Mobilfunk dringt in neue Dimensionen vor
Samsung will an einer Konferenz in Korea erstmals seine Technologie für Mobiltelefonie der vierten Generation demonstrieren. Bei der Show, die einigermassen realistische Bedingungen nachahmen soll, wollen die Koreaner Daten mit 100 Megabit pro Sekunde in einen mit 60 Stundenkilometern fahrenden Kleinbus übertragen. Dabei will Samsung den Bus auch zwischen verschiedenen Funkzellen wechseln lassen. Damit soll gezeigt werden, dass mit der Samsung-Technologie solche Transferraten auch bei mobilen Empfängern ohne merkliche Unterbrüche Aufrecht erhalten werden können.
Bei einem stationären Empfänger möchte Samsung sogar eine Transferrate von einem Gigabit pro Sekunde erreichen. Um den anwesenden Journalisten und Experten die dadurch entstehenden Möglichkeiten plastisch aufzuzeigen, wollen die Samsung-Leute nicht nur das Programm von 32 HDTV-Kanälen gleichzeitig herunterladen, sondern daneben auch noch Videogespräche führen und heftig im Internet surfen.
Rivalität zwischen Japanern und Koreanern
Die Koreaner sind dabei nicht einmal die ersten, die solche Tempis in der mobilen Datenübertragung erreichen. Die Japaner von NTT DoCoMo knackten bereits im Mai 2005 die 1 Gigabit-Marke, und erreichten im letzten Dezember sogar 2,5 Gigabit pro Sekunde. Die Japaner schafften dies allerdings unter Laborbedingungen. Dass sich Samsung nun an eine öffentliche Demonstration wagt, zeigt einen weiteren Reifungsschritt der Technologie. Überhaupt scheint die Rivalität zwischen Japan und Korea einer der Treiber der Entwicklung zu sein. Mit einer etwas experimentelleren Konfiguration der Anlage möchte Samsung gerne auch noch den absoluten Rekord an sich reissen und 3,5 Gigabit pro Sekunde erreichen ? eindeutig eine Sache des Prestiges.
Schon 2010?
Mit solchen theoretisch erreichbaren Transferraten lässt die 4G-Mobilfunktechnologie à la Samsung und NTT alle gegenwärtig aktuellen oder kurz vor der Marktreife befindlichen drahtlosen Technologien weit hinter sich ? UMTS wird praktisch meist mit 384 Kilobit/s angeboten und erreicht mit Zusatzaufrüstungen (z. Bsp HSPDA) vielleicht 14,4 Megabit pro Sekunde, WiMAX erreicht theoretisch 108 Megabit pro Sekunde und WLAN mit dem kommenden 802.11n-Standard 300 oder 600 Megabit pro Sekunde.
Aber nicht nur das: Auch die Festnetzbetreiber dürften bei solchen mit mobiler Technologie erreichbaren Tempos noch stärker unter Druck geraten und müssten ihre gegenwärtigen Angebote um ein vielfaches aufbohren, um mithalten zu können. Und sowohl gemäss Samsung als auch NTT könnte die Technologie schon in relativ kurzer Zeit marktreif sein und in wenig mehr als 3 Jahren, ab 2010, die ersten Netze eingerichtet werden.
Die Mobilfunkbetreiber dürften sich allerdings mit der Umsetzung generell wesentlich mehr Zeit lassen wollen. Schliesslich hat man erst gerade damit angefangen, ernsthaft UMTS bzw. 3G-Angebote zu pushen, und diese Netze sind noch nicht einmal zu einem kleinen Teil amortisiert. (Inside-IT/mc)