Landesmuseum Zürich: Soie pirate. Textilarchiv Abraham

Als weitere Partnerin kam die Zürcherische Seidenindustrie-Gesellschaft hinzu, die sich für die Aufarbeitung des Archivs, Präsentation und Publikation engagierte. Nach zweijähriger Aufarbeitung des Textilarchivs der Firma Abraham AG kann das Ergebnis nun in einer zweibändigen Publikation und der Ausstellung «Soie pirate. Textilarchiv Abraham Zürich» der Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Ausstellung entführt die Besucherinnen und Besucher in das faszinierende Universum von hochstehendem Kunsthandwerk, künstlerischer Innovation und Glamour.



«Soie pirate. Textilarchiv Abraham Zürich» stellt die Textilfirma Abraham AG Zürich ins Zentrum der Betrachtung. Der immense Reichtum des Archivs ? in qualitativer und quantitativer Hinsicht ? ermöglicht die Beleuchtung der verschiedensten Aspekte der Textil- und Modewelt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Anfänge der Abraham AG liegen im Jahr 1878, als Jakob Abraham Gesellschafter der Firma Königsberger & Rüdenberg wurde. Zu den zentralen Persönlichkeiten des Unternehmens gehörte Gustav Zumsteg, der seit den 1940er Jahren die Firma prägte und an die Weltspitze führte. Zumstegs Präsenz auf dem internationalen Kunst- und Modeparkett und seine Verbindung zum Zürcher Restaurant Kronen-halle verleihen der Firmengeschichte eine zusätzliche Dimension.



Anhand des herausragenden Bestandes des Abraham-Archivs sollen die Besucherinnen und Besucher mit einer exemplarischen Textilfirma vertraut gemacht und vertiefend informiert werden. Bemerkenswerte Textil- und Modegeschichten lassen sich erzählen: Zeitgeist und Inspiration, Textilentwurf und industrielle Umsetzung, das Wechselspiel zwischen der Firma Abraham und der Modewelt. Die Zusammenschau der unterschiedlichen Archiv-Teile zeigt auf einzigartige Weise den Abraham-Kosmos auf. Die renommiertesten Couturiers vertrauten auf Gustav Zumstegs Talent und die Qualität der Abraham-Stoffe. Lyoner Musterbücher, Kollektionsreferenzbücher, 2600 Modefotos, Scrapbooks mit Tausenden von Aus-schnitten aus den Printmedien legen Zeugnis ab von dieser Welt.
Während zwei Jahren wurde das Archiv wissenschaftlich aufgearbeitet. Somit wurde die Voraussetzung für die Ausstellung und die zweibändige Publikation gelegt. Neben der klassischen Aufarbeitung im Sinne der Inventarisierung wurde von Beginn an grossen Wert auf die Auseinandersetzung mit dem Bild und die Verknüpfung der einzelnen Archivgruppen miteinander gelegt. Da die Firma kaum über Schriftlichkeiten verfügt, war es notwendig, eingehende Grundlagenforschung zu betreiben. Unter anderem wurden mit 31 Zeitzeuginnen und Zeitzeugen ausführliche Gespräche geführt und protokolliert. Es ging darum, das Wissen über die Firma so gut wie möglich für die Zukunft zu sichern.



Das Abraham-Archiv verfügt nicht nur über eine Vergangenheit und eine Gegenwart, es hat auch eine Zukunft. Die Auseinandersetzung mit dem Abraham-Archiv durch Designerinnen und Designer, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hat bereits begonnen. Das Archiv als visuelles Gedächtnis der Firma Abraham AG wird so weiterleben ? als Ort der Inspiration, als Bildquelle erster Güte. (mc/th)

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