Microsoft schockt mit massivem Gewinneinbruch

Microsofts Hoffnungen ruhen nun auf dem neuen PC-Betriebssystem Windows 7, das im Herbst startet. Die Aktie aber ging erst einmal auf Talfahrt.


Keine Entwarnung für den Rest des Jahres
Der Überschuss des US-Konzerns brach im Ende Juni abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal um fast 30 Prozent auf 3,0 Milliarden Dollar ein. Der Umsatz fiel um 17 Prozent auf 13,1 Milliarden Dollar. Für den Rest des Jahres gab Microsoft-Finanzchef Chris Liddell keine echte Entwarnung. Eine Erholung sei erst 2010 zu erwarten. Sein einziger Trost: «Es gibt ein paar Anzeichen, dass wir zumindest das Schlimmste hinter uns haben.» Der Konzern tritt noch mehr auf die Kostenbremse.


Klar hinter den Erwartungen zurückgeblieben
Die Zahlen verfehlten die Erwartungen der Analysten klar. Die Anleger reagierten massiv enttäuscht. Microsoft-Aktien stürzten zunächst in den USA nachbörslich um rund acht Prozent ab und setzten den Einbruch am Freitag im deutschen Handel ähnlich steil fort. «Das ist eine echte Enttäuschung», kommentierte Analyst Brendan Barnicle von Pacific Crest Securities die Zahlen im US-Wirtschaftsdienst Bloomberg.


Deutschland-Geschäft läuft besser
Microsofts Abschneiden gilt als wichtiger Gradmesser für die weitere Entwicklung der Tech-Branche und der Wirtschaft insgesamt, weil praktisch alle Unternehmen Computer nutzen. Andere IT-Riesen wie IBM und Intel hatten zuletzt für vorsichtigen Optimismus gesorgt. In Deutschland fiel das Microsoft-Geschäft besser als konzernweit aus. «Deutschland läuft gut. Wir wachsen», sagte Landeschef Achim Berg. Bei den Firmenkunden hätten zuletzt besonders die Finanz- und die Chemiebranche deutlich zugelegt – ebenso Ämter und Verwaltungen. Deutschland ist für Microsoft nun nach Umsatz der drittgrösste Markt hinter den USA und Japan. Gerade wurde Grossbritannien überholt. Konkrete Zahlen nennt der Konzern für einzelne Länder nicht.


Warten auf das neue Betriebssystem
Entscheidend ist für Microsoft mehr denn je der Erfolg des am 22. Oktober startenden Betriebssystems Windows 7. Weltweit laufen etwa 90 Prozent aller Personalcomputer mit einem Microsoft-System. Das derzeitige Windows Vista hatte enttäuscht.


Alle grossen Sparten mit Rückgängen
Im gesamten Geschäftsjahr 2008/2009 (30. Juni) fiel der Konzernumsatz um drei Prozent auf 58,4 Milliarden Dollar. Der Gewinn sackte um fast 18 Prozent auf 14,6 Milliarden Dollar ab. In allen grossen Microsoft-Sparten sanken Umsatz und Ergebnis im zweiten Quartal. Die Windows-Sparte traf es mit am härtesten: minus 29 Prozent bei den Erlösen und ein Drittel weniger Gewinn. Allerdings verzerrte der bevorstehende Windows-Wechsel die Zahlen etwas.


Gefahr durch Google
Neben dem Kerngeschäft mit Programmen für Firmen und Jedermann litten zuletzt auch das Spielegeschäft (Xbox) und die Online-Sparte. Der einstige Software-Pionier hatte die Internet-Revolution verpasst. Gefahr droht dem neuen Windows vom Rivalen Google, der für das kommende Jahr ein eigenes Betriebssystem unter dem Namen Chrome OS angekündigt hat. Umgekehrt startete Microsoft mit seiner neuen Internetsuche Bing erst Anfang Juni einen neuen Angriff auf den Google-Konzern, der hier mit deutlichem Abstand Marktführer ist.


Weitere Verhandlungen mit Yahoo!
Im Kampf gegen Google verhandelt Microsoft noch immer mit dem Internet-Konzern Yahoo! über eine Kooperation. Die Yahoo!-Spitze beriet laut «Wall Street Journal» darüber in der Nacht zum Freitag. Eine Übernahme von Yahoo! durch Microsoft war 2008 gescheitert. Microsofts Ergebnis belasteten auch Kosten für den Konzernumbau. Der Softwareriese streicht derzeit erstmals in seiner Geschichte 5.000 Stellen. Ganz anders das Bild beim Erzrivalen Apple. Der iPhone-und Computer-Hersteller meldete gerade erst ein sattes Plus bei Gewinn und Umsatz. (awp/mc/pg/34)

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