Kunstmuseum Bern: Furor und Grazie

Zu sehen sind rund hundert Zeichnungen aus den Uffizien von Guercino, seinen Schülern und Nachahmern sowie jener Bologneser Maler, an denen er sich orientierte.


Im Verlaufe seiner Karriere fand Guercino von einem dramatischen, durch starkes Chiaroscuro geprägten Frühwerk zum klassisch beruhigten Stil seiner reifen Periode. Seine Kunst umfasst so in einzigartiger Weise die beiden Pole, zwischen denen sich die barocke Malerei in Italien bewegte. Guercino war aber nicht nur ein grosser Maler, sondern auch einer der begnadetsten Zeichner seiner Epoche. Dank der meisterhaften Beherrschung der technischen Mittel gelang es ihm, mit grosser Subtilität die Stimmung des dargestellten Motivs einzufangen (sei es eine dramatische Historie, die er mit schwungvollem Federstrich aufs Blatt warf, oder das Spiel von Licht und Schatten in seinen Figurenstudien in Kreide oder Ölkohle).


Die Uffizien besitzen eine der weltweit grössten und wichtigsten Sammlungen von Zeichnungen des Künstlers, die vom führenden Guercino-Spezialisten Nicholas Turner gesichtet und wissenschaftlich bearbeitet wurde. Für die Ausstellung wurden 52 Blätter des Künstlers aller Schaffensphasen und Gattungen ? Figuren- und Kompositionsstudien ebenso wie Landschaften und Genreszenen ? sowie 43 Zeichnungen seiner Werkstattmitarbeiter und Nachfolger ausgewählt. Neben vielen bekannten Meisterwerken befinden sich darunter auch zahlreiche bisher unpublizierte oder noch nie gezeigte Blätter. So wird die Ausstellung den Fachleuten unbekanntes Material bieten und zugleich dem breiteren Publikum einen grossartigen Überblick über das zeichnerische Schaffen Guercinos geben. Es ist deshalb ein Glücksfall für das Schweizer Publikum, dass die Schau nach der Präsentation in Florenz auch im Kunstmuseum Bern gezeigt werden kann, als erste monographische Ausstellung Guercinos in der Schweiz überhaupt. (kmb/mc/th)


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