Museum Franz Gertsch: Ein Ring von unschätzbarem Wert

Der Kaiserring der Stadt Goslar würdigt Künstler, die der Kunst der Gegenwart wesentliche Impulse verliehen haben. Mit diesem Preis werden seit 1975 in der historischen Kaiserstadt Goslar herausragende Künstlerpersönlichkeiten wie Joseph Beuys, Richard Serra, Cy Twombly, Mario Merz oder Katharina Sieverding geehrt, die in der Ausstellung mit charakteristischen Arbeiten vertreten sind.







Bedeutungsvolle Werke
Seine internationale Bedeutung verdankt der Kaiserring nicht zuletzt der ausserordentlichen Kompetenz der Jury aus Museums- und Kunstfachleuten von Rang, die sich ehrenamtlich engagieren. Es ist es bislang jedes Jahr aufs Neue gelungen, Künstler auszuwählen, deren Werk von herausragender Bedeutung und Innovation für die Entwicklung der internationalen zeitgenössischen Kunst ist.


Jenny Holzer
Selections from Erlauf II, 2001
Granitbank mit politischen Inschriften.





 








Christian Boltanski
Suisses morts, 1990
400 s/w Photoabzüge, Lampen, Kabel


 


Christian Boltanski. 


Siegelring Heinrichs IV
Der Kaiserring ist – und das ist ebenso ungewöhnlich wie beachtlich – eine ideelle Auszeichnung, das heisst nicht mit einer Geldsumme dotiert; die Preisträger erhalten als symbolische Geste der Ehre einen Ring mit dem Siegel Heinrichs IV., graviert in einen Aquamarin. Und doch ist dieser Ring in seiner Bedeutung wahrhaft von «unschätzbarem Wert», wie der Titel der Ausstellung in Anspielung an Lessings berühmte Zeile aus der Ringparabel in seinem «Nathan der Weise» unterstreicht.







Franz Gertsch, Triptychon (Schwarzwasser), 1991/92
Holzschnitt auf 3 Platten

Franz Gertsch


Eine Preview
Anlässlich des 30. Jubiläums des Kaiserrings und des 75. Geburtstages von Franz Gertsch – Kaiserring-Laureat 1997 – folgten wir der Idee von Franz Gertsch, eine Ausstellung mit Preisträgern des Kaiserrings im museum franz gertsch zu realisieren. Die Ausstellung «…ein Ring von unschätzbarem Wert» vereint eine


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Auswahl markanter Positionen von einem Dutzend der erlesenen «Ringträger», darunter auch in einer Art «Preview», ein Zeichnungskonvolut aus dem 366-teiligen Magellan-Zyklus (1996) des amerikanischen Künstlers Robert Longo, der am 8. Oktober 2005 den 30. Kaiserring erhalten wird.








Cindy Sherman, untitled # 89, 1981, Farbfotografie



 


cindy sherman


Ein Dialog künstlerischer Repräsentationsformen
Ein Fokus der Ausstellung liegt auf dem vielfältigen Dialog künstlerischer Repräsentationsformen wie Malerei, Fotografie, Film, Zeichnung, Objektkunst und (Video-)Installation. Die Zusammenstellung der Arbeiten von insgesamt 13 der weltberühmten Preisträgerinnen und Preisträgern konzentriert sich inhaltlich auf zwei wesentliche Themenkomplexe: das Ausloten politisch-gesellschaftlicher Fragestellungen und die Reflexionen über Welt-Modelle, über Natur und Mythos.


Die Ästhetik der Erinnerungsarbeit
Um gesellschaftliche Erinnerungsarbeit geht es in Bernd und Hilla Bechers Fotoserien industrieller Bauten. Ein Hauptwerk von Christian Boltanski, die 400 s/w-Fotografien umfassende Installation Suisses morts (1990), verhandelt das Auslöschen und Archivieren von Erinnerung. Im Raster der schwarzen Umrandungen erlebt der Betrachter angesichts der beeindruckenden Ansammlung von Fotografien verstorbener Schweizer nahezu körperlich die Untersuchung der existentiellsten menschlichen Themen: Leben und Tod. Katharina Sieverdings monumentaler Stauffenberg-Block bezieht sich auf die Symbolfigur des deutschen Widerstandes gegen Adolf Hitler, und thematisiert damit ebenso die gesellschaftliche Verantwortung und Moral des Individuums wie Jenny Holzer mit ihren Sinnsprüchen auf LED-Panels und anderen Trägern. Robert Longo thematisiert in seinen Zeichnungen die allgegenwärtige mediale Bilderflut. Cindy Shermans Centerfolds, Farbfotografien, die auf das Mittelposter von Erotikmagazinen verweisen, spielen mit Erwartungshaltungen und Rollenklischees unserer Mediengesellschaft.


Politik und satirischer Ernst
Der zweite Raum der Ausstellung präsentiert Zeichentrickfilme und Zeichnungen des südafrikanischen Künstlers und Apartheitsgegeners William Kentridge. Hier verbindet sich die politische Komponente mit einem Leitmotiv des folgenden Raumes: der Natur, insbesondere die Thematik des Wassers.


Einerseits der Mythos, andererseits die Technik
Natur im Spannungsfeld zwischen Mythos und Technik bildet den zweiten Themenschwerpunkt der Ausstellung. Das Spektrum reicht von lebendigen Fischen, die sich in einem Fernseh-Aquarium des Video-Pioniers Nam June Paik tummeln, über ein Krokodil mit Fibonacci-Neon-Zahlenreihe von Mario Merz bis hin zur Capri-Batterie und weiteren ausgewählten Arbeiten von Joseph Beuys. Cy Twombly verhandelt Natur auf einer poetisch-mythologischen Ebene.


Wenn die Tiefe des Schwarz mehr zu sagen hat
Viele der gezeigten Arbeiten untersuchen Modelle der Welt; einen vermeintlich hermetisch-architektonischen Zugang zu spezifischen (Lebens-)Räumen präsentiert Richard Serra mit der monochrom schwarzen Leinwandzeichnung Mic Mac (No. 1) (1990). Das Verhältnis der Fläche zum architektonischen Raum wird mit dieser Arbeit ausgelotet, deren Titel jedoch konzeptuell auf den nordamerikanischen Indianerstamm der Mic Mac, die zu den Ureinwohnern Kanadas zählen, verweist. (mfg/mc/th)

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