Marianne Colombo, Les Sources des Alpes, Leukerbad: «Die Mund-zu-Ohr Werbung ist immer noch die effizienteste und billigste»

Von Helmuth Fuchs

Moneycab: Frau Colombo, der Ausbau des «Les Sources des Alpes» 1988 zum Fünf-Stern-Hotel mit der Reduktion von 60 auf 30 Zimmer kostete über 15 Millionen Franken. Die Hotel- und Bädergesellschaft AG (HBG) als damalige Besitzerin ging in Konkurs. Heute ist das Hotel im Besitz der Aquawell SA. Was blieb aus der stürmischen Zeit und dem Erbe von Otto G. Loretan aus den achtziger und neunziger Jahre noch übrig?

Die stürmischen Zeiten von damals sind eigentlich heute nicht mehr gross im Gespräch. Die Aktualität beschäftigt uns zur Genüge. Das «Les Sources des Alpes» muss als Mitglied bei «Relais & Château» den höchsten Ansprüchen genügen. Die Investitionen im Jahre 1988 haben die Grundlage für das kleine Luxushotel in Leukerbad gelegt.

In der Planung Ihrer Karriere war das «Les Sources des Alpes» wahrscheinlich kaum vorgesehen. Wie sind Sie nach Leukerbad gekommen und was hat Sie an diesem Hotel fasziniert?

Einer der Eigentümer hat uns nach Leukerbad geholt, da er kurz vor Eröffnung zur  Wintersaison ohne Direktion war. Das Haus hat uns beeindruckt weil es «klein und fein» ist. Diese Grösse erlaubt eine persönliche Führung und Betreuung, wie wir das in all den von uns zuvor geführten Häusern praktiziert haben.

Das «Les Sources des Alpes» gehört zum exklusiven Kreis der «Relais & Châteaux». Ein Luxushotel mit einer hervorragenden Küche und nur 30 Zimmern. Wie kann sich das rechnen und welche Grösse sollte das Haus idealerweise haben?

Wir wissen alle, dass ein Haus mit 30 Zimmern in der 5-Stern-Kategorie nicht Gewinn bringend geführt werden kann.  Zudem ist es der Relais & Châteaux Kette angegliedert, was einen hohen Standard voraussetzt. 60 Zimmer wären für unsere Ansprüche ideal.

Sauna und Hallenbad sind heute als Bestandteile eines umfassenden Wellnessbangebotes unverzichtbar. Diesen Trend hat man 1988 beim umfassenden Umbau des «Les Sources des Alpes» schon vorweggenommen. Welche Pläne haben Sie für den Wellnessbereich, um auch die kommenden Anforderungen anspruchsvoller Gäste zu erfüllen?

Konkrete Pläne für einen grösseren Umbau liegen im Moment nicht vor. Das Hallenbad wird sicher in nächster Zeit saniert, wie auch das Chalet mit der Sauna und dem türkischen Bad. 

Leukerbad bietet während des ganzen Jahres ein umfassendes Angebot für die Gäste. Wie sieht die Auslastung in Ihrem Hotel während des Jahres aus, ab welcher Auslastung kommen Sie in die Gewinnzone?

Die Auslastung über das ganze Jahr liegt bei ca 55 %. Im Winter haben wir eine Auslastung von 70 %, im Sommer ca. 45 %. Um in die Gewinnzone zu gelangen, müsste die Auslastung das ganze Jahr über 70 % betragen.

Vom Hotel hat man einen fantastischen Ausblick auf die imposante Wand des Daubenhorns und ins Dalatal. Können die Wände mit der Zeit auch beengend wirken und was tut man dann, um der Enge zu entfliehen?

Für die Gäste ist die Gemmiwand beeindruckend und imposant. Wer das ganze Jahr hier lebt, gewöhnt sich an das Gebirge. Abwechslung bringen bei Bedarf die Fahrten nach Brig und Lausanne, wenn wir für das Hotel Blumen und Lebensmittel einkaufen.


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Sie arbeiten als «Üsserschwiizerin» in einer Gegend, in der Abstammung und Herkunft eine grosse Rolle spielen. Wie fühlen Sie sich in Leukerbad und welche Eigenheiten der Einheimischen fallen Ihnen heute noch auf?

Dadurch dass wir im Hotel voll engagiert sind, bleibt wenig Zeit, engere Kontakte mit der Bevölkerung Leukerbad?s zu pflegen. Inzwischen kennen und schätzen wir die Einheimischen und werden auch von ihnen geachtet. 

Wir haben im Hotel eine  bunt gemischte Gästeschar erlebt. Wie sieht der typische Gast im «Les Sources des Alpes» aus, woher kommt er und was sucht er in Ihrem Hause?

Ich glaube nicht, dass wir einen typischen Gast im Les Sources des Alpes haben. Die Stammgäste schätzen die persönliche Athmosphäre, die ausgezeichnete Küche, die grosse Wellnesslandschaft. Vor einigen Jahren erwähnte die  Bilanz  das Sources des Alpes als das Hotel mit der grössten Wellnessfläche pro Gast in der Schweiz. Circa 40 % der Gäste sind Schweizer, dann folgen die Deutschen, die Franzosen, die Italiener, und die Russen.

Das Wallis hatte letztes Jahr nur dank Zermatt steigende Übernachtungszahlen. Wie beurteilen Sie die touristische Situation in diesem Jahr, welches sind die grössten Probleme und wo sehen Sie die vielversprechendsten Chancen?

Zermatt hat nur dank der Raiffeisenkassen-Aktion einen Aufschwung erlebt (viele Übernachtungen zu sehr günstigen Preisen!). Leukerbad hat nicht weniger Übernachtungen generiert als im Vorjahr, im Gegenteil, es gab sogar ein kleines Plus. Die touristische Lage erlebt zur Zeit generell eher einen Stillstand, was sicher auch mit der Wirtschaftslage zusammenhängt. Unsere Chancen in Leukerbad liegen hauptsächlich im Wellness- und Gesundheitstourismus und nebst dem gesamten europäischen Markt in neuen Destinationen (China, Japan, Russland).

Sie und Ihr Mann können auf eine langjährige Karriere in der Hotellerie blicken. Was sind aus Ihrer Sicht heute die wichtigsten Anforderungen, um in der Hotellerie erfolgreich zu sein?

Ein gutes Marketing ist in der heutigen Zeit sehr wichtig. Zudem soll dem Stammgast besondere Pflege zuteil werden. Die Mund-zu-Ohr Werbung ist immer noch die effizienteste und billigste.

Für Ihre Gäste erfüllen Sie im Hotel und in der Küche jeden Tag viele Wünsche. Zur Abwechslung haben Sie zwei Wünsche frei, wie sehen diese aus?

Unsere Wünsche: ein gut besuchtes Haus und stets zufriedene Gäste

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