartement, auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA sagte. Auf die Reform hatten sich Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im vergangenen Monat auf ihrem Treffen in Südkorea verständigt.


Exekutivdirektorium soll reformiert werden
Der IWF kündigte ausserdem eine Reform des Exekutivdirektoriums an. Dort sollen künftig nicht nur die fünf grössten Anteilseigner USA, Japan, Deutschland, Grossbritannien und Frankreich gesetzt sein. Künftig wird diese Gruppe mit China, Indien, Brasilien, Italien und Russland auf zehn erweitert. Zudem sollen die Europäer auf 2 ihrer 9 Sitze im 24-köpfigen Exekutivdirektorium zugunsten von Schwellenländern verzichten. Darum ist ein Seilziehen zwischen der EU und der Schweiz entstanden. Die Schweiz erhebe mit ihrer Stimmrechtsgruppe weiterhin Anspruch auf einen Sitz im IWF-Direktorium, sagte Karrer. Angesichts objektiver Kriterien wie der Grösse der Wirtschaft und des Finanzmarkts, des Beitrags an das internationale Finanzsystem sowie der Bedeutung des Frankens als Währung gehöre die Schweiz zu den 20 grössten IWF-Mitgliedern.


Mehr Einfluss für Schwellenländer auch bei der Weltbank
Die Reform des Exekutivrats soll Ende 2012 in Kraft treten. Um die Reform war jahrelang gerungen worden. Im Frühjahr hatten Schwellen- und Entwicklungsländer schon bei der Weltbank, der Schwesterorganisation des IWF, mehr Einfluss erhalten. Auch dort löste China auf Platz drei Deutschland ab. Die Stimmrechte aufstrebender Nationen wurden auf 47% erhöht, in den kommenden Jahren steigt er möglicherweise sogar auf die Hälfte. «Die zehn grössten Anteilseigner repräsentieren jetzt wirklich die zehn wichtigsten Länder der Welt», sagte Strauss-Kahn zur Reform. Der Beschluss soll bis Herbst 2012 umgesetzt werden. (awp/mc/ps/01)

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