Kurt Streit, CEO Valiant Holding: «Ziel ist es, innerhalb von sieben Jahren hinter GE Money Bank und Credit Suisse die dritte Kraft im Privatkredit- und Leasinggeschäft der Schweiz zu werden»

Kurt Streit, CEO Valiant Holding: «Ziel ist es, innerhalb von sieben Jahren hinter GE Money Bank und Credit Suisse die dritte Kraft im Privatkredit- und Leasinggeschäft der Schweiz zu werden»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Herr Streit, in den letzten Jahren haben Sie unter anderem die Luzerner Regio Bank die Interregio Bank (IRB) und die Valiant Bank zur Valiant Bank zusammen gefasst und mit Michael Hobmeier einen ehemaligen Berater von PricewaterhouseCoopers zum CEO der neuen Bank gemacht. Strukturänderungen, die bei einer Grossbank zu einem mittleren Aufstand geführt und das Tagesgeschäft beeinträchtigt hätten, gingen bei Ihnen scheinbar problemlos über die Bühne, stärkten Ergebnis und Dynamik. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?


Kurt Streit: Geheimnisse gibt es keine; aber es gibt gute Voraussetzungen, die man konsequent verfolgen und umsetzen kann. Sämtliche in den letzten 15 Jahren in die Valiant oder in die Vorgänger-Banken integrierten Institute hatten die gleiche Geschäftsphilosophie. Sie beruht auf Kontinuität der Ansprechpartner gegenüber dem Kunden, Verlässlichkeit, Nachvollziehbarkeit und Glaubwürdigkeit. Was das Vorgehen jeweils sicher erleichtert hat, ist, dass die Banken zuerst als 100%-Töchter in die Holding integriert wurden; das heisst die Banken blieben für einige Zeit in ihrer bisherigen Struktur bestehen. In der Verarbeitung, im ganzen logistischen Bereich wurden selbstverständlich sofort Optimierungen vollzogen, so dass die spätere Vollintegration reibungslos verlief.

«Das Projekt einer Produktionsgesellschaft, die bereits Anfang 2007 den Betrieb aufnehmen wird, zeigt es: Das RBA-Modell ist nach wie vor zukunftsträchtig.» Kurt Streit, CEO Valiant Holdig

Nach dem letztjährigen Rekordergebnis haben Sie nochmals in fast allen Bereichen zulegen können. Der mit Abstand bedeutendste Bereich des Zinsgeschäftes könnte vor allem bei einer andauernden Tiefzinsphase zur Belastung werden. Wie wollen Sie im Zinsgeschäft Wachstum und Profitabilität sicher stellen?

Das Ausleihungsgeschäft richtet sich nach drei Grundsätzen: Nach der Bonität, der Zinsmarge also der Profitabilität und dem Ausleihungswachstum. Alle drei Ziele gleich erfolgreich umzusetzen, ist in der heutigen Zeit unmöglich. Die Valiant räumt der Bonität und der Rentabilität seit langem Priorität ein. Dass wir damit kein wesentliches Wachstum erzielen können, sind wir uns bewusst. Uns erscheinen aber die Bonität und die Rentabilität wichtiger, das zeigen sowohl der Abschluss 2004 als auch der Halbjahresabschluss 2005: Die ausgezeichnete Bonität unserer Ausleihungen erlaubt es, die Wertberichtigungen weiter zu reduzieren, und die Marge konnten wir seit 12 Monaten halten. Bei Zinsänderungen ? sprich allfälligen Zinserhöhungen ? sind wir mit dieser Politik bestens gewappnet.

Die Valiant Privatbank arbeitet für das gesamte Backoffice und die technische Plattform mit der Genfer Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch (LODH) zusammen. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung der Valiant Privatbank?

Im Private Banking herrscht ? gleich wie im Retailgeschäft ? ein äusserst harter Konkurrenzkampf. Die inländische Vermögensverwaltung stagniert und wächst nur noch durch allfällige Performance-Steigerungen. Wie im Retailgeschäft gilt für uns auch hier, dass Ertrag und Effizienz unter dem Strich mehr bringen als reiner Umsatz. Natürlich sind wir auch am Wachstum und an Neukunden interessiert, und wir verzeichnen auch Zuflüsse. Allerdings werden diese in der Nettodarstellung durch Global Custody-Mandate von institutionellen Kunden neutralisiert; leider dürfen wir Assets, die wir verwalten, die aber Bestandteil von Global Custody-Mandaten anderer Banken bilden, nicht mehr unter den betreuten Kundenvermögen ausweisen, obschon sie uns weiterhin Ertrag generieren.

Die Valiant Bank hat im Ergebnis um über zehn Prozent zugelegt. Welche Ziele haben Sie mit der Valiant Bank für das kommende Jahr?

