migrosmuseum Zürich: Marc Camille Chaimowicz -Zürich Suite

Marc Camille Chaimowicz verband verschiedene Medien wie Skulptur, Fotografie oder Zeichnung zu komplexen Installationen, denen ein anachronistischer Klang anhaftet. In den letzten Jahren wurde Marc Camille Chaimowicz, der zu Recht einen wichtigen Platz in der Kunstgeschichte einnimmt, als bedeutendes Vorbild von einer jüngeren Künstlergeneration wieder entdeckt.






Eine übersteigerte Subjektivität
1969 begann Marc Camille Chaimowicz, mit Performances und Installationen zu arbeiten. Der Ursprung dieser Arbeiten liegt im Bereich des Intimen und Persönlichen und den damit verbundenen Lebensumständen und Geschichten. Die Rauminstallation Celebration? Realife Revisited (1972/-2000-/2002) gruppiert in einem silbern gestrichenen Raum Gegenstände auf dem Boden, denen die Möglichkeit einer sen-timentalen Bedeutung anhaftet. Blumen, Wäschestücke oder Masken werden von Scheinwerfern ins Zentrum gerückt. Die Atmosphäre wird gleichsam durch die Lichtreflexionen von Discokugeln und der Musik von David Bowie oder Janis Joplin bestimmt. Im Gegensatz zur minimalistischen Neutralität der 1970er Jahre, versucht Celebration? Realife, eine übersteigerte Subjektivität herzustellen: Die Installation zeigt die Abkehr vom permanenten Objekt hin zu einem zeitabhängigen Prozess, der auch die Betrachter involviert, und eine Abwendung von sozialpolitischer Arbeit, welche die Kunst auf blosse Information reduziert. Für Marc Camille Chaimowicz stehen die Sinneswahrnehmung und die Meta-phorik im Vordergrund.

Shoe Waste.


Man will auch dabei sein, bei den ganz Grossen
Chaimowicz? grosse, möbelartige Skulpturen erwecken oftmals den Anschein, sich im Prozess einer Verwandlung zu befinden und stellen damit ihre Funktionalität in Frage. Bei Arbeiten wie Desk on Decline (1982/2003) ? ein in Pastellrosa gehaltener Schreibtisch, dessen Stabilität durch seine schräg verzerrte Konstruktion gebrochen wurde ? finden sich Anleihen an den Surrealismus. In der Dia-Installation Partial Eclipse? (1980-2003) nimmt Marc Camille Chaimowicz die Erfahrung des Verlusts, des Vergangenen und die Tradition des Dandyismus auf und reiht sich so in die historische Linie literarischer Figuren wie Leopold Bloom von James Joyce (1882-1941) oder französischer Poeten wie Charles Baudelaire (1821-1867), Marcel Proust (1871-1922), aber auch André Gide (1869-1951) und Jean Genet (1910-1986).


Wenn Malerei nur noch die Dekoration ist
Die aus mehreren Tafeln bestehende Arbeit Here & There (1978) verbindet einen ornamentalen Hintergrund mit grossen, darauf applizierten Schwarzweissfotografien, auf denen sich der Künstler inmitten einer stilllebenhaften, von Pflanzen und selbst entworfenen Möbeln bestimmten Umgebung befindet. Marc Camille Chaimowicz schafft auf diese Weise eine Verbindung zwischen der Intimität seiner Fotografien, die ihn in melancholischen, von Einsamkeit geprägten Posen zeigen, und der dekorativen Ästhetik der Malerei. Dieser Versuch, verlorene Erfahrung und Erinnerung mit Hilfe ästhetischer Stellvertreter aufzufinden und zu archivieren, zieht sich durch das gesamte Werk Chaimowicz? und geht mit einer Sinnlichkeit einher, welche zauberhafte, subtile und intime Szenerien explizit rauen Formen entgegenstellt.


Marc Camille Chaimowicz wurde im Paris der Nachkriegszeit geboren. Er lebt in London und Dijon. (mm/mc/th)

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