Krise lässt Handel mit Deutschland um 16,4% einbrechen

Das ist der stärkste Rückgang seit 1975. Die Beziehungen seien aber absolut stabil und breit abgestützt, betonte die Handelskammer Deutschland-Schweiz am Donnerstag vor den Medien in Zürich.


Wichtigster Handelspartner der Schweiz
Deutschland blieb 2009 der wichtigste Handelspartner der Schweiz: 33,6% der Schweizer Importe stammten vom nördlichen Nachbarn, während 19,5% der Exporte dorthin gingen. Neben der Rezession spürten die Schweizer Exporteure auch klar den steigende Frankenkurs gegenüber dem Euro. «Weil die Schweiz vor allem hochentwickelte Produkte exportiert, verkaufen sie sich auch, wenn sie ein paar Prozent teurer sind», sagte der Direktor der Handelskammer, Ralf Bopp, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Zwar ist der Franken seit Anfang 2010 noch teurer geworden; Bopp schätzt aber, dass die wirtschaftliche Erholung die Folgen davon dennoch in Grenzen halten dürfte.


3,4 Mrd. Euro Direktinvestitionen in Deutschland
Dabei lief es 2009 nicht überall schlecht: «Ein Lichtblick war 2009 das Wachstum bei den Direktinvestitionen», sagte Handelskammer-Präsident Eric Sarasin. Schweizer Unternehmen investierten 3,4 Mrd EUR in Deutschland, umgekehrt flossen 708 Mio EUR an deutschen Direktinvestitionen in die Schweiz.


Handelskammer verurteilt Ankauf gestohlener Bankkunden-Daten
Keine Erschütterungen für die Wirtschaftsbeziehungen seien von der Steuerdebatte und anderen politischen Zwistigkeiten ausgegangen, betonte Sarasin. Klar verurteilt die Handelskammer den Ankauf gestohlener Bankkunden-Daten durch deutsche Behörden aus der Schweiz: Dieser Schritt sei rechtlich «äusserst bedenklich».


«Trauriger Geburtstag»
Die Handelskammer plädiert für eine rasche Beilegung offener Fragen im Steuerstreit und den zügigen Abschluss des Doppelbesteuerungsabkommens. Auch weitere Fragen müssten endlich gelöst werden: Als «traurigen Geburtstag» bezeichnete Sarasin den nunmehr 10-jährigen Streit um die Anflüge auf den Flughafen Kloten.


Zahl der neu zugezogenen Deutschen deutlich rückläufig
Intensiv beschäftigte sich die Handelskammer 2009 auch mit der Einwanderung. Laut Statistik waren Ende 2009 über 250’000 Deutsche in der Schweiz gemeldet. Gleichzeitig waren in Deutschland 76’500 Schweizer niedergelassen, wovon aber mehr als 60% Doppelbürger waren. Die Handelskammer betonte, dass die Deutschen vorwiegend wegen ihrer beruflichen Qualifikation in die Schweiz geholt würden. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der neu zugezogenen Deutschen wegen der Rezession im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurückgegangen.


«Sturm im Wasserglas»
Handelskammerpräsident Sarasin verlangte eine sachliche Diskussion zur Einwanderung. Er kritisierte politische Bewegungen, die dieses Thema für Wahl- oder Abstimmungskämpfe verwenden. Die Debatte um die hier lebenden Deutschen sei ein «Sturm im Wasserglas». (awp/mc/pg/30)

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