Kurt Ritter, CEO Rezidor SAS: «Wir legen sehr viel Wert auf die individuelle, jeweils auf den Mikrostandort zugeschnittene Architektur und Ausstattung»

Kurt Ritter, CEO Rezidor SAS: «Wir legen sehr viel Wert auf die individuelle, jeweils auf den Mikrostandort zugeschnittene Architektur und Ausstattung»

von Patrick Gunti


Herr Ritter, Ihr Konzern hat Anfang Juli ein Luzern mit dem Radisson SAS ein neues First Class Hotel eröffnet. Was zeichnet dieses Hotel aus?


Der fantastische Standort unmittelbar am See, die direkte Anbindung an das Kultur- und Kongresszentrum Luzern (KKL), die Design-Philosophie und der freundliche Service.


Welche Zielgruppen soll das Haus ansprechen?


Das Haus soll gleichermassen internationale Business- und Individualgäste sowie ein junges, urbanes Publikum ansprechen.


Ein Tourismus-Standort wie Luzern strahlt Internationalität aus. Wie trägt Rezidor SAS jeweils zusätzlich den spezifischen kulturellen Begebenheiten eines Standortes Rechnung?


In dem wir sehr viel Wert auf die individuelle, jeweils auf den Mikrostandort zugeschnittene Architektur und Ausstattung legen. Darüber hinaus entwickeln wir auch in jedem unserer Hotels ein regionales und lokales Gastronomieangebot.


Rezidor SAS betreibt einen weltweiten Expansionskurs. Welches sind die weiteren Pläne in der Schweiz?


Das Radisson SAS Zürich befindet sich zur Zeit im Bau und soll Anfang 2008 eröffnet werden. Darüber hinaus verhandeln wir an einigen weiteren Standorten, für die aber momentan noch keine konkreten Verträge vorliegen.



«Wir wollen vor allem die Expansion im mittleren Marktsegment, das heisst für Park Inn, in allen unseren Regionen vorantreiben.»  Kurt Ritter, CEO Rezidor SAS


Rezidor SAS führt mit Radisson SAS Hotel & Resorts, Regent International Hotels, Park Inn und Country Inn & Suites mittlerweile über 270 Hotels mit über 55.000 Zimmern. Gibt es für all diese Häuser in verschieden Kategorien gemeinsame Trends und Themen für die Zukunft?


Wir wollen vor allem die Expansion im mittleren Marktsegment, das heisst für Park Inn, in allen unseren Regionen vorantreiben. Parallel wird jede Marke für die unterschiedlichen Märkte weiterentwickelt und mehr und mehr standardisiert. Dabei
sollen vor allem für die Marke Radisson SAS so genannte «New Breed Hotels», also eine neue Generation von modernen, designten Hotels, entwickelt werden. Gute Beispiele dafür sind das Radisson SAS Style Hotel in Wien, das Radisson SAS Hotel Frankfurt, das neue Hotel in Luzern und demnächst das Radisson SAS Hotel Zürich-Airport. Für diese Marke werden ausserdem zur Zeit neue Gastronomiekonzepte entwickelt, die den Ansprüchen sowohl der modernen Geschäftsreisenden als auch der lokalen Gästen gerecht werden.


Bei unserem letzten Interview vor knapp zwei Jahren haben wir uns über die neue Lifestyle Kette mit Cerruti Hotel unterhalten. Wie hat sich diese Hotel Philosophie entwickelt?


Leider mussten wir unsere Zusammenarbeit mit der Firma Cerruti – aufgrund einer grundlegenden Umstrukturierung der Modelabels – beenden. Dafür haben wir jetzt einen Vertrag mit dem italienischen Designer-Haus Missoni. Wir können in engster Kooperation mit der Familie Missoni weltweit Designhotels unter dem Namen Missoni Hotels entwickeln und sind derzeit dabei, die entsprechende Philosophie zu entwerfen.


Wie sehen die diesbezüglichen Pläne aus?


Für drei Missoni Hotels sind bereits Verträge unterschrieben, und die Häuser befinden sich auch bereits im Bau. Das Missoni Hotel Kuwait wird im Frühjahr 2007, die Missoni Hotels in Edinburgh und Dubai Ende 2008 eröffnet. Momentan werden ferner weitere Projekte für diese Lifestyle-Marke an vielen Standorten verhandelt. Bis 2010 soll es bereits 30 Missoni Hotels, vorrangig in Ost- und Westeuropa und im Nahen Osten, geben.


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Im vergangenen Geschäftsjahr hat Rezidor SAS den Umsatz auf fast 600 Mio Euro gesteigert, der Gewinn stieg von 4,2 (2004) auf 31,6 Mio Euro. Der entscheidende Betrag zu diesem Ergebnis war die Steigerung von 11 % des Ertages pro verfügbarem Zimmer. Wie wurde dieser Anstieg erreicht?


