Japan erstellt Liste mit 60 systemrelevanten Banken

Die japanische Finanzdienstleistungsagentur und die japanische Notenbank hätten die Liste an das Financial Stability Board geschickt, das im kommenden Jahr eine eigene Liste mit wichtigen Banken und Versicherungen aufstellen will, berichtet die Zeitung ohne Angabe von Quellen.


Schärfere Eigenkapitalregeln
Als systemrelevant gelten Finanzinstitute, die aufgrund ihrer Grösse und ihrer internationalen Vernetzung grossen Einfluss auf den weltweiten Bankensektor haben. Für sie sollen neben den geplanten «Basel-III»-Stabilitätsregeln für Banken noch schärfere Eigenkapitalregeln eingeführt werden. Damit soll das Risiko verringert werden, dass eines der wichtigen grossen Häuser – wie einst Lehman Brothers – zusammenbricht, andere mitreisst und eine weitere Bankenkrise verursacht. Unter den von den japanischen Behörden aufgezählten Banken seien auch vier japanische Häuser, schreibt die Zeitung. Am weitesten vorne mit Platz 19 stehe die Nomura Bank. Weiter hinten aufgezählt seien auch Mitsubishi Corp Corp, Mizuho und Daiwa Securities. 


Gerüchteküche brodelt
Noch ist unklar, welche Institute das Finance Stability Board als besonders bedeutend einstufen wird. Es kursieren aber immer wieder vorläufige Vorschläge und Vermutungen. «Auf der Liste der Japaner steht die Liga der üblichen Verdächtigen, und jetzt ist eben die Deutsche Bank auf Platz eins gelandet», sagte Bankenprofessor Hans-Peter Burghof von der Universität Hohenheim der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Das sei fast schon als Kompliment zu deuten. «Es zeigt , dass die Deutsche Bank eine glaubhafte globale Strategie fährt – das ist eine Chance und eine Bürde zugleich.» Zwar gebe es kein System, um Systemrelevanz zu messen. «Wir haben aber eine Vorstellung davon, was es bedeutet, und dass die Deutsche Bank eines der am stärksten globalisierten Institute weltweit ist, ist nicht zu leugnen.»


Neidischer Blick nach Frankfurt?  
Die Platzierung auf der Liste zeigt nach Ansicht eines anderen Branchenexperten, «dass die Deutsche Bank mit ihrer grossen Bandbreite an Geschäftsfeldern, vom Devisenhandel über Investmentbanking bis zum Privatkundengeschäft, national und international viele Wettbewerber überholt hat». Man solle sich aber auch die Frage stellen, warum die Japaner ihre eigenen Banken nicht so weit vorne sähen. Zwar habe die Deutsche Bank von der Schwäche vieler Wettbewerber in der Wirtschaftskrise profitiert. Doch auch Nomura könne zu den Gewinnern gezählt werden, da auch die japanische Bank während der Krise eine beachtliche Einkaufstour startete.


«Wahrer Drahtzieher» Goldman Sachs
«Die grosse Zeit der japanischen Banken ist schon länger vorbei», sagte wiederum Bankenprofessor Burghof. Er selbst hätte allerdings an die erste Stelle der Liste den US-Branchenprimus Goldman Sachs gestellt, den er als «wahren Drahtzieher» bei sehr vielen Geschäften weltweit einstuft. (awp/mc/ps/05)

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