Josef Felder, CEO Unique (Flughafen Zürich AG): «Wir haben auch davon profitiert, dass SWISS ihre Position in der Star Allianz gefestigt hat.»

Josef Felder, CEO Unique (Flughafen Zürich AG): «Wir haben auch davon profitiert, dass SWISS ihre Position in der Star Allianz gefestigt hat.»

von Patrick Gunti


Herr Felder, ein Halbjahresgewinn, der mit 37 Mio. Franken 70,5 % über demjenigen der Vorjahresperiode liegt: Was hat massgeblich zu diesem guten Resultat beigetragen?

Zum guten Resultat haben in erster Linie die starke Verkehrsentwicklung im ersten Halbjahr (plus 6,0 Prozent Passagiere), die erfreuliche Entwicklung im Kommerzgeschäft und die Einsparungen bei den Kapitalkosten als Ergebnis der Aktienkapitalerhöhung vom Mai 2006 massgeblich beigetragen.


Das Kommerzgeschäft hat sich erfolgreich entwickelt. Wie sieht es hier in den einzelnen Bereichen aus, zum Beispiel im Duty-Free-Geschäft, wo Unique im letzten Jahr die Ziele verfehlte?

Es stimmt, die Umsätze im ersten Halbjahr 2006 haben sich erfreulich entwickelt. Die durchschnittlichen Kommerzausgaben eines abfliegenden Passagiers in Zürich haben sich im ersten Halbjahr um 6,2 Prozent auf 41.56 Franken gesteigert. Auch das Duty Free-Geschäft entwickelte sich positiv.


6 Prozent mehr Passagiere und gar ein Plus von knapp 10 % bei den Transferpassagieren. Haben Sie dabei einzig von der starken Wirtschaftslage und der damit verbundenen Reisetätigkeit profitiert?

Die starke Wirtschaftslage dürfte eine grosse Rolle gespielt haben. Wir haben aber auch davon profitiert, dass SWISS ihre Position in der Star Allianz gefestigt hat. Dies führte zu einer Zunahme der Umsteigepassagiere, welche im ersten Halbjahr einen Anteil von 31,0 Prozent am Gesamtvolumen ausmachten.


Das Konsortium verpflichtet sich, rund 650 Mio. US-Dollar in den Ausbau des Flughafens Bogota zu investieren. (Josef Felder, CEO Unique)


Wie sind Ihre Erwartungen für das Gesamtjahr?

Vorausgesetzt, es passiert nichts Unvorhergesehenes, rechnen wir für das gesamte Jahr mit 18,9 Mio. Passagieren.
 
Im Frühling hat Unique einen Managementvertrag mit vier kleineren Flughäfen in Honduras abgeschlossen. Jetzt haben Sie zusammen mit einer kolumbianischen Organisation die Konzession zum Betrieb und Ausbau des Flughafens Bogota El Dorado erhalten. Was war entscheidend, dass Unique sich gegen zahlreiche Konkurrenten durchsetzen konnte und welches sind die Kernpunkte des Vertrages?

Der Flughafen Zürich geniesst international einen hervorragenden Ruf. Das hat dazu beigetragen, dass das Konsortium mit Unique (Flughafen Zürich AG) den Zuschlag erhalten hat. Das Konsortium verpflichtet sich, rund 650 Mio. US-Dollar in den Ausbau des Flughafens zu investieren. Unique hält einen minimen Aktienanteil am Konzessions-Konsortium und wird vor Ort die Rolle des Operators übernehmen. Der Flughafen Bogotá El Dorado hat derzeit ein Passagieraufkommen von rund 9 Mio. Nach dem geplanten Ausbau ist er auf rund 16 Mio. Passagiere ausgelegt.


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Kehren wir zurück in die Schweiz: Ein Dauerthema sind die von den Passagieren zu entrichtenden Gebühren, nicht zuletzt für die höheren Sicherheitsansprüche. Wie haben sich die Aufwendungen von Unique im Sicherheitsbereich entwickelt?


Die Kosten für Sicherheit sind in den vergangenen fünf Jahren von 84 Mio. auf 101 Mio. Schweizer Franken gestiegen. Das war der Auslöser dafür, dass Unique (Flughafen Zürich AG) die Sicherheitsgebühren, welche Teil der Passagiergebühren sind, per 1. Januar 2007 um einen Franken erhöhen will. Ab nächstem Jahr wird ein Lokalpassagier in Zürich 37 (heute 36) Franken bezahlen. Ein Umsteige- oder Transferpassagier wird ab Januar 2007 21 (heute 20) Franken bezahlen.


Seit Jahren ist dabei die Forderung ein Thema, dass sich der Bund an den Kosten im Sicherheitsbereich beteiligen müsste. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Ich bin ganz klar der Ansicht, dass sich der Bund an den Kosten beteiligen muss. Dies umso mehr, als ein grosser Teil der Sicherheitsleistungen am Flughafen grundsätzlich eine hoheitliche Aufgabe darstellen, welche vom Bund finanziert werden sollte. Dadurch, dass wir als Flughafenbetreiberin für die stetig steigenden Sicherheitskosten voll aufkommen müssen, erleiden wir gegenüber unseren Konkurrenzflughäfen Wettbewerbsnachteile.


