Leo Steiner, CEO Komax: «Zwei Drittel des Europageschäftes im Osten Europas»


Langsame Entwicklug in Europa, Zufriedenheit in den USA, Widerstand in Asien. Komax CEO Leo Steiner gibt im Moneycab Interview Ein- und Ausblicke über die Entwicklung des Unternehmens.

Von Peter Stoeferle


Leo Steiner, CEO Komax (Foto: pd)
Moneycab: Herr Steiner, im Halbjahresbericht hält Ihr auf Kabelverarbeitungssysteme und Montageautomaten spezialisiertes Unternehmen fest, dass sich die für Komax relevanten Märkte weiter nach Osten verlagern. Noch ist Europa mit einem Umsatzanteil von 62 Prozent aber Ihr Hauptmarkt. Erwarten sie eine Fortführung dieser Verlagerung in den kommenden Jahren?

Leo Steiner: Unser Europageschäft ist bereits heute hauptsächlich auf Osteuropa ausgerichtet. Die Autoindustrie beispielsweise produziert ihre Kabelbäume vor allem in Billiglohnländern. Rund zwei Drittel unseres Europageschäftes machen wir deshlab im Osten Europas. Vor allem unsere westeuropäischen Kunden produzieren heute fast ausschliesslich in Osteuropa.


Als speziell erfreulich bezeichnen Sie in den Anwendungsmärkten die Entwicklung des Automobilsektors des letzten Semesters. In Europa und in den Vereinigten Staaten kämpft die Automobilindustrie jedoch mit stagnierenden Absatzzahlen. Wie konnte Komax ihre Stärken einbringen um in diesem harten Markt dennoch ein Wachstum zu verzeichnen?

Obwohl sich die Anzahl verkaufter Autos weltweit in der letzten Zeit bei rund 50 Millionen pro Jahr eingependelt hat, können wir von einem anderen Faktor profitieren. Die Anzahl elektronischer Systeme pro Auto verdoppelt sich rund alle fünf Jahre. Diese Tendenz ist bis heute ungebrochen. Denken Sie nur an die Anzahl Airbags pro Auto, die in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Oder nehmen Sie das Beispiel Navigationssysteme. Heute gibt es erst bei einem kleinen Prozentsatz Fahrzeuge eingebaute Navigationssysteme. Ich bin überzeugt, dass bereits in zehn Jahren ein GPS zur Grundausstattung eines Autos gehören wird. Eine ähnliche Entwicklung machte das ABS-Bremssystem durch. Zukunftsmusik ist beispielsweise noch Brake by wire. Dazu kommt noch, dass verschiedene Applikationen, wie das Verdrillen von Drähten, in Zukunft noch in grösseren Mengen gebraucht wird. Auch hier sind wir gut positioniert.

Vor einem Jahr hat Komax begonnen auch in China zu produzieren. Die dabei gemachten Erfahrungen seien durchwegs positiv ausgefallen. Was ist dabei besonders hervorzuheben?

Die lokale Produktion hat uns geholfen, die Produkte in China auch gegen lokale Konkurrenten abzusetzen, die sich klar in einem anderen Preissegment befinden. Wir haben allerdings vorderhand auch noch andere Aufgaben zu lösen. So ist die lokale Beschaffung von Komponenten in China noch nicht zufrieden stellend. Diese müssen wirin grösseren Umfang nach wie vor aus Europa zuliefern.

Komax investiert im Schnitt acht bis zehn Prozent des Umsatzes in Forschung und Entwicklung (F+E). Wo liegen die derzeitigen F+E-Schwerpunkte?

Unsere Kunden produzieren immer mehr Just in time. Dies bedeutet, dass sie nicht mehr grosse Mengen eines gleichen Kabels benötigen, sondern kleinere Stückzahlen. Schwerpunkte unserer F+E Anstrengungen sind also Kabelverarbeitungsmaschinen mit klar kürzeren Umrüstzeiten. Ausserdem wird die Qualitätskontrolle ein immer zentraleres Thema. Auch hier präsentieren wir anlässlich einer Inhouse Show diesen November eine bahnbrechende, neue Lösung.

