Jürg Krebser, CEO Agie-Charmilles: «Das Ergebnis ist absolut unbefriedigend»

Moneycab: Herr Krebser, trotz schlechtem Ergebnis beteuern Sie, Agie Charmilles sei strategisch sehr gut positioniert und verfüge über führende Technologien. Wenn das Unternehmen so gut ist, müsste das Resultat doch anders aussehen?

Jürg Krebser:
Ich bin überzeugt, das Unternehmen ist gut. Aber wir sind in einem sehr zyklischen Markt tätig. In den letzten drei Jahren ist der Weltmarkt im Werkzeugbau um rund 40 Prozent eingebrochen. So viel mit Sparmassnahmen und Anpassungen aufzufangen ist sehr schwierig, diesen Rückgang konnten wir nicht voll kompensieren. Aber die Stellung am Markt haben wir behalten.

Sie haben im letzten Oktober ein umfassendes Massnahmenpaket eingeleitet. Ihre Zahlen sind allerdings seit 2001 rückläufig. Haben Sie zu spät reagiert?

Nein, wir haben schon 2001 und vor allem 2002 extreme Sparmassnahmen ergriffen. Damals hat jede unserer einzelnen Gesellschaften gespart, was möglich war. Das hat aber nicht gereicht. Deshalb mussten wir die Struktur des ganzen Unternehmens anpassen. Das haben wir 2003 getan.

Der Massnahmenplan dauert noch bis 2005. Sie haben schon zwei Werke in den USA geschlossen und auch in der Schweiz Leute entlassen. Ist mit noch mehr Entlassungen zu rechnen?

Den Abbau der in der Schweiz geplant war, haben wir kommuniziert. Im Moment gibt es keine weiteren Pläne Mitarbeiter zu entlassen. In Asien bauen wir sogar Leute auf. Allerdings wird es weltweit gesehen noch kleinere Bewegungen geben. Im grossen und ganzen, so die Konjunktur mitspielt, glauben wir, dass wir mit dem heutigen Personalbestand weiterfahren können.

Sie reden allerdings davon, dass die Automatisierung in der Branche immer wichtiger wird. Für mich heisst das, wo früher Menschen gearbeitet haben, werden in Zukunft Maschinen eingesetzt.

Das ist so nicht ganz richtig. Eine Maschine kann dank der Automatisierung, ohne Bedienung, eine Nacht durchlaufen. Das erhöht die Effizient. Aber es braucht immer noch hoch qualifizierte Bediener und Programmierer für diese Maschinen. Sie werden einfach auf eine längere Maschinenlaufzeit umgelegt und sind somit billiger.


«Es braucht immer noch hoch qualifizierte Bediener und Programmierer für diese Maschinen.»  Jürg Krebser, CEO Agie Charmilles

In Asien, namendlich in China, wollen Sie expandieren. Was für einen Anteil am Gesamtumsatz soll China in Zukunft ausmachen?

Wir haben in der Elektroerrosion heute schon einen Marktanteil von 20 Prozent. Das ist sehr viel, da China vor der Haustüre der japanischen Konkurrenz liegt. Kein einziges japanisches Unternehmen hat jedoch in China über 20 Prozent Marktanteil. Heute macht Asien 19 Prozent unseres Umsatzes aus. Wenn Die Entwicklung so weitergeht, werden wir in einigen Jahren bei 25 Prozent sein.

Warum sind die Japaner in China keine ernst zu nehmende Konkurrenz für Agie Charmilles?

Die Japaner sind in China zwar sehr stark präsent. Wir können aber unser weltweit erworbenes Know-How, insbesondere die Serviceleistungen, in die Waagschale werfen.

Das zweite Halbjahr 2003 verlief besser. Zeichnet sich da ein Trend ab?

Ich hoffe es. Wie Sie wissen, sieht das konjunkturelle Umfeld wieder besser aus. Dieses Jahr hat besser begonnen als das letzte, deshalb bin ich vorsichtig optimistisch.



Der Gesprächspartrner
Jürg Krebser hat nach dem Studium der Elektrotechnik an der ETH Zürich, das er als Dr. sc. techn. ETH abschloss, im Jahr 1980 bei der damaligen BBC seine Laufbahn begonnen. 1988 wechselte er zu Ascom Radiocom, wo er als Entwicklungsleiter wirkte.

1990 stiess Krebser zum Georg-Fischer-Konzern, wo er in verschiedenen Funktionen rasch bis zum Leiter der Sparte Rohrleitungs-Systeme aufstieg. Seit 2003 ist das Mitglied der +GF+-Konzernleitung Leiter der Sparte Fertigungstechnik, die Agie-Charmilles-Gruppe. Der 1948 geborene Krebser ist verheiratet und Vater von drei Kindern. (mc)

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