Nokia Siemens übernimmt Teile von Motorola

Im vergangenen Jahr hatte das deutsch-finnische Gemeinschaftsunternehmen ohne Erfolg für Sparten des kanadischen Ausrüsters Nortel geboten. Die beiden Unternehmen hätten sich auf einen Preis von 1,2 Milliarden US-Dollar geeinigt, hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung von NSN und Motorola vom Montag. Nokia Siemens übernimmt mit dem Kauf Kundenbeziehungen zu mehr als 50 Netzbetreibern und baut damit vor allem seine Position in den USA und Japan aus.


Neu umsatzmässig Nummer drei in USA
«Wir haben im Vergleich zum Rest der Welt in den USA geringere Marktanteile. Mit diesem Erwerb werden wir nach Umsatz Nummer drei in den USA werden», sagte der NSN-Manager Bosco Novak. In Japan steigt NSN eigenen Angaben zufolge nach dem Kauf unter den ausländischen Netzwerkausrüstern zur Nummer 1 auf. NSN kauft sich von Motorola ausserdem die Mobilfunktechnologien CDMA und Wimax – das sind Mobilfunkstandards, die unter anderem in den USA genutzt werden und die NSN bislang nicht in seinem Produktportfolio hatte. Novak verspricht sich davon vor allem in der Zukunft neue Geschäfte, denn CDMA könne in Zukunft auf den Mobilfunkstandard der nächsten Generation Long Term Evolution (LTE) aufgerüstet werden. Wimax wiederum gilt als Konkurrenztechnologie zu LTE und wird in den USA unter anderem vom Kabelnetzbetreiber Clearwire eingesetzt.


7.500 Motorola-Mitarbeiter wechselns zu NSN
Finanziert werde der Kauf aus dem laufenden Geschäft und Krediten, sagte Novak weiter. 7.500 Mitarbeiter von Motorola sollen zu NSN wechseln. Teile des Geschäfts würden integriert: «Wir kaufen zum Beispiel Entwicklungszentren von Motorola, die werden in die Entwicklungsorganisation integriert.» Über die Investitionen im laufenden Geschäft hinaus rechnet Novak nicht mit «signifikanten Ausgaben». Der Netzwerkausrüster versucht sich seit einiger Zeit gesund zu schrumpfen. Um jährlich rund eine halbe Milliarde Euro will NSN die Betriebskosten bis 2011 drücken. Mindestens noch einmal soviel soll durch den günstigeren Einkauf von Material und Leistungen gespart werden. Ausserdem sollen sieben bis neun Prozent der weltweit mehr als 60.000 Mitarbeiter entlassen werden. «Die Investitionen jetzt in die Teile von Motorola sind als Investitionen in die Zukunft und in die Märkte zu sehen. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun», betonte Novak.


Aufspaltung bei Motorola
Auch Motorola steckt mitten in einem Umbau. Der US-Konzern will seine verlustreiche Handyproduktion bis zum ersten Quartal 2011 von den gewinnbringenden Firmenkunden-Aktivitäten abspalten, wozu die Netzwerktechnik gehört. Am Ende soll es zwei eigenständige Unternehmen geben. In einem ersten Schritt wird das Geschäft mit Handys und Empfangsgeräten fürs Kabelfernsehen aus dem Konzern herausgelöst. Das verbliebene Geschäft mit Firmenkunden benennt sich in Motorola Solutions um. Die Angebotspalette umfasst hier neben der Handy-Netztechnik auch Barcode-Scanner, Funketiketten-Lesegeräte, Rundfunktechnik und Sicherheitssysteme. Über einen möglichen Verkauf des Netzwerkbereichs wurde schon seit längerem spekuliert. Der Name NSN als Interessent tauchte erstmals vor einer Woche auf. (awp/mc/ps/18)

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