Jacques Sanche, CEO Belimo Gruppe

von Patrick Gunti


Herr Sanche, Belimo hat im 1. Halbjahr den Umsatz um 8,4 % gesteigert, ebenso den Betriebsgewinn auf Stufe EBIT um 9,2 %. Hingegen fiel der Reingewinn um 12,2 % tiefer aus. Wie werten Sie das Resultat?


Operativ sind wir mit der Leistung sehr zufrieden. Das Wachstum in lokaler Währung gerechnet lag über unseren Erwartungen (14.5% gegenüber Vorjahr) und der Betriebsgewinn ebenfalls. Der Rückgang im Reingewinn hat vor allem mit der stichtagsbezogenen Bewertung der Dollarpositionen in unserer Bilanz zu tun. Die Abwertung in der Bilanz ist einmalig, sofern der Dollar nicht unter einen Franken sinkt und reversibel sobald der Dollarkurs sich weiter erholt.


Welchen Währungseffekt hatten die deutlich schwächeren Umrechnungskurse der wichtigsten Währungen gegenüber dem Schweizer Franken?


Beim Umsatz hatten wir einen Währungseinfluss von minus 11.3 Mio. Franken, der zum grössten Teil dem schwachen Dollar anzulasten ist. Dieser negative Einfluss konnte durch mehr Umsatz in den anderen Regionen und durch Sparmassnahmen auf der EBIT-Ebene ausgeglichen werden. Dann bleibt schliesslich noch der Bilanz-Effekt.


Wurden Sie vom Ausmass der Währungsschwankungen überrascht?


Ja. Budgetiert hatten wir einen Dollarkurs von CHF 1.20. Währungsschwankungen gehören zum Geschäft und wir hatten auch schon davon profitiert. Es ist eher das Ausmass und die Geschwindigkeit, die überraschten. Es entspricht nicht unserer Philosophie, uns umfassend abzusichern, da diese Aktivität langfristig kostet.


Die Marktanteile konnten in allen Regionen erhöht werden. Was prägte das Geschäft im 1. Halbjahr in der Marktregion Europa, speziell in Osteuropa?


Während das «alte» Europa vereinzelt Bremsspuren aufweist – ich denke da an Spanien, Deutschland oder England – ist die Nachfrage in Osteuropa ungebrochen stark. Insbesondere in der Sparte Brandschutz können wir in wichtigen Märkten wie Russland und der Ukraine starkes Wachstum ausweisen. Hinzu kommt, dass wir unsere Marktstellung weiter ausbauen können.


«Nach den uns vorliegenden Indikatoren sehen wir keine Schwächung der Bautätigkeit im öffentlichen Sektor.» (Jacques Sanche, CEO Belimo Gruppe zum Amerika-Geschäft)


Wie hat sich das Geschäft in Amerika angesichts des kriselnden Bau- und Immobiliensektors entwickelt?


Unsere Kunden und auch wir leben immer noch von dem guten Auftragsbestand des letzten Jahres. Zudem ist unser Sektor, also Bürogebäude, Schulen, Universitäten etc., nicht so stark betroffen wie der Eigenheimmarkt. Das Amerika-Geschäft konnte sich deshalb halten. Etwas weniger Dynamik, aber immer noch Wachstum, erwarten wir fürs 2009.


Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung in den USA bei der Bautätigkeit im öffentlichen Sektor ein?


Nach den uns vorliegenden Indikatoren sehen wir keine Schwächung der Bautätigkeit im öffentlichen Sektor. Wir gehen davon aus, dass die Wirkung der Konjunkturförderprogramme auch mittelfristig Bestand haben.


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In lokalen Währungen war das effektiv erzielte Wachstum in Asien am grössten. Wie kommentieren Sie den Geschäftsverlauf in dieser Region?


Die Marktentwicklung in den asiatischen Ländern – insbesondere China und Indien – ist immer noch sehr attraktiv für uns. In China konnten wir uns bereits eine beachtliche Marktstellung erarbeiten und profitieren von der Marktentwicklungen und weiteren Regionen, die wir erschliessen. In Indien hingegen haben wir erst vor zwei Jahren ein eigenes Büro eröffnet und bauen unsere Organisation konsequent aus, um Marktanteile zu gewinnen. Erfreulich läuft dieses Jahr beispielsweise aber auch Australien.


Sowohl das Anwendungsfeld Luft (+ 8,2 %) als auch das Anwendungsfeld Wasser (+ 8,9 %) konnten den Umsatz steigern, Wasser verzeichnete aber eine deutlich stärkere Wachstumsabkühlung. Wo sehen Sie die Gründe?


Unser stärkstes Wassergeschäft ist in den USA. Es macht ca. 50% des Umsatzes aus. Hier kommt nun die Dollarproblematik wieder ins Spiel.


Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des durch steigende Energie- und Rohstoffpreise hervorgerufenen Trends hin zu energiesparenden Gebäude-technologien ein?


Die Trends nach mehr Komfort – mehr Kühlung in Europa und Asien, bessere Regulierung in Amerika, mehr Effizienz – Energie-Einsparung und Umweltschonung – und mehr Sicherheit – Brandschutz und Entrauchung – fördern die Nachfrage nach unseren Produkten und dies über die nächsten Jahre. Zur Zeit ist die Effizienzsteigerung weltweit das Kernthema. Über die Jahre könnte es aber wieder Verschiebungen geben.


Welche Erwartungen hat die Belimo Gruppe für die 2. Hälfte des laufenden Geschäftsjahres?


Wir geben keine Prognosen heraus. Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere operativen Ziele dieses Jahr erreichen werden. Der grösste Unsicherheitsfaktor ist für uns die Entwicklung des amerikanischen Marktes für kommerzielle Gebäude.


Herr Sanche, besten Dank für das Interview.





Zum Unternehmen
Die Belimo-Gruppe ist ein weltweit führender Anbieter für innovative elektrische Antriebslösungen in der Heizungs-, Lüftungs- und Klimatechnik. Die Gruppe erzielte 2007 einen Umsatz von CHF 372 Millionen und beschäftigt über 1000 Mitarbeitende. Die Aktien der BELIMO Holding AG werden seit 1995 an der Schweizer Börse gehandelt (SWX: BEAN).


Zur Person
Dr. Jacques Sanche, CEO


1965, Kanadier/Schweizer, verheiratet, 2 Kinder
Doktorat an der Hochschule St. Gallen,
Institut für Wirtschaftsinformatik


1990 – 1993 Berater bei Information Management Group, St. Gallen
1994 – 1995 Projektleiter bei Diener AG, Embrach
1995 – 1997 Berater bei The Boston Consulting Group, München


1997 – 2007 
– Geschäftsführer in diversen Firmen der Walter Meier Holding
– Mitglied der Konzernleitung der Walter Meier Holding
– zuständig für den Bereich Klimalösungen


2007 – &CEO BELIMO Holding AG


Weitere Tätigkeiten
– Stäfa Wirz Ventilator AG, Bern, Mitglied des Verwaltungsrats
– Diener AG, Embrach, Mitglied des Verwaltungsrats

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