Die Valiant weist per 30.06.2005 eine Zunahme des Konzerngewinns von 10.2 % aus. Damit setzt sich die in den letzten Jahren erreichte Entwicklung mit regelmässigen Gewinnsteigerungen fort. Die Ergebnissteigerung ist sowohl auf Verbesserungen im operativen Bereich als auch auf die effiziente Kostenbewirtschaftung zurückzuführen. Zudem haben die Wertberichtigungen weiter abgenommen, dies dank unserer strikten Bonitätsanforderungen. Das laufende Jahr gilt der Konsolidierung, nachdem wir auf den 1. Januar hin die IRB Interregio Bank und die Luzerner Regiobank in die Valiant Bank integriert haben. Kernziel ist dabei die Optimierung der Kundenbetreuung und des Kundenservice.

Die IT Lösung der RBA, die IBIS Bankensoftware, konnte offensichtlich die Bedürfnisse der Valiant Privatbank nur ungenügend abdecken. Wird sich in Zukunft eher das opportunistisch geprägte, flexible Kooperationsmodell auch für Plattformen durchsetzen oder eher die generelle, möglichst umfassende, dafür weniger flexible Plattform wie IBIS?

Kurt Streit: In Zukunft wichtig und entscheidend wird sein, dass eine Kernplattform die Möglichkeit bietet, modulare Softwareteile anzudocken. Dazu müssen die entsprechenden Schnittstellen vorhanden sein. Dies ist bei der IBIS-Banken-Software, die wir bei der Valiant Bank einsetzen, erfüllt. Überdies wird das ganze System gegenwärtig unter dem Namen IBIS-Move einem umfassenden Erneuerungsprogramm unterzogen, damit die erforderliche Flexibilität auch in Zukunft gewährleistet ist.

Die Kooperation mit LODH beschränkt sich nicht nur auf die IT-Basis; die IT ist aber ein wichtiger Bestandteil.

Um die IT Kosten zu optimieren und Synergieeffekte nutzen zu können, haben sich zahlreiche Regionalbanken 1994 in der RBA Holding zusammengeschlossen. Innerhalb dieses Verbundes von mittlerweile 67 Banken ist die Valiant mit Abstand die grösste Teilnehmerin. Da sicher nicht alle Teilnehmer dieselben Interessen und dieselbe Entwicklungsgeschwindigkeit haben, dürfte der Kommunikations- und Abstimmungsbedarf beträchtlich sein. Wäre es hier nicht einfacher, wenn Sie die ganzen Dienstleistungen alleine den anderen 66 Teilnehmern anbieten würden?

Das RBA-Modell ist so konzipiert, dass trotz der heterogenen Grössenverhältnisse, wie sie sich heute teilweise darstellen, möglichst alle Bedürfnisse abgedeckt werden können. Kern des Verbunds sind die Dienstleistungen der RBA-Service mit der IBIS-Software. Dabei muss sichergestellt sein, dass sowohl grosse wie auch kleinere Banken optimal bedient werden können. Zudem sind Veränderungen im Gang, um den Anforderungen der Banken auch zukünftig gerecht werden zu können. Das Projekt einer Produktionsgesellschaft, die bereits Anfang 2007 den Betrieb aufnehmen wird, zeigt es: Das RBA-Modell ist nach wie vor zukunftsträchtig. Es würde deshalb nicht Sinn machen, wenn Valiant die RBA-Funktionen übernehmen würde, was übrigens ohnehin nur zum Teil möglich wäre.


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Die Aktionärsstruktur (ungefähr 45’000 Aktionäre, kein Aktionär verfügt direkt oder indirekt über einen Kapitalanteil von 5 oder mehr Prozent) sichert Ihnen die regionale Verankerung und einen gewissen Schutz gegen Übernahmegelüste. Können Sie bei so vielen Miteigentümern noch schnell genug am Markt agieren?


Die breite Verankerung mit 45’000 Aktionären und über 400’000 Kunden gibt uns das nötige und entscheidende Rückgrat, um am Markt schnell und entschlossen reagieren zu können. Ein Unternehmen ist dann am Besten gegen allfällige Übernahmegelüste gefeit, wenn die Aktie marktgerecht bewertet ist. Unsere Aktie weist bereits seit der Gründung der Valiant im Jahre 1997 eine überdurchschnittliche Performance aus; Studien billigen ihr weiteres Potential zu. Der Aktionär ist also an einer Firma beteiligt, die erfolgreich am Markt operiert und deren Aktie eine überdurchschnittliche Performance ausweist und über sehr gute Zukunftsperspektiven verfügt.

Der Aktienkurs der Valiant stieg in den letzten fünf Jahren kontinuierlich von 60 CHF auf 110 CHF. Wie wichtig ist für Sie und die Mitarbeiter die Kursentwicklung (zum Beispiel durch Aktienprogramme, Kopplung des Lohnes an den Kursverkauf)?

Die Valiant hat seit ihrer Gründung 1997 ein mehrteiliges Aktien-Beteiligungsprogramm, von dem sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter profitieren. Ein Teil des Erfolgs unserer Arbeit widerspiegelt sich somit im Wert der Firma, an der wir alle persönlich beteiligt sind. Dies ist ein motivierendes, integrierendes und vor allem auch identifizierendes Modell.