Seit den verhinderten Terroranschlägen in Grossbritannien gelten für Reisen in die USA erhöhte Sicherheitsmassnahmen. Langfristig wird es dabei wohl nicht beim Schuhe ausziehen und einem Verbot der Mitnahme von Flüssigkeiten bleiben. Wie sieht es mit technischen Entwicklungen im Security-Bereich aus?

Die technische Entwicklung macht selbstverständlich auch vor den Geräten für die Sicherheitskontrollen nicht Halt. Internationale Vorgaben im Security-Bereich führen zu stetiger Modernisierung der benötigten Geräte. Die Anschaffung solcher Geräte ist jeweils mit hohen Investitionen verbunden.


Grundsätzlich finden wir es positiv, dass nicht die Flugbewegungen, sondern der Fluglärm als Massstab genommen wird. (Josef Felder)


Betreffend Fluglärm hat Unique eine finanzielle Gesamtlösung präsentiert, die die Finanzierungs- und Bilanzierungsrisiken für allfällige Fluglärm-Entschädigungen nachhaltig reduziert. Der Zürcher Regierungsrat hat den Zürcher Fluglärm-Index als Gegenvorschlag zu verschiedenen Volks- und Behördeninitiativen präsentiert. Was halten Sie von diesem Vorschlag?

Grundsätzlich finden wir es positiv, dass nicht die Flugbewegungen, sondern der Fluglärm als Massstab genommen wird. Weniger Bewegungen bedeuten nämlich nicht zwingend weniger Lärm.


Economiesuisse, der Dachverband der Schweizer Wirtschaft, muss Kritik von allen Seiten einstecken und hat gewichtige Austritte zu verkraften. Gleichzeitig hat sich die Schweizer Flughafenvereinigung zum Beitritt entschlossen. Was erwarten Sie sich von diesem Schritt?

Die Luftfahrt hat eine zentrale Bedeutung für die Schweizer Wirtschaft. Mit dem Beitritt zur economiesuisse unterstreicht die Flughafenvereinigung diese Tatsache.


Letzte Frage: In den letzten Monaten ist vermehrt Kritik an der Kurzfristigkeit der Beurteilung von Unternehmen zu vernehmen. Firmen und CEO?s würden immer stärker nur noch an Quartalszahlen gemessen, und nicht mehr an den langfristigen Folgen von strategischen Entscheidungen. Wie ist Ihre Meinung dazu?

Gerade ein Flughafen kann nicht nach kurzfristigen Kriterien  betrieben werden. Als Flughafenbetreiberin müssen wir bei der Planung und der Festlegung von Strategien einen weiten Horizont angehen. Veränderungen dauern oft viele Jahre, wie das Beispiel der vor zwei Jahren abgeschlossenen 5. Bauetappe zeigt.


Herr Felder – besten Dank für das Interview.


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Zur Person
Josef Felder wurde 1961 in Wolhusen, Luzern, geboren. Nach einer kaufmännischen Grundausbildung und Weiterbildung zum eidg. dipl. Buchhalter/Controller begann er seine Karriere in einem Treuhandbüro. Er arbeitete danach in verschiedenen Funktionen im Rohstoffhandel, in der Automobilindustrie sowie in der Immobilienbranche. Heute verfügt er über eine 16jährige Erfahrung im Luftfahrtgeschäft. Zwischen 1989 und 1998 bekleidete er verschiedenen Positionen bei der Crossair, und zwar als Buchhaltungschef, Marketing-Leiter, im Product-Management  und als Stv. Direktor. 1998 wurde er Direktor der Flughafen Immobilien Gesellschaft und seit dem 30. März ist Felder CEO Unique (Flughafen Zürich AG). Ausserdem ist er Präsident der Swiss International Airports Association, Mitglied im Vorstandsausschuss der Aerosuisse sowie Member of the Board des Airport Council International in Brüssel.


Zum Unternehmen
Als privatisiertes Unternehmen betreibt Unique (Flughafen Zürich AG) im Auftrag des Bundes die national und international etablierte Verkehrs- und Begegnungsdrehscheibe der Schweiz ? den Flughafen Zürich. Unique beschäftigt rund 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Gemeinsam mit 180 Flughafenpartnern, die insgesamt zirka 24’000 Menschen beschäftigten, sorgt Unique für das zuverlässige Funktionieren der Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs Luftfahrt in Zürich. Rund 49 Prozent der Aktien von Unique (Flughafen Zürich AG) sind im Besitz des Kantons Zürich, rund 5 Prozent hält die Stadt Zürich. Es gibt keine weiteren Aktionäre, die über mehr als 5 Prozent der stimmberechtigten Aktien verfügen.

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