Josef Kleindienst, CEO Kleindienst Group Dubai

Von Gérard Al-Fil


Moneycab: Herr Kleindienst, seit wann sind Sie Immobilienunternehmer?


Josef Kleindienst: Die Kleindienst-Gruppe wurde 1996 als Immobilieninvestment-Firma  in Österreich und Ungarn gegründet. Im 2003 haben wir unsere Niederlassung nach Dubai verlegt. Von hier aus sind wir in elf Ländern operativ tätig. Unsere Bereiche umfassen Immobilienmaklertätigkeiten, die Bewirtschaftung von Liegenschaften und Projektdesign in allen Segmenten, also für private und kommerzielle Investoren



«Die Preise sind auf ein realistisches Niveau herunter gekommen. Immobilien müssen als eine Dienstleistung für urbanes Leben verstanden werden und nicht als isoliertes Geschäft an sich.» Josef Kleindienst, CEO Kleindienst Group Dubai


Wem gehört die Gruppe?


Die Kleindienst Gruppe ist bis heute zu 100% Eigentum ihres Gründers, sie gehört mir persönlich.


Ihren Namen verbindet man vor allem mit der künstlichen Inselgruppe «The World» vor der Küste von Dubai?


Ja, wir waren die Ersten, die auf der World der Dubaier Immobilienentwicklerin Nakheel tatsächlich zu bauen begannen. Aufgrund unserer Wurzeln lag es für uns nahe, auf den Europa-Inseln der World im Persischen Golf vor Dubais Küste zu bauen. Die sechs Inseln der insgesamt 300 World-Inseln haben wir bereits im 2007 erworben.


Was bauen Sie dort genau?


Unser Projekt «The Heart of Europe» besteht aus sechs Inseln, auf denen wir bis 2015 ein Luxus-Ressort und einen Freizeitpark der gehobenen Klasse erschaffen. Die «Länder» sind Deutschland, Monte Carlo, Österreich, die Schweiz, St. Petersburg und Schweden. Jedem Flecken Erde werden wir ein individuelles Gesicht geben: Auf «Deutschland» werden Sie «Innovation» finden, Monte Carlo konzipieren wir als «Party-Insel». Meine Heimat Österreich steht in erster Linie für «Romantik», die wir in Architektur und Design einfliessen lassen werden, unter anderem in ein Sissi-Hotel für Flitterwochen. «Kulturelle Inspiraton» ist für St. Petersburg reserviert, wo zwei Fünfsterne-Hotels geplannt sind. Wer es ruhiger haben will, der wohnt auf «Schweden».


Und die Schweiz?


Die steht für Erholung für die ganze Familie. Wenn das Projekt dereinst fertig ist, wird es auf «Heart of Europe» 20 Ferienhäuser für Private, einen exklusiven Beach Club auf Monte Carlo, eine Reihe exklusiver Boutique-Hotels, «schwimmende» Villen und Restaurants geben, dazu Wellness-Paläste sowie mehrere Shopping- und Entertainment-Centers und Snack-Bars.


Wann laden Sie zur ersten Party im Beach Club  auf «Monte Carlo» ein? Es heisst, dort steigt Ende Jahr eine Silvester-Fete?


«Monte Carlo» steht exklusiv Mitgliedern des Beach Clubs offen. Die Mitgliedschaft kostet 30,000 Emirate-Dirham pro Jahr, zum heutigen Wechselkurs also etwa 7,935 Schweizer Franken.


Wieviel Geld muss ich für eine Villa aufwenden?


Es gibt 20 Villen auf der Insel «Deutschland», von denen 12 bereits verkauft sind. Bei neun Objekten dauern die Bauarbeiten noch an. Diese Objekte werden, wenn sie dereinst fertig sind, für Käufer aus der Golfregion für 15 Millionen Dirham, also 3,96 Millionen Franken angeboten. In eine der Villen werde ich mit meiner Familie selbst einziehen.



«Das «Gier»-Modell, das die Boden- und Mietpreise inflationierte, ist nicht nachhaltig und hat keine Zukunft. Das hat der jüngste Crash bewiesen.»


Kann ich als Schweizer Investor kaufen?


Natürlich. Wer interessiert ist, dem steht unser Sales-Team per Telefon gerne zur Verfügung.


Die World-Erbauerin Nakheel musste vor einem Jahr fast den Offenbarungseid leisten und konnte nur dank einer 10 Milliarden Dollar Bürgschaft von Dubais Nachbar-Emirat Abu Dhabi im Dezember 2009 weitermachen. Seitdem purzelten die Immobilienpreise um über 60 Prozent. Wie beurteilen Sie die Lage heute?


