Lufthansa bremst ab und setzt auf Fusionen

«Wir gehen davon aus, dass die Nachfrageschwäche in diesem Jahr weiter anhält», sagte Mayrhuber. «Insofern treten wir aktuell ganz bewusst auf die Bremse.» Noch sei nicht sicher, ob der Boden schon erreicht sei. Im ersten Quartal hatte die grösste deutsche Airline inklusive Regionaltöchtern sieben Prozent weniger Passagiere gezählt, zudem war das Frachtgeschäft eingebrochen. Lufthansa reagierte darauf mit Kurzarbeit in Teilen des Konzerns und will bis Oktober ein Drittel der Frachtflugzeug-Kapazität aus dem Angebot nehmen.


«Lufthansa Passage ein begehrter Partner»
Wachstumschancen sehe er in der Fusion mit weiteren Airlines, sagte Mayrhuber vor rund 3.500 Aktionären. Der deutsche Markt allein sei zu klein, um langfristig im Wettbewerb bestehen zu können. Schon heute kämen 70 Prozent der Kunden nicht aus Deutschland. Angesichts der weltweiten Talfahrt der Luftfahrt erwägen derzeit zahlreiche kleine Airlines in Europa einen Zusammenschluss mit Lufthansa. «Lufthansa Passage ist ein begehrter Partner für viele Airlines», sagte Mayrhuber. Allerdings seien Chancen und Risiken genau zu prüfen. «Es muss einfach wirtschaftlich Sinn machen.»


Musterknabe Swiss
In den vergangenen Jahren hatte Lufthansa unter Mayrhuber bereits zahlreiche Fusionen eingeleitet. Die Schweizer Swiss ist inzwischen eine Lufthansa-Tochter und gilt nach ihrer Sanierung als sehr profitabel. Die Integration der österreichischen Austrian Airlines (AUA), der belgischen Brussels Airlines und die Mehrheitsübernahme der britischen Fluggesellschaft bmi stehen noch vor Prüfungen durch die europäische Wettbewerbsbehörde. Als mögliche weitere Übernahmeziele gelten in der Branche die skandinavische SAS und die polnische LOT.


Konkrete Ergebnisprognose fehlt
Eine konkrete Ergebnisprognose für das laufende Jahr machte Mayrhuber nicht. Ziel bleibe ein «deutlich positives» operatives Ergebnis. Im vergangenen Jahr hatte Lufthansa operativ rund 1,35 Milliarden Euro verdient, unter dem Strich blieben knapp 600 Millionen Euro. «Priorität hat die Ergebnissicherung», sagte Mayrhuber. Im Geschäftsfeld Frachttransport, das besonders von der Weltkonjunktur abhängt, rechnet Lufthansa in diesem Jahr allerdings mit roten Zahlen.


Deutlich weniger Dividende
Die Aktionäre beschlossen eine Dividende von 0,7 Euro pro Aktie. Im Vorjahr waren es noch 1,25 Euro, wobei damals auch Sondererlöse durch den Verkauf des Anteils am Tourismuskonzern Thomas Cook eine Rolle spielten. Zudem strichen die Aktionäre mit einer Änderung der Satzung die Freiflüge für Lufthansa-Aufsichtsratsmitglieder. Vergangenes Jahr war ver.di-Chef und Lufthansa-Aufsichtsrat Frank Bsirske wegen der privaten Nutzung eines Erste-Klasse-Freifluges in scharfe Kritik geraten. Der Aufsichtsrat hatte daraufhin schon selbst beschlossen, die Freiflüge nicht mehr nutzen zu wollen. (awp/mc/ps/29)

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