Das Systemgeschäft blieb im ersten Halbjahr unter den Erwartungen zurück. Durch eine synergetische Konzentration der Kräfte erhofft sich Komax aber künftig mehr Volumen und höhere Margen. Interpretieren wir dies richtig, dass das Problem hier mehr die Konkurrenzfähigkeit als die Marktnachfrage betrifft und lässt sich das künftige Vorgehen an einem Beispiel illustrieren?

Nein, das Problem ist nicht die Konkurrenzfähigkeit, da unsere Technologie am Markt gut akzeptiert ist. Es ist vielmehr die Wirtschaftslage, die eine entscheidende Rolle spielt. So ist es nach wie vor so, dass Kunden bei Grossinvestitionen eher zurückhaltend sind.

Im Hinblick auf Ihre Inhouseshow vom kommenden November haben Sie Innovationen angekündigt, die durch ein klar besseres Kosten-Nutzen-Verhältnis auffallen würden. Können Sie uns auch hierfür bereits ein Beispiel nennen?

Neben der Verkürzung der Umrüstzeiten und der vollständigen Integrationder Qualitätskontrolle, von denen wir bereits gesprochen haben, können wir auch einfachere Robotiksysteme mit klar besserem Preis/Leistungsverhältnis präsentieren.

Komax ist ein weltweit tätiges Unternehmen und entsprechend Wechselkursschwankungen unterworfen. Wie haben sich die Wechselkurse im vergangenen Halbjahr ausgewirkt und ist die Rechnungslegung in einer Fremdwährung bei Komax ein Thema?

Die Rechnungslegung in einer Fremdwährung ist zur Zeit für Komax noch kein Thema. Bei unserer hohen Exportrate von über 95 Prozent sind aber Wechselkurse von recht grosser Bedeutung. In den vergangenen Jahren konnten wir diese bezüglich unseres Umsatzes in etwa ausgeglichen gestalten (Dollar gegen Euro).

Komax beliefert Kabelverarbeiter, die nach wie vor von
Erdöl-Produkten und somit auch vom Ölpreis abhängig sind. Wirkt sich der hohe Ölpreis auch auf Ihre Geschäfte aus?

Der hohe Erdölpreis ist für uns nur bedingt relevant. Wir liefern keine Komponenten, die aus Erdölderivaten bestehen, sondern Verarbeitungsmaschinen und Systeme. Durch die indirekten Auswirkungen des Ölpreises auf die Konjunktur können hingegen unsere Geschäfte sehr wohl tangiert werden.

In Ihrer Branche wird der Haushaltgeräte-Markt «Weisser Markt» genannt? Woher kommt diese Bezeichnung?

Ganz einfach: In der Vergangenheit waren die Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Kochherde und Küchengeräte meistens weiss. Der Markt hat dann diese Farbbezeichnung übernommen.

Moneycab Interviews Leo Steiner 
Name: Leo Steiner
Jahrgang: 1943

Position: Seit 1992 CEO der Komax Gruppe

Ausbildung: ETH-Studium in Maschinenbau und Verfahrenstechnik Zusatzstudien in Betriebswirtschaft

Laufbahn: Hayek Engineering & Management Consulting, Zürich Landis & Gyr, Zug
Sulzer Escher-Wyss, Zürich
Seit 1992 CEO der Komax Gruppe

Die 1975 gegründete Komax Gruppe mit Sitz in Dierikon/Luzern, Schweiz, gehört heute zu den weltweit führenden Anbietern von Kabelverarbeitungssystemen und Montageautomaten.
Vom Schneiden und Abisolieren von Kabeln bis hin zur komplexen, vollautomatischen Herstellung von ganzen Kabelbäumen offeriert Komax ihren Kunden ein umfassendes Produktsortiment. Mit der Übernahme von ARA (Applied Robotics and Automation), der Sibos AG sowie der Ascor Inc. und Prime Automation Inc. hat Komax ihre Geschäftstätigkeit im Bereich der maschinellen Kabelbaumherstellung respektive Montageautomation weiter ausgebaut.

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