Karstadt und Kaufhof wollen fusionieren

Arcandor-Chef Thomas Middelhoff und der neue Metro-Vorstandsvorsitzende Eckhard Cordes verhandelten über eine Fusion der Warenhaustöchter Kaufhof und Karstadt unter dem Dach von Arcandor, berichtet das Handelsblatt (Freitag) unter Berufung auf Finanzkreise und das Umfeld der beiden Konzerne.


Effizienzgewinne von 350 bis 400 Millionen Euro
Durch den Zusammenschluss könnten Effizienzgewinne von 350 bis 400 Millionen Euro jährlich entstehen. Für die beiden Wettbewerber böte sich damit eine Überlebenschance im umkämpften deutschen Einzelhandelsmarkt. Die Verhandlungen befänden sich noch in einem frühen Stadium. Auch das Kartellamt, das die Transaktion prüfen müsste, ist nach eigenen Angaben noch nicht eingeschaltet.


Europas zweitgrösster Warenhauskonzern
Mit der Fusion der Konzernsparten entstünde Europas zweitgrösster Warenhauskonzern nach dem spanischen Unternehmen Corte Inglès. Der fusionierte Konzern käme auf einen Jahresumsatz von über acht Milliarden Euro. Karstadt betreibt derzeit 89 Waren- und 28 Sporthäuser in Deutschland, Kaufhof 113 Warenhäuser und 13 «Sportarena»-Fachmärkte.


Bericht nicht kommentiert
Sprecher beider Unternehmen wollten den Bericht nicht kommentieren und verwiesen auf Marktspekulationen. Metro-Chef Cordes sei ja auch erst seit einem Tag im Amt. Die im MDAX notierte Arcandor-Aktie verbuchte ein Plus von 0,23 Prozent auf 21,81 Euro. Metro-Papiere zogen im DAX in einem schwachen Marktumfeld um 1,85 Prozent auf 62,79 Euro an. UniCredit-Analyst Volker Bosse sieht in einem Zusammengehen eine ?Win-Win-Situation? für beide Seiten. Dies spare Kosten, verringere den Wettbewerbsdruck und würde sich am Ende für beide Unternehmen positiv auf das Ergebnis auswirken. Aus seiner Sicht wäre ein Gemeinschaftsunternehmen denkbar, an dem Arcandor die Mehrheit hält.


Idee kursiert seit längerem am Markt
Die Idee, Kaufhof und Karstadt zusammenzulegen, wird am Markt schon seit längerem gespielt. Arcandor versucht derzeit, die Immobilien seiner Karstadt-Warenhäuser zu verkaufen. Dabei sollen drei Bieter auch Interesse an Teilen des operativen Geschäfts bekundet haben. Auch über Kooperationen, Zukäufe und einen Börsengang der Sparte wurde in Essen bereits laut nachgedacht.


Konsolidierung auf dem deutschen Warenhaus-Markt
Karstadt-Warenhaus-Chef Peter Wolf hatte zuletzt in einem Interview betont, dass aus seiner Sicht eine Konsolidierung auf dem deutschen Warenhaus-Markt sinnvoll sei. In anderen Handelsbereichen wie dem Lebensmittel-Einzelhandel und den Baumärkten sei sie längst im Gang. Auch von Seiten des Kartellamts erwarte er keine grossen Komplikationen. Bis auf wenige Ausnahmen gebe es keine kritischen Überschneidungen, sagte Wolf.


Kampf gegen schwächelnde Umsätze
Die Kaufhäuser beider Konzerne kämpfen seit langem mit schwächelnden Umsätzen. Der Ende Oktober ausgeschiedene Metro-Chef Hans-Joachim Körber hatte sich aber stets gegen eine Trennung von Kaufhof gewehrt. Mit dem Chefwechsel bei Metro scheint dies nun zumindest möglich. Der neue am Ruder, Eckhard Cordes, hat angekündigt, alle Potenziale zur Wertsteigerung im Metro-Konzern zu heben und sich dafür alle Geschäftsbereiche genau anzuschauen. Am Markt wurde dies als Signal gewertet, dass sich Cordes damit auch von den Sorgenkindern im Konzern trennen könnte. Dazu zählt neben dem Kaufhof auch die Lebensmitteltochter Real. (awp/mc/ab)

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