Minarett-Initiative: Arbeitgeber befürchten Arbeitsplatzverluste

Allfällige Boykotte könnten zum Verlust von Arbeitsplätzen in der Schweiz führen. Das sei umso bedauerlicher, weil diese Wachstumsregionen dank Erdöl- und Gasreichtum künftig noch an Bedeutung gewinnen würden.


Untaugliches Zeichen
Leider sei es nicht gelungen, die Stimmberechtigten davon zu überzeugen, dass das antiliberale und unschweizerische Verbot von Minaretten nicht als Zeichen gegen islamische Machtansprüche tauge, bedauerte der Arbeitgeberverband. Vielmehr verstosse das Minarett-Verbot gegen die Religionsfreiheit und sei ein Affront für die in der Regel gut integrierten Schweizer Muslime. Die Schweiz müsse nun mit Aufklärungsarbeit den Schaden begrenzen, forderte der Wirtschaftsdachverband economiesuisse. Mittels Informationsarbeit müsse im Ausland klar gestellt werden, dass es sich nicht um ein Verbot des Islams, sondern nur um ein Verbot des Baus von Minaretten handle. Der Bund müsse mit den muslimischen Staaten den Dialog suchen.


Islamische Länder überrascht und schockiert
Das Verbot von Minaretten in der Schweiz hat die islamische Welt überrascht und schockiert. Gewalttätige Reaktionen sind jedoch nach Ansicht von Babacar Ba, Botschafter der Organisation der islamischen Konferenz (OCI), nicht zu erwarten. Die Schweizer Regierung habe klar gegen die Initiative Stellung genommen.


Ansehen der Schweiz leidet weiter
Das Ansehen der Schweiz in den islamischen Ländern leide aber, sagte Ba auf Anfrage der Nachrichtenagentur SDA. Und den Fundamentalisten könnte das Resultat neue Türen öffnen. Die OCI appelliere deshalb an die Wachsamkeit. Die Schweizer Muslime könnten sich bedroht fühlen. Eine Diskussion über die Rolle der Muslime in der Schweiz sei deshalb nötig. «Die Schweiz hat nicht rassistisch abgestimmt. Es war wohl vielmehr blanker Egoismus und die Sorge, dass jemand des Volkes Ruhe stören könnte», sagte Anouar Abou Eisheh, Rechtsprofessor an der Al-Quds-Universität in Ost-Jerusalem.


Munition für Extremisten
Das Abstimmungergebnis liefere den muslimischen Extremisten Argumente für ihren Kampf gegen den Westen. Für sie sei der Entscheid eine frontale Attacke gegen den Islam und seine Symbole. Er hoffe, dass das Beispiel in Europa nicht Schule mache. Muslime in Österreich und Deutschland bedauerten das Minarett-Verbot in der Schweiz. Für den Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde in Deutschland zeigt das Ja, dass die europäischen Gesellschaften noch nicht ganz reif für die Einwanderung seien.


Hohe Wellen im arabischen Raum
Gleichzeitig äusserte er grundsätzliche Zweifel, ob derartige Abstimmungen über religiöse Fragen überhaupt organisiert werden sollten. Über Religionsfreiheit könne ebenso wenig abgestimmt werden wie über Meinungsfreiheit. In den arabischen Medien warf das Minarett-Verbot hohe Wellen. Die Reaktionen reichten von Überraschung, Unverständnis und Enttäuschung bis hin zu blanker Wut. Es werde befürchtet, dass sich die Schweiz von ihren traditionell liberalen Werten abwende, sagte Hasni Abidi, Direktor des arabischen Forschungszentrums in Genf.


Gaddafi wird’s freuen
Das Minarett-Verbot liefere dem libyschen Staatschef Muammar Gaddafi zusätzliche Munition im Streit um die beiden festgehaltenen Schweizer Geschäftsleute. Libyen habe seit Beginn der Krise der Schweiz Rassismus gegenüber der arabischen Welt vorgeworfen. Das Abstimmungsergebnis ist nach Ansicht des ägyptischen Grossmuftis Ali Gomaa ein Warnzeichen, dass die versteckten Ängste in der Bevölkerung ernst genommen werden müssen. Der Integration unterschiedlicher Kulturen gelte es weltweit Priorität einzuräumen, sagte Gomaa gegenüber Swissinfo. Der Islam sei dazu bereit.


Applaus von Italiens Rechte
Applaus ernete das Schweizer Minarett-Verbot bei rechten Parteien im Ausland. «Aus der Schweiz kommt ein klares Zeichen: Ja zu Kirchtürmen, Nein zu Minaretten», sagte der italienische Reformminister Roberto Calderoni von der Lega Nord. Die Schweiz habe nicht die Religionsfreiheit beschränkt, sondern den politischen Islam in die Schranken gewiesen. Diese Meinung teilt Marine Le Pen vom französischen Front National. Die politische Elite in der Schweiz habe Volkes Stimme überhört.


 (awp/mc/ps/03)

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