Kommentar zur Wahl Barack Obamas: Hoffnung nährt Zuversicht nährt Hoffnung

Von Helmuh Fuchs


Wie deutlich der Wille zur Veränderung in der amerikanischen Bevölkerung ist, zeigen die Siege Obamas in Staaten, die zuvor jahrzehntelang republikanisch wählten. Der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika hat einen fundamentalen Wechsel versprochen, das amerikanische Volk ist bereit, den Wechsel zu vollziehen. Wie genau der Wechsel aussehen soll, welche Änderungen vor dem Hintergrund der finanziellen Schwierigkeiten überhaupt realisierbar sind, war kaum Gegenstand des Wahlkampfes. Das zeugt von einem bewundernswerten Glauben eines Volkes (genau genommen von ca. 51% des wählenden Volkes) an die Möglichkeiten einer besseren Zukunft und der Kraft, durch einen fundamentalen Wechsel diese Möglichkeiten zu realisieren.


Glaubwürdigster Advokat des Wechsels
Den Wählern ging es offenbar darum, ein System, das sie in einen belastenden Krieg mit zähen Fortschritten, eine flächendeckende Finanzkrise und zunehmende Verelendung grosser Bevölkerungsschichten geführt hatte, zu beenden. Barack Obama war von allen Kandidaten der glaubwürdigste Advokat für diesen grundlegenden Wechsel. Jung, Afroamerikaner, international interessiert und akzeptiert, ein fesselnder Redner, nicht aus einem Polit-Clan stammend. Welche historische Dimension dieser Wahl zukommt, lässt sich am Kommentar von Thomas L. Friedman in der New York Times erahnen. Er sieht die Wahl Obamas als das endgültige Ende des vor 147 Jahren begonnen amerikanischen Bürgerkriegs.


Von einer Politik des Machbaren zu einer Politik des Möglichen
In einem für die ganze Welt bedeutenden Kraftakt haben die Amerikaner ein Bekenntnis der Zuversicht abgelegt. Gegen Rassen-Ressentiments, gegen existenzielle wirtschaftliche Schwierigkeiten, gegen das politische Establishment, für einen Wechsel, an den sie alle so gerne glauben und den sie so sehnsüchtig erwarten. Gerade hier mag die Rezeptur der Amerikaner für ihren Erfolg liegen. Auch ohne grosse Detailkenntnisse, wie sich der Wechsel gestalten soll, entscheiden sie sich für den Weg nach vorne. Wir können darüber in langen Analysen brüten, oder uns einfach ein wenig von dieser Freude auf das Neue, der Zuversicht auf das Kommende anstecken lassen. Von einer Politik des Machbaren zu einer Politik des Möglichen, nie mehr seit J.F. Kennedy gab eine Wahl Anlass zu so viel Hoffnung.

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