Josef Fehr, CEO der Liechtensteinischen Landesbank: «Neben der Festigung unserer Position im Heimmarkt Liechtenstein fokussieren wir uns auf verstärkte Aktivitäten in der Schweiz»

Josef Fehr, CEO der Liechtensteinischen Landesbank: «Neben der Festigung unserer Position im Heimmarkt Liechtenstein fokussieren wir uns auf verstärkte Aktivitäten in der Schweiz»

Von Alexander Saheb

Moneycab: Derzeit verwalten Sie runde 47 Mrd CHF Vermögenswerte und die Wachstumsrate lag jüngst bei 4,5 Prozent. Haben Sie ein Ziel für die Assets under Management (AuM) in dieser Dekade?


Josef Fehr: Generell konzentrieren wir uns mittelfristig auf vier quantitative Ziele. So nimmt neben dem Cost-Income-Ratio, dem ROE und der Eigenkapitalausstattung der Netto-Neugeld-Zufluss eine wichtige Rolle ein. Wir wollen pro Jahr mindestens 3 % an Netto-Neugeld generieren. In den letzten Jahren konnten wir unsere diesbezüglichen Ziele übertreffen. Im ersten Halbjahr 2006 betrug der Zuwachs an Netto-Neugeld 1.7 % bzw. annualisierte 3.4 %. Damit sind wir auf Zielkurs.



«Auch im Fall von Swissfirst wäre daher zu prüfen, ob eine solche Akquisition zur LLB passen würde». Josef Fehr, CEO der Liechtensteinischen Landesbank


Wollen Sie ihre AuM wie die meisten Privatbanken und Vermögensverwalter dabei mit organischem Wachstum vermehren?


Hierauf haben wir unsere Strategie, welche auf drei Säulen basiert, grundsätzlich ausgerichtet. Neben der Festigung unserer Position im Heimmarkt Liechtenstein fokussieren wir uns auf verstärkte Aktivitäten in der Schweiz sowie auf den Ausbau der Wachstumsmärkte in Osteuropa, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Indien.


Sollte die Swissfirst verkauft werden, wäre das Kundenportfolio für Sie nicht attraktiv?


Grundsätzlich schliessen wir akquisitorisches Wachstum nicht aus. Wir halten die Augen nach geeigneten Partnern offen. Diese Wachstumsquellen prüfen wir sehr genau, um sicherzustellen, dass sie in die Strategie sowie zur Kultur der LLB passen. Auch im Fall von Swissfirst wäre daher zu prüfen, ob eine solche Akquisition zur LLB passen würde.


Ihre Cost-Income-Ratio liegt bei rekordniedrigen 40,4 Prozent. Die Konkurrentin am Platz, die VPBank, weist dagegen  44 Prozent aus. Was machen Sie anders?


Was die VPB anders macht, können wir nicht beurteilen. Man kann jedoch sicherlich  festhalten, dass das Kostenbewusstsein in der Kultur der LLB verankert ist. Verschiedene Faktoren wie die IT, Prozessoptimierungen etc. tragen zu diesem guten Wert bei. So verfügen wir seit Jahren über eine tiefe Cost-Income-Ratio, die auch im internationalen Vergleich einen Spitzenwert einnimmt. Es ist unser mittelfristiges Ziel, diese auch in Zukunft auf einem hervorragenden Niveau zu halten.


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Per Halbjahresbericht 2006 sind Geschäftsertrag und Konzernergebnis um über 20 Prozent gestiegen. Werden Sie dieses Tempo bis zum Jahresende halten können?


Der Vergleich der Zielgrössen betreffend Kosten, Kapitalisierung und Rentabilität zeigt, dass wir im ersten Halbjahr 2006 auf Zielkurs sind. Ein stabiles wirtschaftliches und politisches Umfeld vorausgesetzt, rechnen wir für das Gesamtjahr 2006 mit einem sehr guten Geschäftsergebnis.



«Unsere im Oktober 2005 offiziell eröffnete Repräsentanz in Abu Dhabi hat sich gut entwickelt. Unsere Erwartungen wurden bereits im ersten Jahr übertroffen.»


