Luftraum über der Schweiz wieder offen

«Die Dichte der Aschewolke hat keine schädigenden Auswirkungen mehr auf die Flugzeuge», sagte BAZL-Sprecher Daniel Göring auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Die Aschewolke liege zwar vorerst immer noch über der Schweiz, ihre Konzentration habe jedoch beträchtlich abgenommen. Das BAZL stützte sich bei dem Entscheid auf die Ergebnisse von Testflügen der Swiss und der Luftwaffe sowie auf wissenschaftliche Messflüge, die den Inhalt der Aschewolkeschicht analysierten.


Erste Maschine kurz nach 08.00 Uhr gestartet
Bereits kurz nach 08.00 Uhr startete in Zürich die erste Maschine der Belair mit 119 Passagieren an Bord in Richtung Sharm-el-Sheik. Nach 09.00 Uhr trafen die ersten Langstreckenflüge in Zürich ein und die ersten Swiss-Maschinen hoben um 10.00 Uhr ab. Auch auf dem Flughafen Genf flog die erste Maschine kurz nach 08.00 Uhr ab, während es in Basel eine Stunde länger dauerte.


EU lockert Flugverbote
Auch die Verkehrsminister der 27 EU-Staaten einigten sich auf eine Lockerung der Flugverbote: Der Luftraum soll nur noch dort gesperrt bleiben, wo eine bestimmte Konzentration der Aschewolke überschritten wird. «Von morgen früh an werden mehr Flugzeuge in der Luft sein», sagte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas am Montag Abend in Brüssel. Die Ressortchefs waren am Nachmittag zu einer Videokonferenz über die Folgen des Vulkanausbruchs auf Island zusammengeschaltet worden.


Luftraum wird in drei Zonen eingeteilt
Der Luftraum über Europa wird laut Kallas in drei Zonen eingeteilt: In der ersten gilt ein absolutes Flugverbot, in der zweiten können die Mitgliedsstaaten entscheiden, ob sie Flugzeugen das Abheben erlauben, und im dritten Bereich ohne Asche-Gefahr ist das Fliegen unbegrenzt erlaubt. Entscheidendes Kriterium werden Satellitenbilder und Daten der Aschewolke sein.

Sondergenehmigungen in Deutschland
Auch am deutschen Himmel brummt es wieder: Immer mehr Airlines gingen bereits am Montag mit Sondergenehmigungen für kontrollierte Sichtflüge an den Start. Die Fluggesellschaft Air Berlin erklärte, dass sie allein am Montag 15’000 Passagiere befördert habe. Die Deutsche Lufthansa liess unter Sichtflug-Bedingungen 50 Langstreckenmaschinen starten, um 15’000 gestrandete Urlauber aus Übersee zurück zu holen. Die Deutsche Flugsicherung verlängerte die Sperrungen des deutschen Flugraums am Dienstag allerdings erneut bis 20.00 Uhr.


Air-Berlin-Chef Joachim Hunold sagte im Deutschlandfunk, dass man davon ausgehe, im Laufe des Tages zum Normalbetrieb zurückkehren zu können. Die Maschinen des Unternehmens seien am Morgen mit geringfügigen Verspätungen gestartet. Air Berlin führte laut Hunold schon am Montag 104 Flüge durch und brachte Tausende Passagiere zurück nach Deutschland. Das Unternehmen rechnet damit, dass in den kommenden zwei bis drei Tagen alle wieder zu Hause sind.


Auch Paris und Mailand wieder offen
Nach fünftägiger Blockade sind am Dienstag auch wieder die ersten Flugzeuge in Paris gestartet. Der Flugverkehr auf dem Flughafen Charles de Gaulle wurde zunächst begrenzt wiederaufgenommen. Die erste Maschine seit Donnerstag startete in Richtung New York. In Norditalien ist der Luftraum am Dienstag seit 8.00 Uhr wieder offen. Erste Flüge der italienischen Fluggesellschaft Alitalia starteten kurz danach vom Mailänder Flughafen Malpensa, dem grössten im norditalienischen Raum.


170’000 Swiss-Buchungen betroffen
Die Auswirkungen des isländischen Vulkans auf die Flugbranche sind fatal: Rund 80 Stunden standen die Flugzeuge der Swiss und die anderen in der Schweiz gestrandeten Maschinen am Boden. Die Swiss musste allein am Montag rund 400 Flüge mit rund 42’000 Buchungen stornieren. Seit den ersten Flugraumsperrungen in Europa am Donnerstag waren bei der Schweizer Fluggesellschaft rund 170’000 Buchungen betroffen. Auf den drei grossen Schweizer Flughäfen Zürich, Genf und Basel-Mulhouse fielen am Montag weit über 1000 Flüge aus.


Immense Kosten
Die Fluggesellschaften verlieren laut der Internationalen Luftfahrtvereinigung IATA jeden Tag mindestens 200 Millionen Dollar wegen der Flugverbote. Hinzu kämen Ausgaben etwa für die Entschädigung von Passagieren und für den Treibstoff zur Verlegung leerer Flugzeuge. Damit trifft die Aschewolke aus Island den weltweiten Flugverkehr härter als die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA.


Staatshilfen möglich
Die EU-Kommission zeigte sich grundsätzlich bereit, Staatshilfen für Fluggesellschaften zu erlauben, die unter den Folgen des Vulkanausbruchs leiden. Die Kommission könnte zu dem Zweck eine Regelung wie nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 anwenden. (awp/mc/pg/34)

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