Martin Zenhäusern: Wertschätzung

Es gibt grosse Unternehmen, die ihre Führungsausbildung beinahe vollumfänglich gestoppt haben. Das Signal, das damit ausgesendet wird, ist verheerend – ein völlig falsch gesetztes Zeichen! Aus- und Weiterbildung als Kostenfaktor betrachten und deshalb einsparen, ist an sich kein Ausdruck von Kompetenz und Weitsicht. Die Kunst des Managements ist vielmehr, die Mitarbeitenden für die schwierige Situation fit zu machen, indem gezielt in die Weiterentwicklung ihrer Fähigkeiten investiert wird, was ihnen wiederum eine Perspektive bietet und das Vertrauen vermittelt, dass die schwierige Situation bewältigt werden kann.


Wertschätzung und Zukunftsglaube
Also sei hier die Frage erlaubt: Welche Manager haben wir? Sind es dieselben, welche die Krise mitzuverantworten haben? Die nicht fähig sind, einen Schirm aufzuspannen? Oder sind es Führungskräfte, welche ihre Mitarbeitenden wertschätzen und dies auch in Krisenzeiten beweisen? Jede vernünftige Führungskraft weiss, dass sie in allen anderen Bereichen besser und sinnvoller sparen kann als bei der Aus- und Weiterbildung.

Natürlich sind in den Boom-Jahren auch viele Seminare und Workshops besucht und abgehalten worden, über deren Sinn und Gehalt zu Recht gezweifelt werden kann. Die zielgerichtete und sinnvolle Aus- und Weiterbildung jedoch hat eine starke Wirkung auf Kader und Mitarbeitende: Damit schaffen CEO und Geschäftsleitung Identifikation mit dem Unternehmen. Sie setzen ein klares Zeichen, dass sie an die Zukunft des Unternehmens glauben. Sie vermitteln Zuversicht, dass das Unternehmen die Krise überwinden und fit sein wird, wenn der Aufschwung kommt – und der kommt bestimmt! Wenn die oberste Führung entschlossen in die Kompetenz der Mitarbeitenden investiert, die in Krisenzeiten noch viel stärker gefragt ist als in Schönwetterphasen, beweist sie damit, dass sie den Wert der Mitarbeitenden kennt und diesen hoch einschätzt.


Aus- und Weiterbildung gerade in der Krise
Die Mitarbeitenden wiederum beginnen, an eine gute und erfolgreiche Zukunft zu glauben, weil sie diese Sonderleistung als Zeichen der Wertschätzung richtig einordnen können. Sie erkennen, dass sich ein klares Bekenntnis zum Unternehmen und deren Führungsteam lohnt, weil dieses mit gutem Beispiel vorangeht. Wir haben bei der Ausbildung von Führungskräften im Rahmen unserer Akademie sehr gute Erfahrungen gemacht: Das antizyklische Verhalten – nämlich gezielte Aus- und Weiterbildung trotz der Krise – führt bei den Mitarbeitenden zu höherer Leistungsbereitschaft und besserem Verständnis von harten und notwendigen Entscheiden. Kürzere Seminare und intensivere Workshops führen dazu, dass dem Wunsch der Unternehmen entsprochen werden kann, ihre Führungskräfte bei grösstmöglichem Gewinn möglichst kurz abstellen zu müssen.

Wer in Unternehmen arbeitet, bei denen die Aus- und Weiterbildung zum grössten Teil gestrichen worden ist, sollte sich die Frage stellen, ob das Management noch ans Unternehmen glaubt oder ob es doch nur Lippenbekenntnisse waren, wenn es vom Mitarbeitenden als wichtigstem Kapital zu sprechen pflegte. Die Investitionen, die gerade jetzt in Aus- und Weiterbildung getätigt werden, werfen sehr rasch hohe Dividenden ab. Denn es gilt sowohl für Unternehmen wir für das Individuum: «Erfolgreiche steigen nicht auf, weil sie dort oben hin wollen, sondern weil sie unten weg wollen», wie der Management-Berater Hermann Simon treffend gesagt hat. Und dies gelingt nur, wenn wir jeden Tag ein bisschen mehr wissen und lernen.

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Martin Zenhäusern
Martin Zenhäusern ist Gründer und Inhaber der Zenhäusern & Partner AG, welche Unternehmen in allen Fragen der Kommunikation berät sowie Inhaber der Zenhäusern Akademie AG, welche Führungskräfte in Führung und Krisen-Management ausbildet. Persönlicher Ratgeber mehrerer CEOs, u.a. persönlicher Berater des VR-Präsidenten beim grössten Schweizer Börsengang. Autor der Publikationen «Der erfolgreiche Unternehmer» und «Chef aus Passion», beide 2008 im Orell Füssli-Verlag erschienen.

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