Kunstmuseum St. Gallen: Rembrandt – Seine Epoche, seine Themen, seine Welt

Rembrandt zählt zu den Grossen der Kunstgeschichte. Längst ist sein Name Inbegriff des Goldenen Zeitalters, jener einzigartigen Blütezeit Hollands im 17. Jahrhundert, als die junge Nation zur führenden See- und Handelsmacht wurde und buchstäblich tausende von Malern künstlerische Höchstleistungen in nie gekannter Breite vollbrachten.


 







Die grosse Akademie und der Werkstattbetrieb
1606 in der Universitätsstadt Leiden geboren, wo er auch sein erstes Atelier als ausgebildeter Maler bezog, war Rembrandt Harmensz van Rijn von 1632 bis zu seinem Tod 1669 in der Handelsmetropole Amsterdam tätig. Wie sein flämisches Pendant Peter Paul Rubens führte er eine einflussreiche «Akademie» mit zahlreichen Schülern und florierendem Werkstattbetrieb. Rembrandts Schaffen ist in seinem gestalterischen und thematischen Reichtum unübertroffen, und nirgends werden seine Experimentierlust, Innovationskraft, technische Brillanz und Produktivität so anschaulich wie im umfangreichen Werkkomplex der Radierungen.

 


Nicht nur erweitern die Radierungen wesentlich das motivische Spektrum von Rembrandts Malerei, sie machen auch die «Genese des Bildes» nachvollziehbar, indem frühe Abzüge ein und derselben Druckplatte das betreffende Sujet in verschiedenen Bearbeitungszuständen dokumentieren.


Starkes Hell-Dunkel, modulierte Linien, die sich zu einem ganzen Kosmos verdichten.


Die Radierung als Ausdrucksmittel
In Rembrandts Händen, in der Umsetzung seiner berühmten Hell-Dunkel-Manier in das Medium der Radierung, wurde die Ätztechnik erst zum künstlerischen Ausdrucksmittel par excellence – und dies in noch nie da gewesener und kaum je wieder erreichter Intensität der Darstellung und Dramatik der Lichtführung. So wird denn auch verständlich, weshalb Rembrandt nach seinem Tod und bis ins 19. Jahrhundert als Radierer mehr bewundert wurde denn als Maler.







Spannend sind die frühen Blätter
Dem Kunstmuseum St.Gallen bietet sich die einzigartige Möglichkeit, aus der hervorragenden, bisher noch nie öffentlich gezeigten Privatsammlung des Stahlunternehmers Dr. Albert W. Blum (Mannheim 1882-1952 Zürich) eine repräsentative Ausstellung über Rembrandts meisterhafte Radierkunst zu realisieren. Die in jahrzehntelanger Aufbauarbeit zusammengetragene Kollektion verfügt über viele der zentralen Hauptblätter in frühen Druckzuständen von seltener Qualität, und sämtliche Motivgattungen sind in grösseren Werkgruppen vertreten. Neben den Szenen aus dem Alten und dem Neuen Testament,

Selbstbildnis mit Saskia.


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die in Rembrandts Bildwelt eine herausragende Stellung einnehmen, finden sich die frühen Bettler- und sonstigen Alltagsdarstellungen. Im Bereich der Bildnisse fallen vor allem die charakteristischen Studienköpfe mit ihrem differenzierten Mienenspiel und namentlich die Selbstbildnisse auf, in denen der Künstler seine markante Physiognomie in den verschiedensten Gemütsbewegungen (Affekten) «erforschte». Ein besonderes Schwergewicht bilden schliesslich die Landschaften, ein Hauptthema der holländischen Malerei im 17. Jahrhundert, das Rembrandt in den Gemälden eher wenig, in den Radierungen dagegen umso vielfältiger bearbeitet hat.




Die Verdichtung der Linien auf dem Horizont und die Strukturierung des Horizonts sind ein Spiel.

Die Ausstellung zeigt Rembrandts einzigartige Graphik in thematischen Werkgruppen. Diese ikonographischen Spuren nehmen präzis ausgewählte Gemälde von Schülern und Zeitgenossen Rembrandts auf. Die gezeigten Tafelbilder bilden starke visuelle Eckpunkte, sie führen aber auch durch den Vergleich vor Augen, wie bildhaft und «farbig» die Lösungen sind, die Rembrandt im schwarzweissen Medium der Druckgraphik gefunden hat. (kmsg/mc/th)

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