Durch die Zukäufe in den letzten Jahren sind Sie jetzt in den Kantonen Bern, Aargau, Freiburg und Luzern tätig. Die Konsolidierung bei den kleinen regionalen Banken dürfte durch den Marktdruck noch weiter gehen. Wo werden Sie in den nächsten Jahren weiter wachsen und welche Kriterien sind für Sie entscheidend vor einer Akquisition?

Sollten weitere Banken den Wunsch haben, sich der Valiant Plattform anzuschliessen, sind wir jederzeit offen. Allerdings bleiben wir dem Grundsatz treu, dass wir RBA-Banken nie von uns aus ansprechen, sondern dass der erste Schritt immer vom Partner aus kommen muss. Dazu kommt, dass die Bewertungskriterien bei einer Integration fair sein müssen.

Als einzige Nicht-Kantonalbank haben Sie sich nebst der Zürcher-, Schwyzer-, Graubündner-, und Thurgauer-KB an Cashgate beteiligt. Cashgate soll im Leasing- und Privatkreditgeschäft eine Alternative zu den Marktgrössen wie GE Capital, Credit Suisse und Migrosbank werden. Wie gross ist hier Ihr finanzielles Engagement, welche mittelfristigen Erwartungen haben Sie und wie wirkt sich das auf Ihre Beteiligung bei der Revi-Leasing Finanz AG aus?


Die Valiant Holding ist mit 19,5% oder CHF 7,8 Mio. am Aktienkapital der cashgate AG von CHF 40 Mio. (bei Volleinzahlung) beteiligt; zusätzlich wird sie im gleichen Rahmen an den Refinanzierungskrediten partizipieren. Konsumkreditgeschäfte fehlten bisher in unserer Produktpalette, da das erforderliche Volumen in der Valiant Gruppe allein nicht hätte generiert werden können. Im Verbund mit starken schweizerischen Partnern können wir nun Konsumkredite und Leasing professionell und kompetent anbieten. Ziel ist es, innerhalb von sieben Jahren hinter GE Money Bank und Credit Suisse die dritte Kraft im Privatkredit- und Leasinggeschäft der Schweiz zu werden.

Unsere bisherige Tochtergesellschaft, die Revi-Leasing & Finanz AG, Langenthal, wird sich unverändert auf ihr angestammtes Gebiet und ihre bestehende Kundschaft im Fahrzeugleasing konzentrieren.

Die Valiant ist die einzige börsenkotierte überregional tätige Bankengruppe mit einem Rating (Moody?s: Langfristigen Verbindlichkeiten A1, Financial Strength B-, kurzfristige Schuldnerbonität Prime-1, alle Ratings «mit stabilem Ausblick», Mai 2005). Welche konkreten finanziellen Auswirkungen hatte das Rating für das Geschäft der Valiant?


Das Rating ist bekanntlich ein Urteil über die Bonität eines Unternehmens, ausgedrückt durch Symbole einer Ratingskala. Es hilft den Investoren bei ihren Anlageentscheiden, wirkt somit beispielsweise als Gradmesser bei Geldaufnahmen am Kapitalmarkt.

In unserem Fall stammt die Bewertung von der Ratingagentur Moody?s. Unser «A1» Rating, wie auch die beiden übrigen Ratings, dürfen als eine eigentliche Qualitätsauszeichnung betrachtet werden. So können wir im Falle einer Beanspruchung des Kapitalmarkts dank dem guten Rating mit einem Konditionenvorteil von bis zu 50 Basispunkten rechnen.

Zum Schluss des Interviews haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Für unser Land: eine baldige wirtschaftliche Erholung, damit wir Schweizer wieder positiv in die Zukunft blicken können und nicht mehr durch Ängste beengt werden, welche die Investitionen, die Initiative und den Konsum hemmen. Zudem hoffe ich auf höhere Zinsen, denn die momentane, extreme Tiefzinsphase, so positiv sie für den Schuldner ist, wirkt sich mittelfristig schädlich auf die gesamte Volkswirtschaft ? beispielsweise die 2. Säule ? aus.


Für Valiant: Dass wir die gesetzten Ziele und Projekte effizient und fristgerecht umsetzen und die «Erfolgsgeschichte Valiant» weiterführen können.




Kurt Streit
Jahrgang 1950
CEO Valiant Holding

Banklehre; Betriebsökonom HWV; Eidg. Dipl. Bankfachmann; Swiss Banking School
Seit 1975 bei der Gewerbekasse in Bern
Ab 1989 Vorsitzender der Geschäftsleitung
Ab 1997 Vorsitzender der Geschäftsleitung der VALIANT HOLDING
Präsident der RBA-Service und Mitglied im Verwaltungsrat der RBA-Holding

Valiant Holding
Die Valinat Holding ist mit über 1’000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie über 80 Geschäftsstellen und einer Bilanzsumme von 17.4 Milliarden Franken die grösste börsenkotierte überregional tätige Bankengruppe der Schweiz.

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