KMU sollten geistiges Eigentum verteidigen

Fachleute haben in Deutschland errechnet, dass Wirtschaftskriminalität dieser Prägung zu Umsatzeinbussen von bis zu zehn Prozent führen kann. Angesichts der Schäden sollten sich öffentliche Unterstützungsprogramme nicht nur auf den Aspekt des Patentschutzes ausrichten, sondern auch die sensible Nutzung von Geschäftsgeheimnissen thematisieren. Erst wenn diese in eine umfassende Schutzstrategie integriert wird, lassen sich Wissenstransfers vermeiden.


Potenzielle Förderlücken eruiert
Im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie hat das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI analysiert, wie öffentliche Unterstützungsprogramme zum Schutz des geistigen Eigentums in kleinen und mittelständischen Unternehmen genutzt werden und ob potenzielle Förderlücken existieren. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass viele Firmenlenker nur wenig Informationen über bestehende Förderangebote haben. Bemängelt wird vor allem, dass sich die vorhandenen Unterstützungsmassnahmen zu stark auf den Patentschutz konzentrieren und sich dabei fast ausschliesslich auf die Recherche- und Anmeldephase von Patenten beziehen.


Offizielle Patentanmeldung oftmals Bumerang
Denn die offizielle Anmeldung eines Patents kann sich für KMU-Betriebe schnell auch als Bumerang erweisen – vor allem in Bereichen, in denen sich die Patentumsetzung als schwierig gestaltet. Vor diesem Hintergrund raten Fachleute dazu, dass es oftmals sinnvoller ist, Geschäftsgeheimnisse intern zu nutzen. «Es gibt viele unterschiedliche Patentstrategien, die sich nach der Unternehmensstruktur richten. Während grosse börsennotierte Konzerne oft danach streben, möglichst viele Patente anzumelden, müssen Mittelständler die Kosten dafür entgegensetzen», so Katharina Krüger, Patent-Scout der Universität Münster , gegenüber pressetext. Bei Nichtanmeldungen sollten Firmen wachsam sein.


Produktnachahmungen vermeiden
Entschliessen sich kleine Unternehmen aus Kostengründen dazu, die Anmeldung von teuren Patenten zu meiden und stattdessen Wissen um Erfindungen intern zu nutzen, dann bedarf dies aber einer grossen Sensibilisierung der eigenen Mitarbeiter, fährt Krüger fort . «Hierbei sollte defensiv mit der Kommunikation umgegangen werden, um Produktnachahmungen zu vermeiden», so die Fachfrau. Aus diesem Rat leitet das ISI eine Forderung an die Politik ab, nämlich die Ausbildung und Förderung von Fachleuten für den Bereich Intellectual Property (IP). IP-Management sollte in Hochschulbildung integriert und Mitarbeiter gefördert werden. Innerhalb der Förderlandschaft plädiert das ISI für die Einrichtung einer Koordinationsstelle.


Jedes zweite Unternehmen kennt Markenrechtsschädigungen
Dass sich die Integration der sensiblen Nutzung von Geschäftsgeheimnissen in eine Strategie lohnt, um Wissenstransfers zu verhindern, zeigt sich durch mögliche Schäden. Dem ISI nach kann sich der Schaden aus Produkt- und Markenpiraterie bezogen auf den Gesamtumsatz des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland auf bis zu 50 Mrd. Euro summieren. Dabei handelt es sich längst nicht um Einzelfälle. Der Untersuchung nach gaben zwei Drittel der Befragten an, dass sie schon einmal von illegalen IP-Verletzungen betroffen waren. Patentverletzungen beklagen 64 Prozent und Markenrechtsschädigungen hat bereits jedes zweite Unternehmen erlebt. Experten fordern daher, dass sich der politische Druck auf die «Kopierländer» erhöht. (pte/mc/ps)

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