Auch der Geschäftsaufwand wuchs um mehr als 20 Prozent. Finden Sie das angesichts der anderen Zahlen angemessen oder versuchen Sie zu bremsen?


Ich kann hier festhalten, dass der Geschäftsaufwand im Einklang mit dem Geschäftsertrag gestiegen ist. Der strategiekonforme Anstieg ist zum einen auf den Ausbau neuer Märkte und zum anderen auf die verstärkten Aktivitäten in der Schweiz zurückzuführen. Angesichts der verstärkten Private-Banking-Aktivitäten erhöhten wir auch die Personalressourcen. Im Februar 2006 haben wir unsere Niederlassung in Lugano eröffnet, in der aktuell zehn Mitarbeitende beschäftigt sind. Die Verstärkung des Private Bankings eröffnet uns vielversprechende Perspektiven. Wir sind überzeugt, in Zukunft zusätzliche Erträge generieren zu können.


Vor knapp einem Jahr haben Sie in Abu Dhabi eine Repräsentanz mit fünf Mitarbeitern eröffnet. Erfüllt diese Ihre Erwartungen, wie viele Personen arbeiten heute dort?


Unsere im Oktober 2005 offiziell eröffnete Repräsentanz in Abu Dhabi hat sich gut entwickelt. Unsere Erwartungen wurden bereits im ersten Jahr übertroffen. In der Repräsentanz beschäftigen wir insgesamt fünf Mitarbeitende. Im Bezug auf unsere Wachstumschancen sehen wir unseren Standort in Abu Dhabi als bedeutenden Hub für die Betreuung der Kunden aus dem arabischen und asiatischen Raum.


Sie wollen die Präsenz im Nahen und Mittleren Osten, Indien und Osteuropa ausbauen. Wäre es nicht schon längst an der Zeit gewesen, weitere Repräsentanzen zu eröffnen?


Die LLB ist eine mittelgrosse Bank. Unser Ziel ist es, unsere Wachstumsstrategie Schritt für Schritt umzusetzen und im Einklang mit der Grösse der Bank zu forcieren. Im Moment steht für uns die Bearbeitung der Märkte von den Standorten Vaduz und Zürich im Vordergrund. Grundsätzlich sind wir aber auch offen gegenüber der Eröffnung von weiteren Repräsentanzen. Doch es genügt nicht nur vor Ort zu sein, sondern auch über Mitarbeitende zu verfügen, die den Markt sehr genau kennen und mit den kulturellen Gepflogenheiten vertraut sind. Diese Faktoren sind sehr wichtig, deshalb prüfen wir sie sehr genau.


Ihr Institut will den Free Float erhöhen, aber das Land Liechtenstein besitzt immer noch 57,5 Prozent der Bank. Bindet Ihnen das nicht die Hände, statt dass Sie mit breit gestreutem Aktionariat auf dem Markt frei agieren könnten?


Unser Ziel ist es, den Staatsanteil auf 51 % zu senken. Das Land Liechtenstein soll aber auch weiterhin Mehrheitseigentümer sein. Wir haben in den letzten Jahren und insbesondere im ersten Halbjahr 2006 wichtige Schritte zur Erhöhung des Free Float gesetzt. Von unserem Mehrheitsaktionär haben wir insgesamt 430’000 Inhaberaktien erworben. 230’000 Inhaberaktien dienen der Sicherstellung einer Wandelanleihe, welche in Inhaberaktien der LLB wandelbar ist. Weitere 200’000 Inhaberaktien haben wir zum Zweck der Kapitalherabsetzung erworben. Damit wird eine effiziente Kapitalbewirtschaftung im Sinne aller Aktionäre unterstrichen.


Ihre Aktie kostet jetzt 1000 Franken. Ist ein Split nicht bald ein Thema?