Durch eine deutlich höhere Netto Average Rate in den weniger preisempfindlichen Hotels bzw. Regionen, speziell in Russland, Skandinavien und Grossbritannien, bei gleichzeitiger Steigerung der Belegung.


Allein 2005 konnten Sie 29 Hotels vertraglich binden ? und die Expansionsstrategie soll ungebremst weiter gehen. Wo liegen dabei die geographischen Schwerpunkte?


Selbstverständlich in unseren Quellmärkten in Zentraleuropa: Grossbritannien, Skandinavien und Deutschland. Aber auch verstärkt in Russland und den ehemaligen Russischen Staaten. Hier ist durch das regionale Business Development Büro ein Wachstum um um rund 30 weitere Standorte geplant. Auch haben wir weiter den Nahen Osten im Visier. Dort gibt es noch konkrete Pläne für alle Marken an den strategisch bedeutenden Standorten, wie zum Beispiel in Dubai oder Muscat.



«Geht nicht, gibt’s bei uns nicht», es wird also für den Gast alles möglich.»  Kurt Ritter


Nach welchen Kriterien wählen Sie Standorte aus?


Wir versuchen natürlich immer, die geeignete Marke am jeweiligen Standort zu lancieren. So prüfen wir die Märkte und Angebote sorgfältig und legen danach fest, welche Marke für die jeweiligen Makro- und Mikro-Standorte in Frage kommt. Zunächst wollen wir jedoch noch alle Primärstandorte (Gateways) mit unserer Marke Radisson SAS besetzen; suchen dann aber auch gezielt nach Park Inn- und zunehmend mehr nach Regent-Standorten.


Sie beschäftigen in Ihren Hotels über 20.000 Mitarbeiter. Gibt es für all diese Angestellten auf den verschiedensten Stufen eine gemeinsame Philosophie und wie werden Ihre Mitarbeiter gefördert?


Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Radisson SAS und Park Inn heisst unsere Vision «Yes I can!». Und alle Mitarbeitenden – inklusive im Hauptsitz in Brüssel – tragen nicht nur entsprechende Pins am Revers, sondern leben diese Haltung auch vor. Dieser «Dienstleistungs-Slogan» spricht für sich selbst und bedeutet «Geht nicht, gibt’s bei uns nicht», es wird also für den Gast alles möglich gemacht. Die Mitarbeitenden absolvieren entsprechende Trainings- und Weiterbildungs-Massnahmen, die im Rahmen unserer «Management School» vier bis sechs Mal im Jahr angeboten werden.


Gibt es eine Formel, die ein Hotel zu einem Top Hotel macht?

Service – Service – Service?


Herr Ritter, wir bedanken uns für das Interview. 


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Zur Person:
Kurt Ritter wurde 1947 in der Schweiz geboren und kam bereits in seinen Jugendjahren im elterlichen Hotel in Kontakt mit der Beherbergungsindustrie. Nachdem er die «Ecole Supérieure de Commerce du Canton du Vaud» absolviert hatte, schloss er 1970 auch die Hotelfachschule in Lausanne mit Erfolg ab. Seine erste Stelle führte in als Assistant Manager ins Hotel Bellevue Palace in Bern. 1976 kam Ritter zu SAS International Hotels (SIH), wo er 1989 zum President & CEO ernannt wurde. 1994 unterzeichnete das Unternehmen ein strategisches Abkommen mit Radisson Hotels Worldwide, was zu einer Umbenennung in Radisson SAS Hotels & Resorts führte. Unter Ritters Führung hat die Marke Radisson SAS ein rekordbrechendes Wachstum erlangt. Aus SIH entstand 2001 Rezidor SAS Hospitality. Im September 2002 unterzeichnete Ritter ein Abkommen mit Carlson Hotels Worldwide für deren Marken Country Inn, Park Inn und Regent in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika. Rezidor SAS wurde dadurch Haupt-Franchiser für die genannten Marken.


Zum Unternehmen:
Rezidor SAS Hospitality ist eine der weltweit am schnellsten wachsenden Hospitality Management Firmen. Das Unternehmen ist der einzige Franchisenehmer für die zur Carlson-Gruppe gehörenden Hotelmarken Radisson, Park Inn, Country Inn und Regent in Europa, im Mittleren Osten und in Afrika. Im November 2005 wurde eine Lizenz-Vereinbarung mit dem italienischen Mode-Label Missoni getroffen. Zu Rezidor SAS zählen momentan 273 Hotels mit über 55’000 Zimmern in 47 Ländern. Bis im Jahr 2012 plant Rezidor SAS Hospitality mit allen fünf Marken das Portfolio auf 700 Häuser zu erweitern.

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