Klimagipfel in Cancún endet mit Last-Minute-Kompromiss

Erstmals wird das auch Ziel, die Erderwärmung auf 2 Grad zu begrenzen, verbindlich bestätigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama zeigten sich zufrieden. Obama gratulierte seinem mexikanischen Kollegen Felipe Calderón. Die EU-Kommission bezeichnete die Einigung als Erfolg. Boliviens Präsident Evo Morales bedauerte dagegen, dass die Einwände seiner Delegation nicht berücksichtigt wurden.


«Guter Schritt nach vorne»
Mexiko habe bei der Konferenz exzellente Arbeit geleistet, sagte Obama am Samstag in dem Telefonat. Das Gipfelergebnis habe den Kampf gegen den Klimawandel vorangebracht. «Wir haben heute in Cancún einen guten Schritt nach vorne gemacht», sagte Merkel in Berlin. Es bleibe jedoch sehr viel zu tun, um ein Anschlussabkommen für das 2012 auslaufende Kyoto-Abkommen zu erzielen. «Aber das war heute ein wichtiger Tag für den internationalen Klimaschutz», fügte die Kanzlerin hinzu.


Fortführung des Kyoto-Protokolls
Grosses Lob erntete die mexikanische Konferenzpräsidentin Patricia Espinosa. Entgegen der UN-Regel hatte sie die Bedenken Boliviens zwar zur Kenntnis genommen, aber nicht berücksichtigt und die Konferenz so ohne die eigentlich notwendige Einstimmigkeit erfolgreich zum Abschluss gebracht. «In dem Geist, in dem jetzt die Verhandlungen noch abgeschlossen werden konnten – in letzter Minute – muss jetzt intensiv weitergearbeitet werden», sagte Kanzlerin Merkel. Das erste verabschiedete Papier des Abkommens umfasst die Fortführung des Kyoto-Protokolls, das zweite auch die Klimaziele der USA und der Entwicklungsländer. Noch sind aber weiterhin auch viele Absichtserklärungen darin enthalten.


Wald besser schützen
Der Wald soll besser geschützt werden, weil durch die Abholzung rund 15 Prozent der CO2-Emissionen entstehen. Zudem soll ein Klimafonds geschaffen werden, um arme Länder bei der Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen. Von 2020 an sollen dafür jährlich rund 100 Milliarden Dollar (75 Mrd. Euro) an Klimahilfsgeldern zusammenkommen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte in Brüssel: «Die Vereinbarung von Cancún (…) ist ein wichtiger Schritt hin zu einem umfassenden und rechtlich bindenden Rahmen für ein weltweites Klima-Handeln.» 


Morales enttäuscht
Boliviens Präsident Morales bedauerte dagegen, dass sich die restlichen 193 Teilnehmerländer des Gipfels in Mexiko über die Bedenken seines Landes hinweggesetzt hätten. Aber er werde weiter für «Mutter Erde» kämpfen. Das Klimaschutzpaket von Cancún, das weltweit als Erfolg gefeiert wurde, ist nach Ansicht von Morales nicht geeignet, die Natur und die Menschheit zu retten. Auch Boliviens Delegationsleiter Pablo Solón hatte moniert, die Entwürfe seien zu schwach, um die Erderwärmung ausreichend zu begrenzen.


Greenpeace: Zeichen der Hoffnung
Klimaschützer äusserten sich verhalten positiv, waren sich jedoch einig, dass die Vereinbarung nicht ausreiche, um den Klimawandel wirksam zu bekämpfen. Greenpeace sprach von einem Zeichen der Hoffnung. «Das Ergebnis ist besser, als viele hier zeitweise befürchtet haben. Trotzdem – es ist erst der Anfang, sagte der Leiter der Internationalen Klimapolitik von Greenpeace, Martin Kaiser. «Mit der Übereinkunft von Cancún wurde eine gute Grundlage für die kommenden Klimaverhandlungen in Südafrika gelegt», meinte WWF- Klimaexpertin Regine Günther. Diese sollen 2011 in Durban stattfinden. (awp/mc/ps/33)

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