Die LLB-Aktie ist mit einem Kurs von CHF 1’000.– in der Tat eine «schwere» Aktie. Unser Bestreben ist es, die LLB-Aktie sowohl für institutionelle Kunden als auch Privatkunden noch attraktiver zu machen. Vor diesem Hintergrund sind auch die im ersten Halbjahr 2006 eingeleiteten Massnahmen zur Erhöhung des Free Floats zu sehen. Daneben sind auch verschiedene Begleitmassnahmen denkbar.


Sie konnten 2005 einen veritablen Dividendensprung von 22 auf 28 Franken realisieren. Dürfte für das Geschäftsjahr 2006 die Marke von 30 Franken überschritten werden?


Wie ich schon sagte, ist es unser Ziel, die Attraktivität der LLB-Aktie zu erhöhen. Eine attraktive Dividendenrendite anzubieten, ist eine Möglichkeit. Dies haben wir in den vergangenen Jahren deutlich bewiesen, indem wir eine Dividendenrendite von durchschnittlich 3 % generiert haben. Angesichts der guten Finanzlage der LLB-Gruppe sind wir überzeugt, dass wir über eine sehr gute Basis verfügen, um unseren Aktionären auch in Zukunft attraktive Renditen zu bieten.


Die LLB bietet eine breite Palette an Investmentfonds an. Gegenwärtig wird aber viel über passiv gemanagte Produkte diskutiert, weil konventionell verwaltete Fonds die Märkte nur selten langfristig schlagen. Ist Ihre Kundschaft mit den LLB-Fonds zufrieden oder spüren Sie schon wie die angelsächsischen Länder den Wunsch nach passiven und Indexprodukten?


Unsere Fondspalette entwickelte sich in den letzten Jahren sehr gut und zeichnet sich im Wettbewerbsvergleich durch eine überdurchschnittlich gute Performance und tiefe Kosten aus. Dies bestätigen periodische, externe Vergleiche verschiedener unabhängiger Fondsrating-Agenturen. Gemäss der Fondsrating-Agentur Lipper gehört die LLB zudem zu den drei besten Asset Managern im Segment «Small Groups». Passiv gemanagte Produkte werden zurzeit in den Medien verstärkt thematisiert. Jedoch verspüren wir bei unserer Kundschaft keine zunehmende Nachfrage nach diesen Produkten. Dies vielleicht auch deshalb, weil passiv gemanagte Produkte die Marktperformance auf Grund von Steuern und Kosten regelmässig nicht erreichen.





Der Gesprächspartner:
Josef Fehr, geb. 1957, Dr. iur., Swiss Banking School. Seit 1986 bei der Landesbank, 1986-1992 Rechtskonsulent, 1992-1998 Ressortleiter Handel, 1998-2000 Ressortleiter Privatkunden, seit 1992 Mitglied der Geschäftsleitung und seit 2000 Vorsitzender. Verwaltungsratsmandate bei folgenden Tochtergesellschaften der Landesbank: Liechtensteinische Landesbank (Schweiz) AG (Präsident), LLB Investment Partners AG (Vizepräsident), Global Fund Services AG (Mitglied), LLB Treuhand AG (Vizepräsident) und Jura Trust AG (Vizepräsident). Präsident des Liechtensteinischen Bankenverbandes und Vorstandsmitglied der Liechtensteinischen Industrie- und Handelskammer.


Das Unternehmen:
Die Liechtensteinische Landesbank AG (LLB) wurde 1861 gegründet und ist das traditionsreichste Finanzinstitut im Fürstentum Liechtenstein. Im Jahr 1993 wurde die LLB in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Seither ist sie an der SWX kotiert (Symbol: LLB). Das Land Liechtenstein besitzt die Aktienmehrheit. Die LLB bietet ihrer internationalen Kundschaft ein breites Spektrum an erstklassigen Wealth-Management-Dienstleistungen an. Mit einem Kundenvermögen von CHF 46.8 Mia. gehört sie zu den bedeutendsten Vermögensverwaltungsinstituten im Währungsraum Schweiz / Liechtenstein. Die LLB ist das Mutterhaus der LLB-Gruppe, welche über Standorte in Vaduz, Zürich, Basel, Genf, auf den Cayman Islands und in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) verfügt.

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