Lily Allen, «Alright, Still»: Leichtes It-Girl, schwer in Ordnung
Von Helmuth Fuchs
Sie ist eine der erfrischendsten Entdeckungen der Musikszene seit längerer Zeit. Stimmlich zwischen Nelly Furtado, Pink und Sophie Ellis Baxtor, musikalisch pendelnd zwischen Brit-Pop, Ska, Reggae und HipHop, setzt Lily Allen mit ihren Texten und Äusserungen in Interviews Zeichen, die sie aus der Masse der erfolgsorientierten, trällernden Teens und Twens weit herausragen lassen.
Das Herz auf der Zunge
Die Themen ihrer Songs mögen nicht die Welt bewegen, haben aber ähnliche Qualität wie die Dialoge von «Sex and the City». Man hört sie und kann sofort einen Bezug aus dem eigenen Leben dazu herstellen, nur hätte man es vielleicht nie so gekonnt ätzend formuliert. Selten hat jemand nach einer Trennung so wenig eine Mördergrube aus seinem Herzen gemacht und nochmals kräftig nachgetreten wie Lily Allen: «You’re rubbish in bed and you’re small in the game». Die Rechnung für die psychiatrische Betreuung beim Ex dürfte neue Höhen erreichen, während Lily sich weiteren Opfern zuwendet. Ihr zweites Album darf man mit einer Spur Schadenfreude und viel Spannung erwarten.
Clever, Smart und dennoch Hip
In der Vermarktung zeigt sich die Cleverness von Lily Allen. Während fleissig die wundersame Geschichte des Aufstiegs über die MySpace-Community gepflegt wird, räumt Lily selbst freimütig ein, dass sie zur Zeit der Veröffentlichung von «LDN» auf MySpace schon einen Vertrag mit EMI in der Tasche hatte. Lily Allen ist nicht an künstlichen Mythen interessiert, was ihre Glaubwürdigkeit und ihre «hipness» offensichtlich zusätzlich steigert. Ihr Vater Keith Allen (britischer Komiker) und ihre Mutter Alison Owen (die Filmproduzentin) haben ihr offenbar ein reiches Erbe an Selbstbewusstsein und Kommunikationsgabe hinterlassen.
Die Zukunft: Rosig für Lily
Mit ihrer Antwort auf die Frage nach ihrer Zukunft überrascht Lily Allen ein weiteres Mal. Noch ein, zwei Alben, dann aussteigen, ein Haus bauen und eine Familie gründen. Von rotzfrech zu wertebeständig, das Spektrum ihrer Unabhängigkeit ist für eine 21-Jährige erstaunlich. Was immer ihr die Zukunft bringen wird, die Farbe rosa dürfte zumindest nach diesem Debut-Album dominieren.
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Weitere Informationen:
Lily Allen
Virgin Music
Stücke auf der CD | |
Smile | Lily Allen |
Knock ‹Em Out | Lily Allen |
LDN | Lily Allen |
Everything’s Just Wonderful | Lily Allen |
Not Big | Lily Allen |
Friday Night | Lily Allen |
Shame For You | Lily Allen |
Littlest Things | Lily Allen |
Take What You Take | Lily Allen |
Friend Of Mine | Lily Allen |
Alfie | Lily Allen |
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