Der Markt hat begonnen, sich zu erholen. Ich denke, der Immobilienmarkt durchläuft eine notwendige Korrektur. Einige Segmente waren allerdings von der Krise kaum betroffen. Dazu zählen Ferienhäuser. Viele Spekulanten, die einen bedeutenden Beitrag zur Preisübertreibung vor der Krise und zur Krise an sich «leisteten», sind kaum noch präsent. Die Preise sind auf ein realistisches Niveau herunter gekommen. Immobilien müssen als eine Dienstleistung für urbanes Leben verstanden werden und nicht als isoliertes Geschäft an sich.


Was meinen Sie damit?


Nur fair bewertete Immobilien verleihen einer Stadt, sei es Dubai oder einer Metropole allgemein, die notwendige Attraktivität für potenzielle Käufer, also für jene, die in der Stadt leben und arbeiten wollen. So locken Sie auch neue Firmen an den Golf. Das «Gier»-Modell, das die Boden- und Mietpreise inflationierte, ist nicht nachhaltig und hat keine Zukunft. Das hat der jüngste Crash bewiesen.



«Im Segment Ferienhäuser sehen wir hohes Potenzial. Interessanterweise wurde dieses Segment über die Jahre von den Marktteilnehmern etwas stiefmütterlich behandelt.»


Lassen Sie uns von der World zurück an Land rudern…


In Dubai-Stadt haben wir eine Reihe von Projekten für kommerzielle und private Investoren in der Pipeline. Allerdings entwickeln wir diese Projekte monemtan nicht aktiv. Im Segment Ferienhäuser sehen wir hohes Potenzial. Interessanterweise wurde dieses Segment über die Jahre von den Marktteilnehmern etwas stiefmütterlich behandelt. Das World-Projekt brachte die Wende. Eine Strandvilla zum offenen Meer hinaus ist und bleibt eine Rarität und wird immer im Premiumsegment angesiedelt sein. Wussten Sie, dass Deutsche jährlich weltweit 60’000 Ferienhäuser erwerben? Deshalb glauben wir, dass dieser Bereich auch in den Scheichtümern am Persischen Golf Zukunft hat.


Werden Firmen aus dem deutschprachigen Raum derzeit nicht besonders skeptisch beäugt? Mehrere Gesellschaften unter dem Dach der Gütersloher ACI Investments, der Mutter der unfertigen Dubaier VIP-Hochhäuser mit den Brands «Boris Becker» und «Niki Lauda», meldeten am 14. September Insolvenz an. Georg Recker, der mit «Dubai 1000» das grösste Viersterne-Hotel im Dubailand bauen wollte, wird wegen mutmasslichen Betrugs in Deutschland mit Haftbefehl gesucht.


Ich bin nicht in der Lage, andere Immobilienprojekte zu kommentieren. Ich kann wirklich nur für die Kleindienst Gruppe sprechen. Wir haben Erfahrung auf unserem Gebiet und geniessen ein exzellenten Ruf in der Branche. Wir können einen ausgezeichneten track record vorweisen, weil wir liefern, was wir versprechen. Deshalb haben unsere Kunden volles Vertrauen in unsere Integrität.


Als integer wird infolge der Weltfinanzkrise nicht nur unter arabischen Käufern die Islamic Finance angesehen. Die Islamic Finance verbietet Zinsen, Derivate und Hedge Fonds. Bieten Sie Islamische Immobilienfinanzierung an?


Finanzierungen bieten wir mit der Kleindienst Gruppe generell nicht an. Die Käufer können freilich mit der Bank, die sie einbinden, selbst entscheiden und aushandeln, ob sie konventionell oder Scharia-konform finanzieren möchten.


Wo sehen Sie sich im Jahr 2020?


«Living in a dream»,? auf einer meiner Trauminseln im «Heart of Europe» vor der Küste von Dubai.





Der Gesprächspartner
Josef Kleindienst, 46, ist Immobilienunternehmer, ehemaliger Polizist und Buchautor. Die Kleindienst-Gruppe gründete der Österreicher 1996 als Immobilieninvestment-Firma in Österreich und in Ungarn, deren Hauptsitz er im 2003 ins Golf-Emirat Dubai verlegte. Sein Sohn Paul Kleindienst ist in die Firma eingebunden. 2001 veröffentlichte Kleindienst das Buch «Ich gestehe» und brachte damit die sogenannte «Wiener Spitzelaffäre» ins Rollen. Darin berichtet er, wie sich die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) jahrelang illegal personenbezogene Daten aus einen Polizeicomputer besorgte und erhob schwere Vorwürfe gegen hohe FPÖ-Parteikader. Als FPÖ-Mitglied war von 1998 bis 2000 auch Chef der FPÖ-Polizeigewerkschafter. Nach österreichischen Medienberichten ist Kleindienst heute nicht mehr politisch aktiv. Er hat auch ein Buch zu Aktieninvestment mit dem Titel «Der Polizist als Millionär» geschrieben.

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