IWH: Wachstumsprognose – Arbeitslosenversicherung – Zinsanhebung im Euroraum

Bislang war das IWH von einem Wachstum von 2,0 Prozent ausgegangen. Für das kommende Jahr gehen die Konjunkturforscher unverändert von einem Wachstum von 2,5 Prozent aus. Im Jahr 2006 war die deutsche Wirtschaft nach Zahlen des Statistischen Bundesamts mit einer Rate von 2,8 Prozent gewachsen.

Finanzielles Umfeld für Investitionsentscheidungen ‹recht günstig›
Nach Ansicht des IWH zieht die deutsche Konjunktur nach einer kurzen Delle im Frühjahr wieder an. Die Zuversicht der Unternehmen sei ungebrochen, das finanzielle Umfeld für Investitionsentscheidungen trotz gestiegener Kapitalmarktzinsen immer noch «recht günstig». Die Kapazitätsauslastung in der Industrie sei nach wie vor überdurchschnittlich hoch. Im Wohnungsbau verringere sich hingegen die Wachstumsdynamik, während die privaten Haushalte ihre Ausgaben für den Konsum infolge der verbesserten Arbeitsmarktsituation deutlich erhöhen würden, schreibt das IWH.

Höhere Zinsen zeigen Wirkung
Im kommenden Jahr setze sich der Aufschwung verlangsamt fort. H öhere Zinsen sowie die Aufwertung des Euro gegenüber dem US-Dollar und Yen zeigten ebenso Wirkung wie der zu erwartende Anstieg der Arbeitskosten. Hingegen gehe von Seiten der Finanzpolitik kaum noch eine dämpfende Wirkung aus. Die Inlandsnachfrage verliere dank des weiter steigenden Konsums der Privaten nur wenig an Schwung. Nachlassen dürfte allerdings die Dynamik der Unternehmensinvestitionen, wobei die Aussenwirtschaft weiter eine treibende Kraft des Aufschwungs bleibe.

Steigerungsraten von 1,9 Prozent für Verbraucherpreise
Für die Verbraucherpreise prognostiziert das IWH Steigerungsraten von 1,9 Prozent im laufenden Jahr und 1,7 im Jahr 2008. Von den absehbaren Lohnsteigerungen gehe keine Gefahr für die Preisstabilität aus. Die Zahl der Arbeitslosen sinke nach 3,78 Millionen im laufenden Jahr unter die 3,5 Millionen-Marke im kommenden Jahr. Das gesamtstaatliche Haushaltsdefizit schätzen die Ökonomen in diesem Jahr auf 0,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), während im kommenden Jahr ein Überschuss von 0,2 Prozent des BIP prognostiziert wird.


Beitragssenkung bei Arbeitslosenversicherung noch nicht zu empfehlen
Eine weitere Senkung der Beiträge zur Arbeitslosenversicherung in Deutschland ist nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) derzeit nicht empfehlenswert. Eine weitere Beitragssenkung sei erst in der nächsten konjunkturellen Schwächephase zu empfehlen, wenn erkennbar sei, ob eine Beitragssenkung über den Konjunkturzyklus hinweg nachhaltig sei. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass die Beiträge in Zeiten steigender Arbeitslosigkeit wieder erhöht werden müssten. Zudem verliere der Beitrag seine Rolle als automatischer Stabilisator des Konjunkturzyklus, schreiben die Forscher. Wegen der hohen erwarteten Überschüsse der Bundesagentur für Arbeit mehren sich derzeit die Stimmen für eine zusätzliche Beitragssenkung bei der Arbeitslosenversicherung. Nach derzeitigem Stand soll der Beitragssatz zum 1. Januar 2008 von 4,2 auf 3,9 Prozent sinken.


Zinsanhebung im Euroraum über 4,5 Prozent hinaus `nicht angemessen`
Eine Anhebung des Leitzinses im Euroraum über 4,5 Prozent hinaus wäre nach Einschätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) «nicht angemessen». Das IWH begründet seine Auffassung vor allem mit der Entwicklung der Geldmenge seit dem Beginn des Zinserhöhungskurses der Europäischen Zentralbank (EZB) im Dezember 2005. So deute die seitdem zu verzeichnende Abschwächung der monetären Entwicklung auf eine Mässigung der Infaltionsrisiken hin, schreiben die Forscher.

Dynamik zuletzt abgeschwächt
Zwar weitete sich die Kreditvergabe der Banken an die privaten Haushalte und Unternehmen noch immer vergleichsweise stark aus. Allerdings habe sich die Dynamik zuletzt abgeschwächt. Dies dürfte zusammen mit der Entwicklung der eng gefassten Geldmenge M1 auf eine Verlangsamung der Konjunktur im Euroraum hindeuten. Auch würden die Produktionskapazitäten bis Ende 2008 insgesamt zwar gut ausgelastet sein, es gebe aber keine Anhaltspunkte für eine erhebliche Überauslastung, so das IWH.

Zwei weitere Zinsanhebungen der EZB erwartet
Für das laufende Jahr rechnet das Institut mit zwei weiteren Zinsanhebungen der EZB um jeweils 0,25 Prozentpunkte. Das dann erreichte Zinsniveau von 4,5 Prozent würde nach Einschätzung der Konjunkturforscher leicht über dem Niveau liegen, welches als neutral gelte. (awp/mc/ar)

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