Milchpreis: Nur Westschweizer Bauern unterstützen «Milchstreik»

Rund 130 Milchproduzenten der Westschweizer Bauerngewerkschaft Uniterre sprachen sich am Mittwoch an einer Versammlung in Palézieux VD einstimmig dafür aus, den «Milchstreik» zu unterstützen. «Wir verhandeln seit Jahren erfolglos über den Milchpreis. Wir müssen heute feststellen, dass es kein anderes Mittel mehr gibt als Streik», begründete Jacques Barras, Mitglied der «Milch-Kommission» von Uniterre, gegenüber der Nachrichtenagentur SDA den Entscheid.


Streik vorerst auf Donnerstag und Freitag beschränkt
Gestreikt werden soll vorerst nur am Donnerstag und Freitag, wie Uniterre-Generalsekretärin Valentina Hemmeler sagte. Die Milch, die an diesen beiden Tagen gemolken wird, soll nicht an die Verarbeiter weitergegeben werden. «Wir werden am Freitag an einer weiteren Versammlung in Palézieux die Lage neu analysieren.»


Deutschschweizer Bauern wollen verhandeln
Die Deutschschweizer Milchbauern setzen dagegen auf Verhandlungen statt Streiks. Eine Forderung des Bäuerlichen Zentrums Schweiz (BZS) vom Mittwoch, der Boykott müsse von den Produzentenorganisationen ins ganze Land getragen werden, lehnen sie wie zuvor schon die Schweizer Milchproduzenten ab. Man befinde sich derzeit in Preisverhandlungen mit den Milchverarbeitern, sagte Christian Streun, Sprecher der bernischen Bauernorganisation Lobag, auf Anfrage. Daher plane man keine Kampfmassnahmen. Gleich tönt es bei Nordostmilch: Solange man am Verhandeln sei, werde es keinen Boykott geben, sagte Geschäftsführer René Schwager. Nordostmilch beliefert unter anderem die Verarbeiter Emmi, die Hochdorf-Gruppe und Elsa. Streun und Schwager betonten aber, das Anliegen eines höheren Milchpreises zu unterstützen.


Bisher kein Rückgang der Milchmenge
Einen Rückgang der Milchmenge gab es am Mittwoch wegen des «Streiks» noch nicht. Emmi, der grösste Schweizer Milchverarbeiter, konstatierte lediglich Veränderungen im Rahmen der normalen Tagesschwankungen, wie Unternehmenssprecherin Ruth Stadelmann auf Anfrage sagte. Stadelmann erwartet auch künftig keine Engpässe: Derzeit werde soviel Milch gemolken, dass man nicht mit einer Verknappung rechnen müsse. Es bräuchte sehr grosse Ausfälle, bis Emmi Probleme mit zu wenig Milch bekommen würde. Auch bei der Lobag und der Nordostmilch lieferten die Bauern am Mittwoch nicht weniger Milch ab.


Genauere Aussagen über die Zahl der streikenden Milchbauern konnte Emmi-Sprecherin Stadelmann nicht machen. Auch bei BIG-M hielt man sich zurück: Es sei sehr schwierig, im jetzigen Zeitpunkt aussagekräftige Zahlen zu kommunizieren, sagte Vorstandsmitglied Martin Haab. Angaben lägen frühestens am Donnerstag vor. Immerhin sei im zürcherischen Bezirk Affoltern («Säuliamt») mit rund 200 Milchbauern am Mittwoch praktisch keine Milch abgeliefert worden.  (awp/mc/ps)

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